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JHK 2023

Hegemonie und Eigeninteressen

Die Etablierung von Geheimdienstbeziehungen zwischen dem Ostblock und Kuba, 1959–1970

Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung | Seite 93-114 | Metropol Verlag

Autor/in: Douglas Selvage

Agierten osteuropäische Geheimdienste im Globalen Süden als Stellvertreter des KGB oder verfolgten sie eine eigene Agenda? In den letzten Jahren erschienen mehrere Publikationen, die sich mit dieser Frage befassten und zeigen konnten, dass osteuropäische Geheimdienste keineswegs nur als verlängerter Arm des KGB oder Moskaus fungierten.[1] Vielmehr verfolgten sie eigene politische, wirtschaftliche oder gar ideologische Interessen. Das galt auch für das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR. Seine Vertreter versuchten im Globalen Süden die Hallstein-Doktrin zu durchbrechen, das ostdeutsche Modell des Sozialismus auf die Demokratische Volksrepublik Jemen zu übertragen oder ökonomische Probleme – etwa bei Lieferengpässen für Kaffee – zu überwinden.[2] Dabei berücksichtigten die Geheimdienste des Ostblocks jedoch stets die Zielsetzungen des KGB, Moskaus oder allgemein des sozialistischen Lagers.[3] Die Unterscheidung zwischen osteuropäischen Geheimdiensten, die ausschließlich eigene Interessen verfolgten, oder ihrer Funktion als »Diener Moskaus« übersieht die komplexen Wechselwirkungen und Interdependenzen zwischen beiden Ebenen.

          Deshalb soll an dieser Stelle analysiert werden, in welchem Ausmaß und in welchen konkreten Bereichen die Staatssicherheitsdienste versuchten, die Interessen ihrer jeweiligen Länder ebenso wie Moskaus durchzusetzen.

          Hinzu kommt, dass die Forschung bislang die Rolle der Geheimdienste des Globalen Südens bzw. deren Regierungen als selbstständige Akteure in diesem Beziehungsgeflecht vernachlässigt hat.[4] Sie erschienen oft als bloße Objekte, die es zugunsten der eigenen Ziele zu beeinflussen galt, oder als Schauplatz für die Rivalitäten osteuropäischer Geheimdienste.

          Dieser Artikel trägt zur Erweiterung dieses Blicks bei, indem er die Gründung und frühe Entwicklung der Beziehungen des KGB, der tschechoslowakischen Staatssicherheit (Státní bezpečnost, StB) und des MfS mit der kubanischen Staatssicherheit in den Jahren zwischen 1959 und 1970 aus einer vergleichenden und transfergeschichtlichen Perspektive analysiert. KGB, StB und MfS gehörten zu den Geheimdiensten des Ostblocks, die in diesem Zeitraum am engsten mit Kuba zusammenarbeiteten.[5]

          Folgende Fragen stehen im Zentrum des Textes: Wenn es überhaupt Eigeninteressen gab, welche verfolgten dann der tschechoslowakische bzw. der ostdeutsche Staatssicherheitsdienst auf der einen und die kubanische Staatssicherheit auf der anderen Seite bei der – im Falle des MfS zögerlichen – Aufnahme und Entwicklung der Geheimdienstbeziehungen? Inwieweit spielte der KGB dabei eine Rolle? Welche Interessen verfolgten Moskau und Havanna mit ihren Geheimdienstbeziehungen, und inwieweit konnten sie diese durchsetzen?

          Bei den Geheimdienstbeziehungen mit Kuba ging es nicht nur um das wechselseitige Verhältnis, sondern Prag, Havanna und Ost-Berlin bemühten sich auf diesem Wege auch, die Sicherheit und Souveränität ihrer jeweiligen (staats-)sozialistischen Regime mit bzw. gegen Moskau durchzusetzen. Der Führung in Moskau ging es in diesem Beziehungsgeflecht hingegen darum, ihren Status als globale (Super-)Macht zu erhöhen und ihren hegemonialen Anspruch in der weltkommunistischen Bewegung und im sozialistischen Block durchzusetzen.

I. Der Beginn der Geheimdienstzusammenarbeit

Die Vorzeichen, Beziehungen zu ihrem kubanischen Pendant aufzunehmen, standen für KGB und tschechoslowakische Staatssicherheit besser als für das MfS.[6] Der KGB besaß bereits vor 1959 Verbindungen zur kubanischen Aufklärung und die StB betrieb dank der früheren Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der ČSSR und Kuba schon 1960 eine Residentur in der tschechoslowakischen Botschaft in Havanna.

          Für den KGB entpuppte es sich außerdem als ein besonderer Glücksfall, dass der junge KGB-Offizier Nikolai Leonov sich im Jahr 1953 auf einem kommunistischen Jugendkongress in Prag mit Raúl Castro angefreundet und anschließend mit ihm auf einem Frachter den Atlantik überquert hatte.[7] Im Juli 1959 entsandte Fidel Castro den Leiter seiner Staatssicherheit zu Gesprächen mit dem sowjetischen Botschafter und der dortigen Residentur des KGB nach Mexiko-Stadt. Drei Monate später erfolgte die Eröffnung der KGB-Residentur in Havanna unter der Leitung von Aleksandr Alekseev.[8] Die Freundschaft Raúl Castros mit Leonov gewann an Bedeutung, als Raúl im Jahr 1960 Prag besuchte, um über tschechoslowakische Waffenlieferungen zu verhandeln. In Prag traf sich Leonov heimlich mit Raúl und nahm ihn zu einer Visite beim sowjetischen Generalsekretär Nikita Chruščëv mit nach Moskau. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen in Prag und Raúls Heimkehr nach Havanna entwickelte sich die KGB-Residentur unter Alekseev rasch zum bevorzugten Verhandlungspartner der politischen Führung in Havanna.[9]

          Im Gegensatz zur DDR verfügte die ČSSR bereits im Mai 1960 über ihre eigene Botschaft in Havanna, und richtete dort im folgenden Jahr eine Residentur ein.[10] Die Regierung in Prag förderte die Beziehungen zu Kuba als Teil ihrer Lateinamerikapolitik, indem sie den Handel mit der Region intensivierte. Die Kubaner hatten ihrerseits entschieden, engere Beziehungen zu einem sozialistischen Land aufzunehmen, dessen Größe mit der Kubas vergleichbar war.[11] Raúl Castro setzte zunächst vergebens darauf, die kubanische Staatssicherheit könne aus der Zusammenarbeit mit der StB lernen, sich als gleichberechtigter Partner gegenüber dem KGB zu profilieren und durchzusetzen. Die Brüder Castro hofften zudem, durch gute Beziehungen zu Prag direkte, offene Kontakte mit Moskau vermeiden zu können, um keine Invasion durch die USA zu provozieren.[12] Im tschechoslowakischen Innenminister Rudolf Barák fanden Fidel und Raúl Castro einen Partner, der begann, eigenständig die Geheimdienstbeziehungen zu Kuba aufzubauen, ohne sich über alle Einzelheiten mit dem KGB zu beraten. Als dieser jedoch davon erfuhr, stellte er unmissverständlich klar, dass allein Moskau Entwicklung, Umfang und Natur der Beziehungen zur kubanischen Staatssicherheit bestimmen würde. Barák zog sich daraufhin wieder zurück.[13]

