Es ist nicht alles gesagt. Ein Workshop zur DDR-Forschung
Vom 30. November 2018 bis zum 1. Dezember 2018 fand am Institut für Geschichtswissenschaft der Humboldt-Universität Berlin ein Workshop unter dem Titel „Es ist nicht alles gesagt. Ein Workshop zur DDR-Forschung“ statt. Die Veranstalterinnen Steffi Brüning und Maria Neumann nahmen den 2019 anstehenden 30. Jahrestag der Friedlichen Revolution zum Anlass, gängige geschichtswissenschaftliche Forschungsansätze zur DDR kritisch zu hinterfragen und neue Perspektiven zu eröffnen. Dabei wurde der Blick auf vielfältige Themenfelder gerichtet: Konzeptionelle Überlegungen zur Nutzung zentraler Begriffe innerhalb der DDR-Forschung; Praktische und Methodische Überlegungen in Hinblick auf die Quellenlage und Oral History; Die DDR aus der Perspektive der Akteur/innen; Lokal- und Regionalstudien zur Analyse der Herrschaftspraxis in der DDR sowie Forschungen zu einer Geschichte „von unten“.
Zu Beginn des Workshops führten STEFFI BRÜNING (Rostock) und MARIA NEUMANN (Berlin) in das Thema ein. Sie fassten Überlegungen zur DDR-Forschung zusammen, die sie im Vorfeld gemeinsam entwickelt hatten. Dabei schilderten sie ihre Beobachtungen, wonach sich die DDR-Forschung häufig in Legitimationsdebatten verliere und die oftmals institutionelle Vermischung von Aufarbeitung und Forschung, den Zugang zu bestimmten Themenfeldern wie der Täterinnen- und Täterforschung erschwere, wenn nicht gar blockiere. Die immer wieder bemerkbare Angst vor einem Deutungsverlust hänge auch damit zusammen, dass mit Blick auf die DDR häufig Zeitzeugenschaft und Forschung in einer Person zusammenfielen, ohne dass diese in der Lage seien, ihre eigene Standortgebundenheit zu thematisieren.
Den gesamten Tagungsbericht von Jan-Paul Hartmann für H-Soz-Kult können Sie hier weiterlesen.
Konferenzübersicht:
Einführung
Steffi Brüning (Rostock) / Maria Neumann (Berlin): Warum dieser Workshop?
Keynote
Katharina Lenski (Jena): Die Frau in der Leere der Aktenberge. Randlagen der DDR-Geschichtsbewältigung
Panel I: Perspektivwechsel. Quellen und Ansätze für eine Alltagsgeschichte
Jan Kleinmanns (Bonn): Abseits der Aufarbeitung. Alltagsgeschichtliche Zugänge zur Öffentlichkeit in der DDR
Nick Wetschel (Dresden): „[...] hielt sie das erst für einen dummen Scherz, dann für eine indiskutable Angelegenheit“ – Zwei Tagebücher als Quelle einer Alltagsgeschichte des wirtschaftlich-wissenschaftlichen Austauschs mit dem Irak
Nikolai Okunew (Potsdam): Heavy Metal in der DDR: Eine politische Subkultur?
Exkursion: Einblick ins Geheime. Führung durch das Archiv der BStU
Panel II: Wir und die Anderen. Zur Konstruktion von Identitäten
Stephanie Kanne (Münster): „So wie wir heute arbeiten, werden wir morgen arbeiten.“ (De-)Konstruktionen weiblicher Rollenbilder auf Plakaten der SBZ/DDR
Katinka Meyer (Göttingen): Wenn nicht alles gesagt werden darf... Tabuisierung familiärer Vergangenheiten und ihre Folgen (Vertriebene in der DDR)
Panel III: Systemträger/innen? Eliten und ihre Praxen
Anika Manschwetus / Simon Scholz (beide Kassel): Systembezüge in Sozialprofilen von DDR-Eliten
Regine Dehnel (Berlin): Die Rolle der Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände (1953-1995) bei der Weiterverteilung von NS-Raubgut
Panel IV: Akteure im Kollektiv. Handlungsspielräume der Integration und Ausgrenzung
Constanze Schliwa (Hamburg): Heimerziehung in der DDR
Julia Reinke (Jena): Sozialistische Flüchtlingspolitik. Überlegungen zu Akteuren im Flüchtlingsmanagement am Beispiel der Aufnahme griechischer Bürgerkriegsflüchtlinge in der DDR
Panel V: Zeitenwandel. Zwischen Kontinuitäten und Brüchen
Nadine Kulbe (Dresden): „Die Sicherstellung der DAF-Buchbestände für den FDGB erscheint von großer Wichtigkeit.“ Die Bedeutung der DDR-Forschung für die Suche nach NS-Raubgut
Jessica Bock (Dresden): Frauen in Ost und West – 30 Jahre (Un-)Einigkeit?