15. Internationales Symposium der Stiftung Ettersberg: Europas vergessene Diktaturen? Diktatur und Diktaturüberwindung in Spanien, Portugal und Griechenland
Die Stiftung Ettersberg nahm auf ihrem 15. Internationalen Symposium die Diktaturen und Diktaturerfahrungen des franquistischen Spaniens, des Portugals unter Salazar und der Militärdiktatur in Griechenland vergleichend in den Blick. Die drei Sektionen fragten nach Ideologie und Herrschaftspraxen der Diktaturen, der Transitionen und schließlich nach der Erinnerung und Aufarbeitung. Die Konferenz versuchte diese südeuropäischen Diktaturen in eine gesamteuropäische Geschichte zu integrieren. Die Tagung zeigte, dass das heutige Erstarken populistischer Parteien nicht auf die Diktaturerfahrungen zurückgeführt werden kann. Es wurde allerdings deutlich, dass trotz der massiven Unterschiede in den demokratischen Transformationen, die politische Phrase vom demokratischen Übergang von verschiedensten Gruppierungen im Diskurs genutzt wird und somit auf die Vergangenheit der Diktaturüberwindung rekurriert.
„Gibt es einen Zusammenhang zwischen Diktaturerfahrung sowie Diktaturaufarbeitung und dem Aufkommen populistischer Bewegungen [...] im Europa der Gegenwart? Sind diese gar Ausdruck einer starken Europaskepsis sowie enttäuschter Hoffnungen, die am Ende der jeweiligen Diktaturen überall sehr groß waren?“ Dies waren die zentralen Leitfragen, mit denen JÖRG GANZENMÜLLER (Weimar/Jena) das 15. Symposium der Stiftung Ettersberg unter dem Titel ‚Europas vergessene Diktaturen? Diktatur und Diktaturüberwindung in Spanien, Portugal und Griechenland` eröffnete. Erstmals widmete sich die Tagung ausführlich den – wie Ganzenmüller betonte – „Vergessenen Diktaturen“ und nahm diese vergleichend in den Blick. Die erste Sektion fragte dabei zunächst nach dem Charakter der südeuropäischen Diktaturen, ihrer Entstehung sowie den Formen von Herrschaft, Ideologie und Gewalt, die diese entwickelten. Den ausführlichen Tagungsbericht auf H-Soz-Kult von Konstantin Heinisch-Fritzsche finden sie hier.
Konferenzübersicht:
Jörg Ganzenmüller (Weimar/Jena): Eröffnung
Adam Krzemiński (Warschau): Das Ende der Hoffnung Europa? Populismus und Nationalismus in postdiktatorischen Gesellschaften
Sektion I: Die südeuropäischen Diktaturen nach 1945: Ideologie, Herrschaft und Gewalt
Moderation: Christiane Kuller (Erfurt)
Carlos Collado Seidel (Marburg): Spanien
Christiane Abele (Paris/Freiburg): Portugal
Janis Nalbadidacis (Berlin): Griechenland
Sektion II: Europa als Perspektive: Das Ende der Diktaturen und die Systemtransformation
Moderation: Claudia Kraft (Siegen)
Ulrike Capdepón (Hamburg): Transition und Spaniens Weg nach Europa
Antonio Muñoz Sánchez (Lissabon): Die Nelkenrevolution und das Ende des Estado Novo
Adamantios Theodor Skordos (Leipzig): Die Diktaturüberwindung in Griechenland
Sektion III: Nationales Erinnern und europäisches Vergessen?
Moderation: Axel Doßmann (Jena)
Xosé M. Núñez Seixas (München): Schweigen oder Erinnern? Die unterbliebene Auseinandersetzung mit der Franco-Diktatur
Teresa Pinheiro (Chemnitz): Die Erinnerung an die Salazar-Diktatur
Despoina Skourti (München): Vom Ereignis zur Prosa: Die literarische Erinnerung an das Obristenregime
Podiumsdiskussion: Europa – eine verlorene Hoffnung? Süd- und ostmitteleuropäische Perspektiven im Vergleich
Moderation: Jörg Ganzenmüller (Weimar/Jena)
Teilnehmer/innen: Włodzimierz Borodziej (Jena/Warschau), Éva Kovács (Wien/Budapest), Xosé M. Núñez Seixas (München), Teresa Pinheiro (Chemnitz), Adamantios Theodor Skordos (Leipzig)