          Ende 1960 organisierte der KGB die erste nachweisbare Kontaktaufnahme zwischen der kubanischen Aufklärung und dem MfS. Manuel Piñeiro und einige andere führende Offiziere der kubanischen Aufklärung, die sich in Prag aufhielten, reisten Anfang Dezember zu Gesprächen nach Ost-Berlin. Dabei ging es in erster Linie um Fragen der Grenzsicherheit.[14] Dieses erste Treffen führte jedoch nicht zu offiziellen Beziehungen zwischen dem MfS und den kubanischen Vertretern.[15] Vielmehr blieb die StB – mit dem Segen und unter der Aufsicht Moskaus – der bevorzugte osteuropäische Partner des kubanischen Geheimdienstes.[16]

          Die Kontaktaufnahme zwischen dem MfS und seinem kubanischen Pendant verlief vergleichsweise zögerlich. Im August 1960 vereinbarte die DDR mit Kuba zunächst den Austausch von Handelsmissionen sowie Abkommen über Kulturbeziehungen und eine wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit;[17] im Dezember des gleichen Jahres wurde dann in Ost-Berlin ein Handelsabkommen unterzeichnet.[18] Der Handel zwischen der DDR und Kuba wuchs rasch, von 4,3 Millionen Kubanischen Pesos im Jahr 1960 auf 52,4 Millionen Pesos 1962.[19] Anfang 1963 nahm Kuba diplomatische Beziehungen zur DDR auf, und die Bundesrepublik brach – infolge der Hallstein-Doktrin – ihre Beziehungen zu Kuba ab.[20] Damit stand der Aufnahme einer formellen Kooperation zwischen der kubanischen und der ostdeutschen Staatssicherheit theoretisch nichts mehr im Weg, doch es dauerte noch bis 1965, ehe formale Beziehungen zwischen den Geheimdiensten aufgenommen wurden.

          Im Gegensatz zum tschechoslowakischen Innenminister Barák zeigte Erich Mielke kein besonderes Interesse an der Aufnahme von Geheimdienstbeziehungen zu Kuba. Die DDR hatte ihre wesentlichen Ziele (Aufnahme diplomatischer Beziehungen und die Verbesserung der Wirtschaftsbeziehungen) auch ohne formelle Zusammenarbeit im Geheimdienstbereich erreicht. Hinzu kam, dass Mielke nur einige Jahre zuvor, 1957, den Sturz seines Vorgängers Ernst Wollweber damit begründet hatte, dieser habe auf Kosten der eigenen inneren Sicherheit zu viele Ressourcen zugunsten der Beziehungen mit dem Ausland verwandt.[21] Darüber hinaus betrachtete das MfS vor allem die Bundesrepublik als sein Hauptziel und »Operationsgebiet«. Diese Tendenz verstärkte sich noch während der Berlin-Krise zwischen 1958 und 1961. Ohne die Aufforderung eines seiner beiden »Herren« – d. h. der SED oder des KGB – hatte Mielke daher keinen Grund, die geheimdienstliche Zusammenarbeit mit Kuba aufzunehmen oder zu empfehlen.[22]

II. Castro, der PSP und die östlichen Geheimdienste

Obwohl KGB und StB sich in den Jahren zwischen 1960 und 1964 als bevorzugte Partner und Unterstützer für die kubanische Staatssicherheit etablierten, erwiesen sich diese Beziehungen aufgrund von Fraktionskämpfen innerhalb der kubanischen Regierung immer wieder als instabil. Die Sozialistische Volkspartei (Partido Socialista Popular, PSP) bemühte sich unablässig, die Regierung Castros in Richtung der vollständigen Übernahme des Staatssozialismus nach sowjetischem Vorbild zu bewegen. Zu diesem Zweck versuchten besonders eifrige Altkommunisten, ihre Position in der Regierung sowie in der Staatssicherheit weiter auszubauen.[23]

          Fidel Castro ließ solche Aktivitäten zeitweilig und in Abhängigkeit von seinem aktuellen politischen Kurs zu – oder wenn er zusätzliche Wirtschafts-, Militär- oder andere Hilfe von Moskau und seinen Verbündeten benötigte. Wann immer der PSP aber seine Machtbasis zu bedrohen schien, begrenzten er und seine Kampfgefährten von der »Bewegung des 26. Juli« aus der Sierra Maestra die Macht der Altkommunisten.[24] Wegen der engen Verbindungen des PSP zu Moskau und Prag konnte Castro die Möglichkeit nicht ausschließen, dass beide Länder ebenso wie ihre Staatssicherheitsdienste mit dem PSP zu seinen Ungunsten paktierten.[25] Weil Moskau, trotz der grundsätzlichen Unterstützung des PSP, unbedingt die Beziehungen zur Castro-Regierung aufrechterhalten, erweitern und vertiefen wollte, entwickelten sich die Geheimdienstbeziehungen der UdSSR und der ČSSR zu ihrem kubanischen Partner trotz gelegentlicher Rückschläge und Verdächtigungen Castros weiter.

          Wie kompliziert dieses Beziehungsgeflecht war, verdeutlichte ein Konflikt innerhalb des kubanischen Staatssicherheitsdienstes um die Stellung und Machtbasis von Osvaldo Sánchez Cabrera. Nach der Machtübernahme Castros repräsentierte Sánchez den PSP sowohl bei der Staatssicherheit als Adjutant von Ramiro Valdés als auch bei den Revolutionären Streitkräften als Mitglied des Generalstabs, der von Raúl Castro geführt wurde. Gleichzeitig war er für die politische Bildung der Sicherheitsorgane und der Armee zuständig.[26] Darüber hinaus koordinierte Sánchez die Beziehungen zwischen der kubanischen Staatssicherheit und dem StB.

          Auf Geheiß Moskaus musste der Resident der StB in Havanna Zdeněk Kvita alle Informationen, die die StB mit den Kubanern teilen wollte, nicht nur an die kubanische Staatssicherheit, sondern über Sánchez auch an das Zentralkomitee des PSP weiterleiten.[27] Offenbar tat der KGB dasselbe. Auf diese Weise wurde die alte »Bruderpartei« so gut von den östlichen Geheimdiensten informiert, wie Castro selbst.

          Sánchez versuchte im Oktober 1960, Kvita in die Fraktionskämpfe innerhalb der kubanischen Staatssicherheit hineinzuziehen. Er beschwerte sich bei ihm über den damaligen Chef der kubanischen Aufklärung Wilkins del Rio, der aus der »Bewegung des 26. Juli« stammte. Del Rio benehme sich, so Sánchez, wie ein »undiszipliniertes bürgerliches Element« und sei für die Arbeit im Staatssicherheitsdienst nicht geeignet. Nachdem er, Sánchez, einige personelle Änderungen in den Sicherheitsorganen zugunsten des PSP vorgenommen habe, habe del Rio dies »ausgenutzt«, um ihn bei Valdés anzuschwärzen. Im Allgemeinen schüre del Rio, so Sánchez, die Vorbehalte von Valdés gegenüber dem PSP. Er nehme bei solchen Angriffen immer wieder Bezug auf die guten Beziehungen seiner Aufklärung zum tschechoslowakischen Partner. Innenminister Barák, der von dem Gespräch seines Residenten mit Sánchez erfuhr, warnte Kvita vor einer – von Sánchez offenbar gewollten – Parteinahme in diesem »komplizierten« inneren Konflikt Kubas.[28]

          Im November 1960 kam Sánchez bei einem Treffen mit Kvita auf die Angelegenheit zurück. Während eines Empfangs im Haus von Raúl Castro teilte er dem Tschechen in Anwesenheit von Valdés mit, dass er beauftragt worden sei, ihn über einige interne Angelegenheiten zu informieren. Raúl Castro habe den Konflikt zwischen Kadern des PSP in der Staatssicherheit und Valdés »sehr gut« gelöst, indem er Valdés davon überzeugt habe, del Rio als Aufklärungschef zu entlassen. Diese Entscheidung sowie die Ernennung Piñeiros zum neuen Chef der Aufklärung habe die Lage zwischen Valdés und ihm, Sánchez, entspannt.[29]

