Tagungsbericht

Linke Zwischengruppen – vor, mit und jenseits der Neuen Linken in beiden deutschen Staaten

| vom 12.10.2017 | bis zum 13.10.2017 | Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam | Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH)
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Vom 12. bis 13. Oktober 2017 fand die Konferenz "Linke Zwischengruppen – vor, mit und jenseits der Neuen Linken in beiden deutschen Staaten" statt. Die Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg und das Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam thematisierten bei dieser Konferenz die sogenannten linken „Zwischengruppen“. Diese entstanden in der Weimarer Republik als Abspaltungen von SPD und KPD, meist nachdem mehrere Mitglieder aus den Parteien ausgeschlossen wurden. Darauf folgte dann die Gründung von neuen Parteien wie der Sozialistische Arbeiterpartei (SAP) und des Leninbunds oder von Splittergruppen wie der Kommunistischen Partei-Opposition (KPO). Die zweitägige Konferenz beschäftigte sich mit diesen „Zwischengruppen“ und fragte nach den Überresten und Reaktivierungen der Gruppierungen nach der Verfolgung durch die Nationalsozialisten und der Jahre im Exil. Die Vorträge und Podiumsdiskussionen beschäftigten sich mit den intellektuellen und politischen Einflüssen ebenso wie mit biografischen Zugängen. Auf diese Weise sollen die Nachwirkungen und Einflüsse der „Zwischengruppen“ in der Bundesrepublik, der DDR und Osteuropa erkundet werden.

Was blieb 1945 nach den Jahren der Verfolgung und des Exils von den häufig intellektuell kraftvollen, aber politisch meist einflusslosen linken Zwischengruppen der Weimarer Republik? Das Wirken von AkteurInnen und Netzwerken der Zwischengruppen nach 1945 sollte untersucht werden, wie auch Resonanzen in der Neuen Linken seit den 1960er-Jahren. Dass neue Perspektiven auf die linken Zwischengruppen notwendig sind und Forschungen zur Linken Diversitäten in den Blick nehmen sollten, stellte bereits die stellvertretende Direktorin der Forschungsstelle für Zeitgeschichte (FZH) KIRSTEN HEINSOHN (Hamburg) in ihrer Begrüßung heraus. Als weitere Fragestellung hob sie die geschlechterhistorische Analyse der linken Zwischengruppen hervor: Wie funktionierte die männliche Vergemeinschaftung, wie der männliche Zugriff auf linke Gruppen und Überzeugungen?

Den Tagungsbericht von Vera Bianchi für H-Soz-Kult können Sie hier weiterlesen.

Konferenzübersicht:

Kirsten Heinsohn (Hamburg): Begrüßung

Knud Andresen (Hamburg): Einführung

Sektion 1: Kontinuitäten und Rezeptionen
Moderation: Axel Schildt (Hamburg)

Marcel Bois (Hamburg): Vergessen, verdrängt und wiederentdeckt. Zur Rezeption des Linkskommunismus der Zwischenkriegszeit in der Bundesrepublik

Willy Buschak (Bochum): Kontinuitäten und Brüche im europäischen Linkssozialismus nach 1945

Sektion 2: Der Blick in den globalen Süden
Moderation: Knud Andresen (Hamburg)

Natalija Dimić (Belgrad): Forging an Ideological Alliance: Yugoslavia and German Left Socialists in the Late 1940s and Early 1950s

Michael Frey (Dortmund): Ideologische Brücken zwischen den dreißiger und sechziger Jahren? Trotzkistische Intellektuelle, die entstehende Neue Linke und der (geteilte) Weg in die Dritte Welt

Öffentliche Abendveranstaltung
Moderation: Ralf Hoffrogge (Bochum)

Jens Becker (Düsseldorf): Heinrich Brandler – Anmerkungen zum 50. Todestag

Mario Keßler (Potsdam / New York): Theodor Bergmann - Kommunistischer Kritiker des Sowjet-Kommunismus (1916-2017)

Sektion 3: Osteuropäische Auseinandersetzungen
Moderation: Uwe Sonnenberg (Berlin)

Martina Metzger (Planegg): Die Kontakte der DDR-Dissidenten Robert Havemann und Wolf Biermann zu westeuropäischen linken Zwischengruppen und gleichgesinnten Exilkommunisten in den 1970er bis 1980er Jahren

Dirk Mathias Dalberg (Bratislava): Die tschechische „Bewegung der revolutionären Jugend“ und ihre ideologischen Verbindungen zu deutschen linken Zwischengruppen

Sektion 4: Biografische Dimensionen in etablierten Organisationen
Moderation: Yvonne Robel (Hamburg)

Jens Becker (Düsseldorf): "Die Arbeiterbewegung (...) hat sich die große Aufgabe gestellt, unsere Gesellschaftsordnung zu verbessern und umzugestalten." Otto Brenners Politik- und Gewerkschaftsansatz in der frühen Bundesrepublik

Philipp Kufferath (Bonn / Köln): Netzwerke, Lernprozesse und Traditionsstiftung. Peter von Oertzen und die Erfahrungswelten der Weimarer Zwischengruppen nach 1945

Sektion 5: Biografische Dimensionen außerhalb etablierter Organisationen
Moderation: Mario Keßler (Potsdam / New York)

Michael Buckmiller (Hannover): Wolfgang Abendroth - Von der "Freien Sozialistischen Jugend" zur linkssozialistischen Erneuerung in der Bundesrepublik

Hartmut Rübner (Berlin): Antiautoritäre Jugend, Freidenkerwiderstand und Heimatlose Linke. Der Grenzgänger Fritz Parlow (1905-1983)

Veranstalter: