Autoritarismus und Nationalismus in staatssozialistischen Gesellschaften
Das Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung richtet in Kooperation mit der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur vom 18. bis zum 20. Juni 2020 in Berlin die „2. Hermann-Weber-Konferenz zur Historische Kommunismusforschung“ aus. Die Tagung widmet sich den Traditionen und Mentalitäten des Autoritarismus und Nationalismus in den Gesellschaften der sowjetischen Hegemonialsphäre.
Mit dem Aufkommen von rechtspopulistischen, autoritären Bewegungen und der Etablierung illiberaler Regime (auch) in Ländern des ehemaligen Ostblocks richtet sich die Aufmerksamkeit der Geschichtswissenschaften verstärkt auf Ursprünge und Traditionen dieser politischen Strömungen in der Zeit des Staatssozialismus. Dabei wird die Interpretation des Zusammenbruchs des historischen Kommunismus 1989/91 als säkularer Triumph des liberalen „Westens“ und seiner Werte von Demokratie und Pluralität zunehmend infrage gestellt.
Die Entwicklungen in den postkommunistischen Gesellschaften lenken den Blick auf eine Fülle von Mentalitäten und politisch-kulturellen Haltungen jenseits der weltanschaulichen Sphären des orthodoxen Kommunismus, aber auch – im weitesten Sinne – westlich-liberaler Freiheitsvorstellungen, wie sie etwa in der Dissidenz beansprucht wurden. Charakteristisch für diese Phänomene ist, dass sie sich in der Dichotomie von Regime versus Bevölkerung oft nicht eindeutig zuordnen lassen, sondern quer dazu zu finden sind.
Zur Konferenz werden unter anderem Vorträge angeboten, welche nach den historischen Wurzeln von Erscheinungen des Autoritarismus in der Gegenwart fragen.