          Schon kurz darauf, im Dezember 1960, besuchte Piñeiro den tschechoslowakischen Residenten und informierte ihn darüber, dass nun er, Piñeiro, die Verbindungsrolle von Sánchez zur StB übernehme. Sánchez widme sich inzwischen anderen Aufgaben im PSP und der Staatssicherheit. Sánchez konnte sich nicht mehr persönlich von dem Tschechen verabschieden: Er kam im Januar 1961 ums Leben, als die kubanische Luftabwehr versehentlich sein Flugzeug abschoss.[30]

          Der Austausch von Sánchez durch Piñeiro erklärt, warum der KGB monatelang die Bitten von Valdés ignorierte, einige Offiziere nach Havanna zur Übernahme führender Positionen in mehreren Bereichen der kubanischen Aufklärung zu entsenden. Moskau vertraute Castro und seiner Gefolgschaft nicht, im Gegensatz zum PSP. Nachdem der tschechoslowakische Resident ähnliche Anfragen von Valdés nach tschechoslowakischen oder sowjetischen Offizieren nach Prag weiterleitete, bekam die StB die Unzufriedenheit Moskaus zu spüren. Der KGB stellte klar, dass in erster Linie er für die geheimdienstliche Zusammenarbeit mit Kuba verantwortlich war.[31]

          Erst nach der versuchten Invasion in der Schweinebucht im April 1961, die von den USA ausgegangen war, reagierte Moskau positiv auf die Bitten Havannas. Weil keines der Aufklärungsorgane – kubanisch, tschechoslowakisch oder sowjetisch – vor der Invasion gewarnt hatte, schien eine weitere Professionalisierung der kubanischen Aufklärung dringend notwendig. Der KGB-Vorsitzende Aleksandr Šelepin entsandte acht seiner Offiziere als Berater nach Havanna, und Resident Alekseev verhandelte mit den Kubanern darüber, wie und wo sie unter Piñeiro in der Aufklärung eingesetzt werden sollten. Als offenkundiges Zeichen der Versöhnung innerhalb der Regierung Castros und der kubanischen Staatssicherheit verhandelte Aníbal Escalante Dellunde vom PSP für die kubanische Seite. Escalante hatte die alte Rolle von Sánchez als Verbindungsperson zwischen der PSP und der kubanischen Staatssicherheit sowie die zeitweilig an Piñeiro abgegebene Rolle als Verbindungsperson der kubanischen Staatssicherheit zum KGB offenbar übernommen. Sieben der acht sowjetischen Berater übernahmen die Leitung von Abteilungen des von Piñeiro geführten staatlichen Auslandsgeheimdienstes DGI (Dirección General de Inteligencia) unter dem Dach des 1961 neu gegründeten Innenministeriums (Ministerio del Interior, MININT).[32]

          Nach dem Zwischenfall in der Schweinebucht erlebte die kubanische Regierung unter Castro einen Linksruck, der dem PSP und Escalante zugutekam. Im Juli 1961 gründete Castro die Integrierten Revolutionären Organisationen (Organizaciones Revolucionarias Integradas, ORI) – ein Zusammenschluss der Bewegung des 26. Juli, des Revolutionären Direktorats des 13. März und der PSP. Später sollte daraus die sozialistische Staatspartei hervorgehen. Escalante, Sekretär der ORI, organisierte die tagtägliche Arbeit und protegierte Altkommunisten innerhalb der Organisation. Der KGB-Resident in Havanna, Alekseev, fürchtete, dass die Altkommunisten zu schnell zu weit gehen würden, und widersprach etwa ihren Plänen, verschiedene Konterrevolutionäre zu ermorden.[33]

          Bis März 1962 sah Castro seine Macht immer wieder durch Altkommunisten und insbesondere Escalantes Förderung von PSP-Kadern in der Regierung bedroht. Hinzu kam, dass die Bevölkerung sich über die hohe Inflationsrate beklagte, für die sie insbesondere den PSP verantwortlich machte. Castro nutzte die Gunst der Stunde: Er beschuldigte Escalante des Sektierertums und entließ ihn aus der nationalen Leitung der ORI. Kurz danach verließ Escalante Kuba und gelangte über Moskau in die Tschechoslowakei, wo er bis 1964 blieb.[34] Außerdem forderte Castro Moskau auf, Sergej Kudrjavcev als Botschafter abzuberufen, den er des Paktierens mit Escalante verdächtigte.[35] Zudem mögen auch Versuche der tschechoslowakischen Aufklärung, in kubanischen Führungskreisen Quellen zu rekrutieren, zu Castros Argwohn beigetragen haben.[36]

          Im Juli 1961 wurde aus den ORI die Vereinigte Partei der Kubanischen Sozialistischen Revolution (Partido Unido de la Revolución Socialista de Cuba, PURSC). Ihre Mitglieder wurden von Castro und seinen Kampfgefährten hinsichtlich ihrer revolutionären Zuverlässigkeit streng kontrolliert.[37]

          Während seines Aufenthalts in Moskau warnte Escalante die sowjetischen Genossen, dass Castro und insbesondere Che Guevara einen ähnlichen Weg wie die chinesischen Kommunisten in Bezug auf die Unterstützung bewaffneter Revolutionen verfolgten. Kurz vor der Entlassung Escalantes hatte auch Valdés Moskau besucht und dem KGB vorgeschlagen, in Kuba ein eigenes Zentrum für das Training von Guerillakämpfern aus ganz Lateinamerika zu gründen. Der KGB hatte den Vorschlag jedoch unter dem Vorwand abgelehnt, ausschließlich für Aufklärungsaufgaben zuständig zu sein. Offenbar enttäuscht über dieses Ergebnis, informierte Castro die sowjetische Führung, dass Valdés in seinem Namen sprach, und Kuba unter diesen Umständen ein eigenes Trainingsprogramm für Guerillakämpfer implementieren werde. Tatsächlich hatte die DGI unter Piñeiro bereits ein solches Programm ins Leben gerufen, zu dem sowjetische Berater keinen Zugang hatten.[38] Valdés übernahm zudem die frühere Koordinierungsrolle Escalantes gegenüber dem KGB.[39] Damit sandte Castro ein klares Zeichen an Moskau, dass alle Kontakte mit dem MININT und der kubanischen Regierung im Allgemeinen über Vertrauenspersonen Castros laufen sollten.

