Tagungsbericht

Sowjetische und deutsche Kriegsgefangene und Deportierte im Zweiten Weltkrieg. Perspektiven für historische Forschung und Erinnerungskultur

| vom 13.06.2017 | bis zum 14.06.2017 | Deutsches Historisches Institut Moskau | Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst | Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. | Ludwig-Boltzmann-Institut (LBI) für Kriegsfolgen-Forschung
Konferenz: Sowjetische und deutsche Kriegsgefangene und Deportierte im Zweiten Weltkrieg, Screenshot von der Website Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst

Die Konferenz widmete sich der Vernetzung- und Kooperation im Datenbank- bzw. Archivbereich zum Thema sowjetische und deutsche Kriegsgefangene. Bis heute sind nicht alle Schicksale ausreichend geklärt. Die interdisziplinäre und internationale Konferenz diskutierte Chancen und Herausforderungen von internationalisierten Datenbanken und transnationalen Gedenkprojekten. Die Veranstaltung offenbarte ein erhebliches Defizit an Vernetzung, Kooperation und Zusammenarbeit über Nationalstaatsgrenzen hinweg. Die Konferenz bot somit einen ersten Ansatzpunkt diese Situation konstruktiv zu verbessern. Wichtige Akteure aus Forschung, Beauskundung und Erinnerungsarbeit aus verschiedenen Ländern diskutierten Lösungsansätze für die mangelnde Kooperation in der Vergangenheit.

Im Juni 2016 wurde das vom Auswärtigen Amt geförderte Recherche- und Datenbankprojekt „Sowjetische und deutsche Kriegsgefangene und Internierte“ infolge einer gemeinsamen Erklärung des russischen und des deutschen Außenministers in die Wege geleitet. Das Projekt ruft russische und deutsche Fachbehörden, Archive sowie Forscherinnen und Forscher zu einer engeren Kooperation bei der Suche und Digitalisierung von Archivunterlagen auf, um das Schicksal sowjetischer und deutscher Kriegsgefangener des Zweiten Weltkrieges zukünftig umfassender aufzuklären und den Zugang und Austausch von Archivalien grenzüberschreitend zu erleichtern und neue Impulse in der Gedenkarbeit zu setzen.Im Rahmen dieses Kooperationsprojekts luden der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., das Deutsche Historische Institut (DHI) Moskau, das Deutsch-Russische Museum Berlin-Karlshorst und das österreichische Ludwig-Boltzmann-Institut (LBI) für Kriegsfolgen-Forschung Vertreter/innen von Forschungs- und Beauskunftungseinrichtungen aus Russland, Deutschland, der Ukraine, Polen, Belarus und Österreich zur Konferenz „Sowjetische und deutsche Kriegsgefangene und Deportierte im Zweiten Weltkrieg“ ein. Den ausführlichen Tagungsbericht von Laura Eckl für H-Soz-Kult finden Sie hier.

Konferenzübersicht:

Kriegsgefangenschaft und Internierung: Wege der Forschung
Michael Reiffenstuehl (Auswärtiges Amt), Järg Morré (Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst), Wolfgang Schneiderhan (Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.), Nikolaus Katzer (Deutsches Historisches Institut Moskau), Stefan Karner (Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung, Graz): Begrüßung

Panel 1: Das bilaterale Recherche- und Datenbankprojekt „Sowjetische und deutsche Kriegsgefangenschaft und Internierte“
Moderation: Heike Winkel (Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.)

Wasilij Tolotschko (Vereinigung Soldatengedenken Moskau): Datenbanken zu ausländischen Kriegsgefangenen in der Russischen Föderation
Hans-Hermann Söchtig (Deutsche Dienststelle WAst, Berlin)
Andreas Hilger (Deutsches Historisches Institut Moskau)
Sergej Balandjuk (Aktiengesellschaft „Elektronisches Archiv“/ELAR AG, Moskau): Die Arbeit der ELAR AG zu Kriegsgefangenen
Viktor Tumarkin (OBD Memorial, Moskau)

Panel 2: Sowjetische Kriegsgefangene in deutschem Gewahrsam
Moderation: Jörg Skriebeleit (KZ-Gedenkstätte Flossenbürg)

Rolf Keller (Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten, Celle): Sowjetische Kriegsgefangene in deutschem Gewahrsam 1941-1945. Anmerkungen zum Forschungsstand
Renata Kobylarz-Buła; Violetta Rezler-Wasielewska (Zentrales Museum der Kriegsgefangenen, Łambinowice): Sowjetische Kriegsgefangene im Stalag 318 VIII f (344) Lamsdorf
Daniel Bißmann (Humboldt Universität, Berlin): Das Unternehmen „Zeppelin“
Seth Bernstein (National Research University, Higher School of Economics, Moskau): Vektoren der Heimkehr. Schicksale von Repatriierten in der stalinistischen UdSSR nach dem Zweiten Weltkrieg

