"Und wenn wir einfach aufhörten?" Kulturen des Krieges und des Friedens im Jahr 1917 – Vorläufer, Folgen und Echos
Vom 27. bis 29. September 2017 fand in Frankfurt am Main die Tagung "Und wenn wir einfach aufhörten?" Kulturen des Krieges und des Friedens im Jahr 1917 – Vorläufer, Folgen und Echos“ statt. Anlass war das sich im November 1918 zum 100. Mal jährende Ende des Zweiten Weltkriegs. In drei thematischen Sektionen wurde das Kriegsende aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet: Einfach aufhören – wann und für wen endete der Erste Weltkrieg?; 1917 – Der Anfang vom Ende des Krieges?; Aufhören – Das Ende des Ersten Weltkriegs in den literarischen und visuellen Kulturen (1917-2017); Trauma und Verstümmelung – Der endlose Krieg. Eine derart vielfältige Blickweise auf das formale Kriegsende 1918 macht deutlich, dass ein Ende der Kriegshandlungen noch keinen Beginn eines Friedens implizierte, sondern dass der Krieg noch lange nach 1918 in den Menschen nachwirkte.
Am 11. November 1918, Schlag 11 Uhr, beendeten die Armeen auf den Schlachtfeldern der Westfront ihre Kriegshandlungen. Qua Unterzeichnung des Waffenstillstands waren die zuvor noch verfeindeten Soldaten nun zu friedlichen Soldaten zweier Nationen geworden. Sie begegneten sich auf den Landstreifen zwischen den Gräben und tauschten Zigaretten. Es sind solche Szenen, die den Ersten Weltkrieg besonders töricht erscheinen lassen. Das Frankfurter Forschungszentrum Historische Geisteswissenschaften stellte sich aus diesem Grund auf seiner alljährlichen Tagung die retrospektive Frage „Und wenn wir einfach aufhörten?“. Im sich ebenfalls langsam zu seinem Ende neigenden Jubiläumsmarathon 2014 bis 2018 warfen die OrganisatorInnen der Tagung einen umfassenden Blick auf das Ende des Kriegs, oder besser gesagt die Enden des Krieges: In drei Sektionen ging es um kulturelle Vorstellungen vom Kriegsende, Friedensinitiativen und um Schauplätze, auf denen der Krieg nie zu einem Ende kam.
Den ganzen Tagungsbericht von Paul Alke und Carla Reitter für H-Soz-Kult können Sie hier weiterlesen.
Konferenzübersicht:
I. Einfach aufhören – wann und für wen endete der Erste Weltkrieg?
Christoph Cornelißen (Frankfurt am Main): „Die Friedensnote Benedikts XV. vom 1. August 1917 – Probleme des Friedensschließens im Weltkrieg“
Corine Defrance (Paris) / Ullrich Pfeil (Metz) : „Quand s’arrête la Première Guerre mondiale en France et en Allemagne?“
Axel Dröber (Paris): „Wann endete der Krieg? Phänomene transnationaler Mobilität in Deutschland und Frankreich während der Zwischenkriegszeit“
Vincent Laniol (Paris): „L’armistice de Rethondes et le traité de Versailles : une entrée en paix?“
Anne Duménil (Amiens): „Les initiatives de paix des institutions et organisations supranationales“
Guillaume Lancereau (Paris): „Les usages politiques de l’histoire en lendemain de guerre: la démobilisation intellectuelle des historiens de la Révolution française“
II. 1917 – Der Anfang vom Ende des Krieges?
Sophie Cœré (Paris): „1917, les révolutions russes et la paix. Les paradoxes de la géopolitique et de l’idéologie“
Matthias Waechter (Nizza / Freiburg): „Die Rolle der USA und Präsident Wilsons 1917“
Nina Régis (Toulouse / Berlin): „‘Der Schrei nach besserem Brot‘: Eine unmögliche Zensur? Eine Analyse zum Kriegsbrot in der deutschen Presse des Jahres 1917. Hintergründe und Auswirkungen“
III. Aufhören – Das Ende des Ersten Weltkriegs in den literarischen und visuellen Kulturen (1917-2017)
Steffen Bruendel (Frankfurt am Main): „Vorstellungen vom Kriegsende. Kunst und Literatur 1917/18“
Milan Horňáček (Olmütz): „‘Abschied von Habsburg‘. Inszenierungen des Kriegsendes in deutschsprachigen Kriegsromanen aus Böhmen und Mähren“
Brigitte Braun (Trier): „Krieg? Frieden? Grenzen? – Film und kulturelle Mobilmachung“
Nicholas Bianchi (Montpellier): „L’empire des absentes. Présences féminines et retours à la vie civile dans le roman de 14, France-Allemagne“
Maria Erben (Bonn): „Menschengemachte Apokalypse: Romain Rollands und Karl Kraus‘ Visionen des endlosen Kriegs“
Olag Müller (Marburg): „Frieden am Horizont: 1917 in Autobiographie und Fiktion nichtmobilisierter Autoren“
IV. Trauma und Verstümmelung – Der endlose Krieg
Stéphane Tison (Le Mans): „Les soldats blessé psychiques. Une sortie de guerre interminable?“
Ugo Pavan Dalla Torre (Padua): „Living Memory of the War: Mutilated Soldiers in Italy”
Nils Löffelbein (Frankfurt am Main): „Der staatliche Umgang mit den Kriegsbeschädigten des Ersten Weltkrieges in der Weimarer Republik und im Dritten Reich“
Bérénice Zunino (Besançon): „‘Hier aber ist das nüchtern-wahre, das gemein-naturgetreue Bild des Krieges photographisch festgehalten‘ – Körperversehrte als visuelle Erinnerungsorte des Krieges in Ernst Friedrichs Friedenspädagogik“