          Um einen offenen Konflikt mit Castro zu vermeiden, verurteilte die sowjetische Führung das Sektierertum Escalantes offiziell. Zudem wurden die bis dahin zögerlich verlaufenden Waffenlieferungen an Kuba beschleunigt. Dabei spielten offenbar Befürchtungen Chruščëvs eine zentrale Rolle, Kuba könne im eskalierenden Konflikt zwischen den chinesischen und sowjetischen Kommunisten Partei für Peking ergreifen.[40] Er entschied persönlich, dass Alekseev Kudrjavcev als Botschafter ablösen sollte. Damit wollte er nicht zuletzt auch die Doppelherrschaft zwischen der sowjetischen Botschaft und der KGB-Residentur in Havanna beenden. Die Kubaner hatten stets lieber mit dem Residenten als mit dem Botschafter gesprochen.[41]

          Die schicksalhafte Entscheidung Chruščëvs im selben Jahr, sowjetische Atomwaffen auf Kuba zu stationieren, führte zu einem neuen Tiefpunkt in den sowjetisch-kubanischen Beziehungen, als er diese auf dem Höhepunkt der Kubakrise im Oktober 1962 wieder abzog. Der Rückzug, nicht nur der Atomraketen, sondern auch weiterer »offensiver« Waffen – wie etwa Bomber, die Kuba zu seiner Verteidigung hätte nutzen können – kränkte Fidel Castro.[42] Der kubanische Staatsführer war der Meinung, dass sich Kuba und die Revolution nur verteidigen ließen, wenn Havanna die Revolution nach ganz Lateinamerika exportierte. Wenn mehrere Staaten in der westlichen Hemisphäre dem kubanischen Beispiel folgten, so das Kalkül, stünden die Vereinigten Staaten einem Flächenbrand auf dem südamerikanischen Kontinent gegenüber, sollten sie eine erneute Invasion Kubas wagen. Castros Unterstützung bewaffneter Aufstände in Lateinamerika und im ganzen Globalen Süden stand in komplettem Gegensatz zur gemäßigten Linie Moskaus in Bezug auf nationale Befreiungsbewegungen.[43] Moskau kritisierte insbesondere die Vorstellungen Guevaras, der im September 1963 zu Revolutionen überall auf der Welt – ohne Rücksicht auf die vorhandenen Bedingungen – aufgerufen hatte.[44]

III. Die Aufnahme offizieller Beziehungen des MfS zum MININT, 1965–1968

Der Sturz Chruščëvs im Oktober 1964 bot aus Sicht Moskaus eine Möglichkeit zur Verbesserung der sowjetisch-kubanischen Beziehungen. Die neue Führung unter Leonid Brežnev und Aleksej Kosygin nannte neben anderen Gründen, die zur Ablösung Chruščëvs geführt hatten, auch seine unbedachte Entscheidung, sowjetische Atomraketen auf Kuba zu stationieren, sowie den durch deren Abzug entstandenen Schaden für die kubanisch-sowjetischen Beziehungen.[45] Im Zusammenhang mit den Bemühungen Moskaus, die Beziehungen zu Kuba wieder zu verbessern, bat der KGB-Vorsitzende Vladimir Semičastnyj MfS-Chef Erich Mielke, »einen offiziellen Kontakt zu den kubanischen Organen herzustellen«.[46]

            Während eines Besuchs Mielkes in Moskau im November 1964 fasste Semičastnyj die bisherige Zusammenarbeit seines Organs mit der kubanischen Staatssicherheit zusammen. Er sprach von der fehlenden Erfahrung der kubanischen »Genossen« und ihrer Konzentration darauf, die Revolution nach ganz Lateinamerika zu exportieren: »Die Sicherheitsorgane [Kubas] bestehen seit 1959 und gehören zum Ministerium des Innern. Die Leiter der Aufklärung, Abwehr und PS [Personenschutz] sind praktisch selbstständig und unterstehen direkt der Spitze. Es handelt sich meist um junge, gute und energische Menschen, ehemalige Angehörige der Bewegung des 26. Juli oder kubanische Kommunisten. Sie haben wenig Erfahrungen. In den Organen besteht keine Parteiorganisation. Stark zu verzeichnen ist ein bestimmtes Partisanentum und der Wille zum Anheizen von Revolutionen in anderen lateinamerikanischen Ländern ohne Berücksichtigung der konkreten Bedingungen. Die seit 1961 bestehende Aufklärung wird stark mit diesen Fragen beschäftigt.

            Die Beziehungen zum KfS (Komitee für Staatssicherheit, KGB) sind seit 1960 eng. Es besteht eine sachliche Zusammenarbeit, ständige Hilfe mit Spezialisten, Ausbildung in der Sowjetunion, operativer Technik und Informationsaustausch. […] Die sowjetischen Genossen helfen mit Informationen über Regimefragen, Dokumentation, Objektangaben in den USA im Kampf gegen die Aufklärer kapitalistischer Staaten in Kuba.«[47]

          Semičastnyjs paternalistische Einschätzung der kubanischen Kollegen passte zur allgemeinen Einstellung Moskaus gegenüber der jungen Revolutionsregierung in Havanna.[48] »Die kubanischen Genossen«, sagte er, »sind aufmerksam und werten die Hinweise [des KGB] aus«, aber ihre »hohen Anforderungen […] besonders auf dem Gebiet der Technik sind nicht immer begründet«.[49] Trotz der Bemühungen der sowjetischen Berater für die Aufklärung in Kuba hätten die kubanischen Genossen, so Semičastnyj, »Schwierigkeiten im Verbindungswesen zu den Agenturen und wissen z. T. nicht, was mit diesen ist«.[50]

          Während des Treffens mit Mielke beschwerte sich der Leiter der für die Aufklärung zuständigen I. Hauptverwaltung des KGB, Aleksandr Michajlovič Sacharovski, über die entstandenen Probleme beim Aufbau einer Parteiorganisation innerhalb des MININT. Diese war aus Sicht des KGB und des MfS Voraussetzung für die Kontrolle der Geheimpolizei durch die Partei und die Durchsetzung ihrer Politik.

          Es gebe dabei noch immer Spannungen zwischen Mitgliedern der drei maßgeblichen Organisationen, die am Sturz des Batista-Regimes beteiligt waren, also zwischen Castros Bewegung des 26. Juli, dem Revolutionären Direktorats des 13. März und dem PSP.[51] Trotz der Zusammenführung aller drei Organisationen in der Nationalen Leitung der ORI und der Verschmelzung zur Vereinigten Partei der Kubanischen Sozialistischen Revolution 1963 blieben solche Konkurrenzkämpfe in der kubanischen Politik und Gesellschaft weiterhin virulent. Auch die Umbenennung des PURSC in Kommunistische Partei Kubas (Partido Comunista de Cuba, PCC) im Oktober 1965 konnte daran nichts ändern.[52] Sacharovski machte für diese und alle anderen politischen Probleme in Kuba sowie alle Unzulänglichkeiten in den sowjetisch-kubanischen Beziehungen Castro höchstpersönlich verantwortlich. Er erklärte: »In Kuba entscheidet alles Fidel. In diesem Zusammenhang gibt es Unzufriedenheit. Es werden falsche Beschlüsse gefasst, und dann werden nachgeordnete Leiter wegen der auftretenden Mängel und Schwierigkeiten beschuldigt.«[53]

          Besonders alarmierte Moskau Castros Umgang mit altgedienten Genossen des PSP. Dabei ging es nicht nur um den Fall Escalante, sondern auch um den Prozess gegen ein weiteres führendes Mitglied des PSP, Marcos Rodríguez Alfonso. Angeblich hatte dieser Mitglieder des Revolutionären Direktorats des 13. März an das Batista-Regime verraten. Er wurde vor Gericht gestellt und anschließend hingerichtet.[54] Im Zusammenhang mit dem Prozess gegen Rodríguez wurde mit Joaquin Ordoqui ein weiterer führender Kommunist verhaftet. Ihm wurde vorgeworfen, von dem Verrat Rodríguezʼ gewusst zu haben.[55] Bei seinem Treffen mit dem MfS-Kollegen fragte Sacharovski diesen, ob es sich bei den Schritten Castros »bewusst oder unbewusst um eine antikommunistische Tendenz Fidels handle«.[56] Trotz – oder gerade wegen – dieser Spannungen meinte Sacharovski, dass es »entsprechend unseren Interessen unbedingt erforderlich […] sei, seitens des MfS einen offiziellen Kontakt zu den kubanischen Organen herzustellen«. Die gemeinsame Zielsetzung sei, so Sacharovski, anti-US-amerikanische Tendenzen in Lateinamerika zu fördern.[57] Semičastnyj gab den ostdeutschen Kollegen einen abschließenden Rat: »Bei der Arbeit mit ihnen [den Kubanern] ist große Sorgfalt, Hilfe und Einsicht in ihre Probleme erforderlich.«[58]