Panel 3: Deutsche Kriegsgefangene in sowjetischem Gewahrsam
Moderation: Viktor Muchin (Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Moskau)

Stefan Karner (Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung, Graz): Die Hauptverwaltung für Kriegsgefangene und Internierte (GUPVI). Zur wissenschaftlichen und humanitären Bearbeitung des Projekts in Österreich
Boris Chawkin (Russische Staatliche Geisteswissenschaftliche Universität, Moskau): Deutsche Kriegsgefangene in sowjetischem Gewahrsam. Forschungsstand
Alexander Epifanow (Universität Wolgograd): Deutsche Kriegsgefangene und sowjetische Verfolgung von Kriegs- und NS-Verbrechen
Natalja Markdorf (Staatliche Pädagogische Universität Nowosibirsk): Ausländische Kriegsgefangene in Sibirien

Panel 4: Deportation und Zwangsarbeit
Moderation: Heike Winkel (Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.)

Tetiana Pastuschenko (Ukrainische Akademie der Wissenschaften, Kiew): Politik und Praxis von Zwangsarbeit von Arbeitern aus den Ostgebieten des deutschen Reichs. Vom Arbeitseinsatz von Kriegsgefangenen bis zur Deportation der Ostarbeiter
Dieter Bacher (Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung, Graz): Der österreichische Umgang mit Displaced Persons in der sowjetischen Besatzungszone
Ute Schmidt (Freie Universität, Berlin): Deportierte deutsche Zivilisten in der Sowjetunion: deutsche Staatsbürger und Angehörige deutscher Minderheiten in Ost- und Südosteuropa
Nikita Petrow (Memorial, Moskau): Deutsche Zivilinternierte in Russland – Archivlage und Forschungsperspektiven, 1945-1948
Kriegsgefangenschaft und Internierung: Erinnerung und Gedenken

Panel 5: Lebenswege und Schicksalsklärung
Moderation: Johannes Ibel (KZ-Gedenkstätte Flossenbürg)

Akim Jah (International Tracing Service Arolsen): Der International Tracing Service Arolsen
Stephan Kühmayer (Deutsche Dienststelle WASt): Schicksalsklärung durch die Deutsche Dienststelle (WASt)
Annika Estner (Deutsches Rotes Kreuz Suchdienst): Schicksalsklärung als Suchdienstarbeit
Robert Zaka (Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.): Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. und seine Arbeit in Osteuropa

Panel 6: Erinnerung und Gedenken I
Moderation: Andreas Ehresmann (Gedenkstätte Lager Sandbostel)

Semjon Mudrow, Darja Mudrow (Jaroslawl): Grablagen deutscher Kriegsgefangener auf dem Territorium des heutigen Gebiets Jaroslawl
Anatolij Scharkow (Minsk): Grablagen deutscher Kriegsgefangener auf dem Territorium des Gebietes Minsk
Swjatoslaw Scheremeta (Zwischenbehördliche Staatskommission zur Wahrung des Andenkens der Opfer des Krieges und politischer Repression, Kiew): Grablagen deutscher Kriegsgefangener auf dem Territorium des Gebietes Poltawa

Panel 7: Erinnerung und Gedenken II
Moderation: Jörg Morré (Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst)

Juriij Alexejew (Stiftung „Verbürgte Geschichte“, Pksow): Das Stalag 372. Gedenkpraxis und Erinnerungskultur
Jan Effinger (Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.): Gedenkpraktische Perspektiven: Namensziegelprojekte
Dimitri Stratievski (Osteuropazentrum Berlin e.V.): Der Umgang mit Briefen aus der Sammlung des Vereins Kontakte / Kontakty e.V. als Selbstzeugnisse

Panel 8: Die Macht der Bilder – Kommentiertes Filmscreening und Podiumsdiskussion

Jurij Kuzawkow: Kommentiertes Filmscreening I von „Odin iz pjati millionow“ / „Einer von fünf Millionen“
Sonja Czekaj (Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.): Kommentiertes Filmscreening II von „Soweit die Füße tragen“
Jurij Kuzawkow, Sonja Czekaj (Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.), Jens Nagel (Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain), Jörg Morré (Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst): Podiumsdiskussion.

Veranstalter: