Blinde Flecken in der Geschichtsbetrachtung? Kommunismus im 20. Jahrhundert
Internationale Konferenz anlässlich des 100. Jahrestages der Oktoberrevolution
2017 jähren sich die Februar- und Oktoberrevolution zum einhundertsten Mal. Bereits am 23. Februar 1917 kam es nach vorangegangenen Streiks und Plünderungen zur Gründung der Arbeiter- und Soldatenräte, die gemeinsam mit dem russischen Parlament die Regierungsgewalt übernahmen und den Zaren entmachteten. Damit nahm die Russische Revolution ihren Anfang, an deren Ende die Bolschewiki eine kommunistische Herrschaft errichteten, die das gesamte 20. Jahrhundert nachhaltig prägen sollte. Aus diesem Anlass veranstalteten die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und die Friedrich-Ebert-Stiftung vom 23. bis 25. Februar 2017 in Berlin die internationale Konferenz »Blinde Flecken in der Geschichtsbetrachtung? Kommunismus im 20. Jahrhundert«. Die Konferenz war der Auftakt des Themenjahres »Der Kommunismus: Utopie und Wirklichkeit« der Bundesstiftung Aufarbeitung.
Ausgehend von einem Überblick zur Geschichte des Kommunismus und seinem historischen Kontext wurden die unterschiedlichen Ausformungen der verschiedenen »Kommunismen« weltweit sowie deren Gemeinsamkeiten in den Blick genommen. Welche Konjunkturen des Kommunismus gab es und welche Bilanz können wir heute ziehen? Wie präsent ist der Kommunismus in der Forschung, in der Öffentlichkeit, in der Populärkultur und als politisches Erbe im vereinten Deutschland? Und wie sind die Verbrechen und die Opfer kommunistischer Regime in die Gewaltgeschichte des »Zeitalters der Extreme« einzuordnen?
Die internationale Konferenz lud in vier Panels renommierte Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik und Kultur und historisch-politischer Bildung dazu ein, den Ort des Kommunismus in der deutschen und europäischen Erinnerungskultur zu vermessen und damit verbundene Herausforderungen für die Forschung und Bildung zu diskutieren. Der 100. Jahrestag der Russischen Revolution bot die Chance, die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Kommunismus im 20. Jahrhundert in einem neuen Licht zu betrachten und in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken.
Einen ausführlichen Tagungsbericht für H-Soz-Kult von Cornelius de Fallois und Stefan Finkele finden sie hier.
Tagungsprogramm:
Donnerstag | 23. Februar 2017
Begrüssung
Eröffnungsvortrag Gerd Koenen | »Kommunismen im 20. Jahrhundert«
Ulrich Mählert und Gerd Koenen | Präsentation der Plakatausstellung »Der Kommunismus in seinem Zeitalter« Eine Ausstellung der Bundesstiftung Aufarbeitung und des Deutschen Historischen Museum
Freitag | 24. Februar 2017
9.00-11.30 Panel 1 Bestandsaufnahmen. Der Kommunismus in Forschung, Öffentlichkeit, Populärkultur und als politisches Erbe im vereinten Deutschland
Detlef Siegfried | »Der Kommunismus in der Populärkultur und als politische Nische«
Stephen Anthony Smith | »Der Kommunismus als Forschungsgegenstand seit 1990«
Hans-Joachim Veen | »Das politische Erbe des Kommunismus im vereinten Deutschland«
Moderation: Jacqueline Boysen
11.30–16.30 Panel 2 Der Kommunismus in der Erinnerungskultur und der poltischen Bildung
Impulsvortrag Anna Kaminsky | »Der Kommunismus als Stiefkind der Erinnerungskultur«
Podiumsdiskussion »Kommunismuserinnerung - (k)ein Thema für die politische Bildung?«
Sabine Bamberger-Stemmann | Andreas Kleine-Kraneburg | Thomas Krüger | Anja Kruke | Florian Weis
Moderation: Michael Parak
Videoübertragung Charles S. Maier | »Konjunkturen der Kommunismusdebatte und Kommunismuskritik«
16.30–18.00 Panel 3 Die europäische Dimension der Erinnerung
Podiumsdiskussion »Der Kommunismus in der europäischen Erinnerungskultur«
Markus Meckel | Etienne François | Adam Krzemiński | Neela Winkelmann-Heyrovská Moderation: Sabine Adler
Samstag | 25. Februar 2017
9.00–12.30 Panel 4 Politische Gewalt im Zeitalter der Extreme
Vortrag Jörg Baberowski | »Politik und Massenmord im Zeitalter der Extreme - eine vergleichende Bilanz«
Podiumsdiskussion »Wie über politische Gewalt im Zeitalter der Extreme sprechen?«
Benjamin Ziemann | Zsuzsa Breier | Juri Durkot | Jörg Baberowski Moderation: Harald Asel
Schlusswort Katharina Hochmuth