          Um die Wünsche des sowjetischen »Bruderorgans« zu erfüllen, flog der Leiter der für Aufklärung zuständigen Hauptverwaltung A (HV A) des MfS, Markus Wolf, im Januar 1965 nach Havanna.[59] In seinen Erinnerungen bestätigte er weitgehend die Darstellungen Semičastnyjs und Sacharovskis zur Lage im MININT und teilte offenbar ihre paternalistische Einstellung gegenüber den Kubanern. Wolf schrieb: »In späteren Zeiten galt der kubanische Geheimdienst zu Recht als hochgradig professionell, doch Mitte der 60er-Jahre waren die Kubaner so blutige Anfänger wie mein eigener Dienst zehn Jahre zuvor.«[60] Seine Gesprächspartner seien die »Bärtigen, die den Marsch in die Sierra Maestra und die Kämpfe in den Bergen überlebt hatten« gewesen, d. h., die Kampfgefährten Fidel Castros, nicht die Altkommunisten des PSP.[61] Die Technikgier der Kubaner, von der Semičastnyj und Sacharovski berichtet hatten, wurde von Wolf bestätigt. Über seinen Besuch im Büro des kubanischen Innenministers Ramiro Valdés sagt er: »Er interessierte sich für unsere Erfahrungen, vor allem aber für unsere Möglichkeiten, seinen Dienst technisch zu unterstützen. Seinen Schreibtisch übersäten Kataloge und Fachzeitschriften, die über den neuesten Stand der Abhörtechnik berichteten, über Fernsteuerungen und leistungsstarke Mikrofone, Miniatursender und dergleichen mehr. Sein Glaube an die Technik und an die unerschöpflichen Geldquellen der DDR war grenzenlos […], und groß war seine Enttäuschung, als ich ihm behutsam klarmachen musste, dass die Sowjetunion der Ansprechpartner für seine extravaganten Wünsche war. Unsere Gespräche drehten sich bald im Kreis.«[62]

          Zu Wolfs Überraschung äußerte sich Valdés nicht zur Anwesenheit von KGB-Beratern in Kuba, die Wolf besuchen wollte. Ob das Treffen zustande kam, bleibt unklar. In seinen Memoiren heißt es: »Wollte ich mich mit einem der sowjetischen Vertreter treffen, die man mir in Moskau genannt hatte, dann musste ich zuerst meine kubanischen Betreuer nach allen Regeln der Konspiration abschütteln. Erst in späteren Jahren änderte sich das.«[63] Das Misstrauen Castros und seiner »Bärtigen« gegenüber Moskau und dem KGB hatte offenbar seit der Escalante-Affäre nicht nachgelassen.

          Besser als mit Valdés verstand sich Wolf mit Piñeiro, seinem Pendant als Leiter der kubanischen Aufklärung. Der Humor von Barba Roja, wie er genannt wurde, und seine »erfrischend respektlose Art, über den zur Legende stilisierten Befreiungskampf und über Fidel Castro zu sprechen«, hätten ihm gefallen, so Wolf.[64]

          Am meisten aber zeigte sich Wolf von Raúl Castro beeindruckt, der »überlegener, gebildeter und staatsmännischer« als seine Kollegen auf ihn wirkte. Sein Bruder Fidel habe ihn aufgrund seiner »auffälligen« Pünktlichkeit als »den Preußen unter den Kubanern« bezeichnet. Politisch relevanter war auch die Einstellung Raúls zur marxistischen Ideologie und zur Sowjetunion. Mit Ersterer habe er sich von allen kubanischen Genossen »am gründlichsten« befasst, und »anders als seine emotionaleren Kollegen«, so Wolf, »ließ er sich keine betonte Distanz zur Sowjetunion oder Enttäuschung über sie anmerken«.[65]

IV. Der KGB und die Verschlechterung der bilateralen Beziehungen zu Kuba, 1967/1968

Erneute Spannungen zwischen Havanna und Moskau und später auch zwischen Havanna und Ost-Berlin beeinträchtigten die Zusammenarbeit zwischen MfS und MININT. Auf einem letzten Treffen zwischen Mielke und Semičastnyj in Moskau Anfang April 1967, an dem auch Wolf und andere leitende Offiziere beider Geheimdienste teilnahmen, kündigte Wolf die Absicht des MfS an, die Beziehungen zum MININT im Bereich der Aufklärung zu reduzieren. Die KGB-Führung hatte dafür Verständnis, konnte sie doch keinerlei Verbesserung in den Beziehungen zwischen KGB und MININT erkennen.[66] Ursache für die anhaltend schlechten Beziehungen war die fortgesetzte Unterstützung Kubas für bewaffnete Aufstände in Lateinamerika und anderen Teilen der Welt, womit sich eine nur teils verdeckte Kritik an der Sowjetunion verband. In seinen Reden attackierte Castro immer wieder offen die mit der Sowjetunion verbündeten kommunistischen Parteien Lateinamerikas. Sie würden auf günstige Bedingungen für eine Revolution warten oder gar darauf hoffen, auf friedlichen Wegen an die Macht zu kommen.[67]

Havannas Bestrebungen nach gewaltsamen Volkserhebungen standen solchen Positionen diametral gegenüber und wirkten sich auf die Beziehungen zwischen der sowjetischen und der kubanischen Aufklärung aus. Der im kubanisch-sowjetischen Abkommen von 1965 vorgesehene Informationsaustausch sei, so die KGB-Führung in ihren Gesprächen mit dem MfS, einseitig von Moskau durchgeführt worden.[68] Die sowjetischen Genossen erklärten weiter: »Zu den vereinbarten gemeinsamen operativen Maßnahmen gegen [die] USA ist es nicht gekommen, offenbar weil der nach außen arbeitende Apparat des MININT voll mit der Vorbereitung von Umstürzen in lateinamerikanischen Ländern beschäftigt ist.«[69] Wenn sowjetische Berater in Kuba in den Bereichen Abwehr und operative Technik Hinweise gäben, würden ihre Ratschläge »kaum befolgt«. Trotzdem wollte der KGB, ebenso wie die Führung der KPdSU, einen Abbruch der Beziehungen mit Kuba vermeiden. Wolf fasste das Gehörte so zusammen: »Die sowjetischen Genossen wollen noch abwarten und die weitere Entwicklung beobachten. Sie führen keine Polemik und erheben auch keine Vorwürfe gegen die kubanische Seite wegen Nichterfüllung der Abmachungen.«[70]

          Die sowjetisch-kubanischen Beziehungen verschlechterten sich 1967/1968 zunehmend; ein Umstand, der nicht ohne Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen KGB und MININT sowie MfS und MININT bleiben konnte. Kurz nach dem Treffen Mielkes mit Semičastnyj wurde die berühmte Botschaft Guevaras an die Organisation für Solidarität mit den Völkern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas (»zwei, drei, viele Vietnam«) veröffentlicht, in der er – entgegen der Linie Moskaus – die Notwendigkeit des bewaffneten Kampfes als den einzig möglichen Weg zur nationalen Befreiung unterstrich.[71] Der KGB wusste, dass Guevara sich zu diesem Zeitpunkt bereits in Bolivien befand, wo er gegen den Willen Moskaus und der KPdSU versuchte, einen bewaffneten Aufstand zu organisieren.[72] Moskau hatte die Gründung der »Trikontinentale« – der Organisation für Solidarität mit den Völkern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas – im Jahr 1966 als einen Versuch Kubas gewertet, Moskau die Führungsrolle im revolutionären Prozess in der »Dritten Welt« streitig zu machen.[73]

          Im Juni 1967 überbrachte der sowjetische Ministerpräsident Aleksej Kosygin persönlich die Nachricht von einem Ultimatum nach Havanna. Die Kubaner sollten ihre vergeblichen Versuche beenden, die bewaffnete Revolution nach Lateinamerika zu exportieren, andernfalls drohten ernste Konsequenzen für die kubanisch-sowjetischen Beziehungen.[74] Moskau hatte Havanna bereits zuvor gewarnt, dass Kuba im Falle einer US-Invasion auf sich allein gestellt sein würde. Kosygin wurde von Fidel Castro eisig empfangen, der den Sowjets vorwarf, um der Entspannung willen zu viele Zugeständnisse an die »Imperialisten« zu machen.[75]

          Öffentlich schlug Castro mit einer Rede auf der Konferenz der Organisation für Lateinamerikanische Solidarität im August 1967 zurück. Er warf dem Altkommunisten Escalante, der 1964 aus dem Exil in der Tschechoslowakei zurückgekehrt war, zusammen mit einigen anderen die Bildung einer »Mikrofraktion« innerhalb des PCC vor. Er denunzierte sie als »Verräter« und »Konterrevolutionäre«, weil sie die Entscheidung Moskaus zum Rückzug der Atomraketen während der Kubakrise unterstützt hatten.[76]

          Der neue KGB-Vorsitzende Jurij Andropov beschwerte sich bei Mielke im Dezember 1967: »Die kubanischen Genossen verhalten sich nicht gut. Sie haben Escalante und eine Reihe guter Kommunisten verhaftet, die mit Moskau sympathisieren.«[77] Die MfS-Führung war ebenfalls unzufrieden mit der Verfolgung der Altkommunisten.[78]

          Die Haltung Moskaus zur Hinrichtung der Revolutionsikone Che Guevara durch das bolivianische Militär im Oktober 1967 hatte den Streit zwischen Havanna und Moskau weiter angeheizt. In der Prawda wurde ein Artikel von argentinischen und chilenischen Kommunisten veröffentlicht, in dem die Politik Guevaras und Kubas in Bezug auf Lateinamerika kritisiert wurde.[79] Obwohl Andropov verstand, dass Guevaras Tod die Kubaner »sehr betroffen« gemacht habe, erneuerte er die Moskauer Kritik an Guevara und Havanna im Gespräch mit Mielke: »Die politische Linie [der Kubaner] ist nicht richtig. Es geht nicht, die Revolution zu exportieren.«[80] Die Castro-Regierung brachte ihre Unzufriedenheit über Moskaus Reaktion auf Guevaras Ziele zum Ausdruck, indem sie darauf verzichtete, eine hochrangige Delegation zu den Feierlichkeiten des 50. Jahrestags der Oktoberrevolution zu entsenden.[81] Dennoch unterstrich Andropov gegenüber Mielke, dass die sowjetische Linie gegenüber Kuba weiterhin darin bestehe, »Geduld zu üben und keine Zuspitzung zuzulassen«. Zwischen der sowjetischen und kubanischen Aufklärung gebe es zu diesem Zeitpunkt, so Andropov, einen Informationsaustausch, aber keine Koordination gemeinsamer Maßnahmen mehr.[82] Das MfS folgte dem sowjetischen Beispiel. Die Beziehungen zum MININT wurden nicht abgebrochen, sondern reduziert. Im Januar 1968 empfing die für strafrechtliche Ermittlungen zuständige Hauptabteilung IX des MfS etwa eine Delegation ihres kubanischen Pendants zu einem Erfahrungsaustausch. Das Treffen beschränkte sich weitgehend darauf, sich gegenseitig Struktur und Arbeitsweise vorzustellen.[83]

          Einen Tiefpunkt erreichten die Beziehungen Kubas zur Sowjetunion und den Staaten des Warschauer Paktes in der ersten Jahreshälfte 1968. Auf der Tagung des ZK des PCC im Januar 1968 rechneten die Castro-Brüder mit der »Mikrofraktion« ab. Raúl Castro warf Escalante und 36 anderen Altkommunisten »verräterische und konterrevolutionäre Aktivitäten« vor. Sie hätten u. a. auf die Unterwerfung der Castro-Regierung unter die führende Rolle Moskaus hingearbeitet und beabsichtigt, die Stellung der Altkommunisten des PSP aufzuwerten. Zur Erreichung dieses Ziels habe die »Mikrofraktion« ihre Verbindungen zu Vertretern der UdSSR, ČSSR und DDR genutzt. Letztere seien bereit gewesen, so Raúl Castro, die Pläne der »Mikrofraktion« zu unterstützen.[84]

          Im Gegensatz zur DDR[85] und ČSSR sei es im sowjetischen Fall auch um Kontakte der »Mikrofraktion« zum KGB gegangen. Leitende Offiziere der DGI – wenn nicht die Brüder Castro selbst – gingen davon aus, dass der KGB hinter den Umtrieben der »Mikrofraktion« stand.[86] Ein KGB-Berater namens »Pedro« habe angeboten, einen Flug für Escalante und seine Frau nach Moskau zu organisieren, damit sie dort ihre Pläne vortragen könnten.[87] In einem weiteren Fall habe Piñeiro persönlich mitbekommen, wie Escalante versuchte, sich im Wagen eines KGB-Mitarbeiters zu verstecken. Raúl Castro habe den Chefberater des KGB und den sowjetischen Botschafter mit dem Vorfall konfrontiert. Sie hätten sich ihrerseits beschwert, dass Piñeiro nicht selbst früher auf sie zugekommen sei. Castro habe daraufhin klargestellt: »Er [Piñeiro] arbeitet für uns, nicht für Sie.«[88] Der KGB-Offizier Michail Roj, der sich als Korrespondent getarnt in Kuba aufhielt, habe ähnliche Treffen mit zwei Altkommunisten in seinem Wagen durchgeführt.[89] Castro nannte zudem den 2. Sekretär der sowjetischen Botschaft Rudolʼf P. Šljapnikov als Kontaktperson der »Mikrofraktion«. Šljapnikov, der mutmaßlich als Berater des KGB agiert hatte, habe gegenüber den Altkommunisten die Lage in Kuba mit jener in Ungarn vor der »Konterrevolution« 1956 verglichen und ihnen versichert, dass ein dreiwöchiger Stopp sowjetischer Erdöllieferungen an Havanna die Castro-Regierung in die Knie zwingen würde. Castro erwähnte in seiner Rede nicht, dass Šljapnikov bereits 1967 nach Moskau zurückberufen worden war.[90] Nach diesem Zwischenfall habe Piñeiro, so ein DGI-Überläufer, die restlichen KGB-Berater im Frühjahr 1968 nach Hause geschickt. Er habe auch das Training von DGI-Offizieren in der Sowjetunion eingestellt, weil der KGB versucht habe, Agenten unter ihnen zu rekrutieren.[91]

          Nach der ZK-Tagung, auf der diese Vorwürfe laut wurden, wurden Escalante und andere Mitglieder der »Mikrofraktion« zu Gefängnisstrafen verurteilt. Castro wollte auf diese Weise klarstellen, dass er nicht nur innerhalb des PCC über unumschränkte Macht verfügte, sondern auch beweisen, dass Kuba kein Satellitenstaat der Sowjetunion war. Östliche Einmischung in die inneren oder Parteiangelegenheiten Kubas – auch durch die Geheimdienste – wurde nicht toleriert.[92]

          Die Sowjetunion holte zum Gegenschlag aus, indem sie ihre Wirtschaftshilfe und Erdöllieferungen fortan begrenzte.[93] Zudem entließ sie Alekseev, der in Moskau als zu Castro-freundlich galt, von seinem Posten als Botschafter und ersetzte ihn durch den weniger kompromissbereiten Berufsdiplomaten Aleksandr Soldatov.[94]

          Aufgrund der prekären wirtschaftlichen Lage Kubas mäßigte die Castro-Regierung ab Mai 1968 ihre öffentliche Kritik an Moskau, und der PCC lud sogar eine hochrangige SED-Delegation nach Havanna ein. Der kritische Wendepunkt war im August 1968, als Castro öffentlich sein Verständnis für den sowjetischen Einmarsch in die Tschechoslowakei – trotz des Verstoßes gegen die Souveränität der ČSSR – ausdrückte. Dies sei notwendig gewesen, so Castro, um den Sozialismus in der ČSSR zu retten.[95]

V. Die Stabilisierung der Geheimdienstbeziehungen des Ostens zu Kuba, 1968–1970

Bis Ende 1968 wurde eine Art Modus Vivendi erreicht: Moskau sah davon ab, Kuba wie einen seiner Satellitenstaaten zu behandeln und sich in die inneren und Parteiangelegenheiten einzumischen. Castro hingegen unterstützte die allgemeine außenpolitische Linie Moskaus und beendete seine Aufrufe zur Revolution in ganz Lateinamerika. Gleichwohl ließ Kuba den dortigen revolutionären Bewegungen weiterhin verdeckt Hilfe und Unterstützung zukommen.[96] In der zweiten Jahreshälfte 1968 erhöhte die Sowjetunion ihre Wirtschaftshilfe und Erdöllieferungen, damit die kubanische Wirtschaft nicht zusammenbrach.[97]

          Die sowjetisch-kubanische Entspannung wirkte sich auch auf die stagnierenden Beziehungen zwischen den Geheimdiensten aus. Im Winter 1968/1969 rief der Chef der kubanischen Aufklärung Piñeiro auf Anordnung Castros alle Leiter der kubanischen Residenturen im Ausland nach Havanna zurück. Im Geist der verbesserten Beziehungen instruierte er sie, sich künftig stärker auf die Sammlung von wissenschaftlich-technischen Informationen zum Nutzen der Sowjetunion zu fokussieren.[98] Der KGB entsandte ab 1969 neue Verbindungsoffiziere nach Havanna und die Kubaner schickten ihrerseits wieder Offiziere zum Training nach Moskau.[99] Zudem wurde Piñeiro als Leiter der kubanischen Aufklärung abgesetzt. Der KGB wollte nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten, nachdem er die sowjetischen Kontakte zur »Mikrofraktion« enthüllt hatte. Jose Mendez Cominches, der als prosowjetisch galt, wurde zu seinem Nachfolger bestimmt.[100] Nach einem Besuch Raúl Castros in Moskau im April 1970 verloren jene DGI-Offiziere ihre Posten, die der Zusammenarbeit mit Moskau angeblich zögerlich gegenüberstanden. Der neue sowjetische Chefberater bekam ein Büro direkt neben dem von Cominches.[101] Darüber hinaus stellte der KGB zusätzliche Finanzmittel zur Verfügung, die die Einstellung von rund 100 neuen Offizieren ermöglichten. Zugleich wurde die DGI auf Empfehlung Moskaus reorganisiert. Ab 1970 gab es vier Abteilungen: je eine für die wirtschaftliche und militärische Aufklärung gegen die USA, eine für die allgemeine politische Aufklärung und eine für die Gegenspionage.[102] Im Gegenzug sollte die DGI ihren Haushalt, ihre operativen Pläne sowie die Klarnamen all ihrer Agenten in den USA an den KGB übermitteln. Außerdem versuchte der KGB, den kubanischen Geheimdienstlern Vorschriften für ihre operative Arbeit zu machen.[103] Ab 1971 mussten alle DGI-Offiziere Parteimitglieder sein.[104] Damit wurde eine seit Längerem bestehende Forderung des KGB umgesetzt, der darin einen Schritt zur Professionalisierung des kubanischen Dienstes sah.

          Auch in der Staatssicherheit (Seguridad de Estado, DSE) besetzten KGB-Verbindungsoffiziere jetzt Schlüsselpositionen. Die Konstruktion ähnelte jener in den Staaten des Warschauer Pakts, wobei der Einfluss des KGB innerhalb der DSE im Vergleich zur DGI eher begrenzt war. Dennoch sprachen Überläufer der DGI von einer totalen Unterwerfung des kubanischen Geheimdienstes.[105] Aber war dies tatsächlich der Fall?

          Die persönlichen Netzwerke von Raúl und Fidel Castro blieben in der kubanischen Staatssicherheit stets wichtiger als formelle Partei- und Regierungsstrukturen oder eine Nähe zu Moskau bzw. dem KGB. Selbst der als prosowjetisch geltende Cominches hatte als ehemaliger Adjutant Raúl Castros beste Beziehungen zu ihm wie zu Piñeiro. Der Leiter der für Abwehr zuständigen DSE und Vizeminister des Innern José Abrantes Fernández kannte Fidel Castro persönlich, ebenso Cominches. Beide konnten den Innenminister Sergio del Valle Jiménez damit einfach umgehen und direkt an Fidel berichten.[106] Del Valle, der das MININT professionalisieren wollte und einen besseren Umgang mit den östlichen Geheimdiensten pflegte als sein Vorgänger Váldes, hatte bis zu seiner Ernennung zum Innenminister 1968 als Stabschef der Armee unter Raúl Castro gedient.[107] Auch Piñeiro erhielt eine neue Aufgabe. Er übernahm die Leitung des Direktorats für Nationale Befreiung (Dirección de Liberación Nacional, DLN), das unabhängig vom MININT agierte und die verdeckten Verbindungen Havannas zu revolutionären Bewegungen in Lateinamerika aufrechterhielt.[108] In seinem Direktorat gab es keine Verbindungsoffiziere des KGB. Insbesondere in Bereichen, die die außenpolitischen Interessen Moskaus nicht berührten, arbeiteten die kubanische Aufklärung und das DLN eng zusammen – z. B. bei der Unterstützung von nationalen Befreiungskämpfen in Afrika.[109] Ein Überläufer der DGI behauptete zudem, dass auch die Aktivitäten osteuropäischer Diplomaten und Geheimdienstler überwacht und gelegentlich Maßnahmen gegen sie ergriffen wurden.[110]

          Im Falle des MfS machte die sowjetisch-kubanische Entspannung im Herbst 1968 den Weg frei für eine Normalisierung der bisher stagnierenden Beziehung zum MININT. Eine Delegation des MININT unter der Leitung des neuen Innenministers del Valle traf sich im Oktober 1969 mit Mielke zu Verhandlungen in der DDR.[111] Im April 1970 kam der 1. Stellvertreter Mielkes, Bruno Beater, zu einem Gegenbesuch nach Havanna.[112] Alle Schritte des MfS gegenüber den Kubanern wurden von Mielke persönlich kontrolliert und – wie zuvor – eng mit Moskau abgestimmt.

          Ab Anfang der 1970er-Jahre verlief die Zusammenarbeit zwischen MfS und MININT in den Bereichen Aufklärung und operative Technik zufriedenstellend. HV A und MININT tauschten miteinander Informationen zur Politik der USA und Lateinamerikas aus. Das MfS gab seine Erfahrungen bei der Bekämpfung »imperialistischer« Geheimdienste sowie zu Fragen der Arbeitsorganisation und Qualifizierung von Mitarbeitern weiter. Die Kubaner übergaben ihrerseits »Feindtechnik« der USA an das MfS, darunter US-Funkgeräte, eine Abhöranlage und zugehörige Dokumentationen. Weil sich das MININT im Abwehrbereich hauptsächlich mit US-Geheimdiensten auseinanderzusetzen hatte, entwickelte es sich für den gesamten Ostblock zu einer der Hauptquellen für US-Spionagetechnik – das wichtigste Feld der Zusammenarbeit zwischen MININT, MfS und KGB. Dabei bezogen die Kubaner auf »kommerzieller Basis«, d.h. gegen Bezahlung, operative Technik aus der DDR. Zudem kooperierten MfS und MININT auch »bei der Bearbeitung feindlicher Objekte in Kuba« sowie der »Absicherung der DDR-Objekte und DDR-Bürger« in Kuba.[113]

          Trotz dieser grundsätzlichen Wende in den Beziehungen Kubas zum sowjetischen Block war die Castro-Regierung aus Moskauer Sicht nie vollständig steuerbar. Die Kubaner unterwarfen sich niemals völlig der Sowjetunion und trafen nicht selten maßgebliche außenpolitische Entscheidungen, ohne Moskau im Vorfeld zu konsultieren, so z. B. bei der Entsendung kubanischer Streitkräfte nach Angola in den 1970er-Jahren. Erst 1974 schien das Vertrauen von KGB und MfS in die Kubaner ihr Misstrauen zu überwiegen. In diesem Jahr wurde das MININT erstmals als teilnehmendes Mitglied zu den regelmäßigen multilateralen Beratungen der östlichen Geheimdienste hinzugezogen: als Gastgeber für das erste multilaterale Treffen zu Fragen der politisch-ideologischen Diversion in Havanna im März 1974.[114] Im selben Jahr unterschrieben Mielke und del Valle außerdem erstmals eine formelle Kooperationsvereinbarung zwischen MfS und MININT.[115]

VI. Fazit

Die Geschichte der Geheimdienstbeziehungen zwischen dem Ostblock und Kuba zwischen 1959 und 1970 demonstriert, in welchem Ausmaß die »befreundeten« osteuropäischen Geheimdienste Moskaus ihre je eigenen Interessen verfolgten. So wollte etwa die tschechoslowakische Staatssicherheit aufgrund bestehender Wirtschaftsinteressen der ČSSR in Lateinamerika schon sehr früh Geheimdienstbeziehungen zu Kuba aufnehmen. Dem Prager Innenminister Rudolf Barák ging es dabei auch darum, sich und seinen Geheimdienst zu profilieren, indem er die StB als Modell und Vorbild für die kubanische Staatssicherheit inszenierte.

Das MfS versuchte hingegen, die Aufnahme von Kooperationsbeziehungen mit der kubanischen Staatssicherheit hinauszuzögern, wenn nicht zu vermeiden. Es war hauptsächlich auf sein »Operationsgebiet«, also die Bundesrepublik fokussiert. Dies galt insbesondere während der Berlin-Krise (1958–1961). Ihr wichtigstes Ziel erreichte die DDR in ihren Beziehungen zu Kuba sogar, ohne das MfS zu involvieren: 1963 nahmen beide Staaten diplomatische Beziehungen auf – eine Niederlage für die bundesdeutsche Hallstein-Doktrin. Nach der formellen Etablierung von Geheimdienstbeziehungen zu Kuba im Jahr 1965 bemühte sich das MfS, alle zusätzlichen Kosten durch geheimdienstliche »Entwicklungshilfe« an Kuba zu vermeiden; die HV A nutzte die sich verschlechternden Beziehungen zwischen Moskau und Havanna 1967, um ihre Zusammenarbeit mit Kuba praktisch einzustellen.

An den Geheimdienstbeziehungen zwischen dem Ostblock und Kuba lassen sich auch die Grenzen der Eigenständigkeit der osteuropäischen »Bruderorgane« in ihren Beziehungen zum Globalen Süden ablesen. Der KGB intervenierte, sobald er die Interessen Moskaus beeinträchtigt sah. Zu diesen Interessen gehörte etwa der absolute Vorrang des KGB in den internationalen Geheimdienstbeziehungen. So zwang der KGB Barák, die Idee von selbstständigen Beziehungen zur kubanischen Staatssicherheit aufzugeben, und begann, die Aktivitäten der tschechoslowakischen Aufklärung in Havanna streng zu kontrollieren. Das MfS sah sich im November 1964 stattdessen mit der KGB-Forderung konfrontiert, Geheimdienstbeziehungen mit Kuba aufzunehmen. Das MfS agierte fortan praktisch als Stellvertreter Moskaus in seinen Beziehungen zur kubanischen Staatssicherheit, während das Eigeninteresse der DDR eher begrenzt war.

Die Geheimdienstbeziehungen zwischen dem Ostblock und Kuba machen schließlich auch deutlich, wie Regierungen im Globalen Süden ihre eigenen geheimdienstlichen Interessen gegenüber dem KGB und seinen »Bruderorganen« durchsetzen konnten. Obwohl die Regierung Castro 1968 praktisch der Übernahme der eigenen Aufklärung durch Berater des KGB zustimmte, behielten die persönlichen Netzwerke der Brüder Castro weiterhin die Oberhand im gesamten kubanischen Geheimdienst. Den Grundstein dafür hatten die Säuberungen im Geheimdienst und in der gesamten Regierung von Altkommunisten des PSP gelegt, deren Loyalität Moskau galt. Die Castro-Regierung verfolgte weiterhin eine eigenständige Politik der Unterstützung revolutionärer Gruppen in Lateinamerika – trotz aller Vorbehalte Moskaus. Hier wogen Eigeninteressen stärker als die Unterordnung unter den hegemonialen Anspruch des nur scheinbar »allmächtigen« sowjetischen Geheimdienstes.

 


[1] Zu diesem neuen Forschungsfeld sowie für einen Überblick der maßgeblichen Literatur siehe Daniela Richterova/Natalia Telepneva: An Introduction: The Secret Struggle for the Global South – Espionage, Military Assistance and State Security in the Cold War, in: The International History Review 43 (2021), H. 1, S. 1–11, sowie Philip E. Muehlenbeck/Natalia Telepneva: Introduction, in: Philip E. Muehlenbeck/Natalia Telepneva (Hg.): Warsaw Pact Intervention in the Third World: Aid and Influence, London 2018, S. 1–5.

[2] Ebd., S. 7; Miriam A. Müller: A Spectre is Haunting Arabia. How the Germans Brought Their Communism to Yemen, Bielefeld 2013; Bernd Schaefer: Socialist Modernization in Vietnam: The East German Approach, 1976–1989, in: Quinn Slobodian (Hg.): Comrades of Color: East Germany in the Cold War World, New York 2015, S. 107–109; Martin Grossheim: The East German »Stasi« and Vietnam: A Contribution to an Entangled History of the Cold War, in: The International History Review 43 (2021), H. 1, S. 136–152.

[3] Siehe z. B. Jan Koura/Robert Anthony Waters: »Africanos« versus »Africanitos«: The Soviet-Czechoslovak Competition to Protect the Cuban Revolution, in: The International History Review, 43 (2021), H. 1, S. 72–89, hier S. 82–84.

[4] Siehe Natalia Telepneva: »Code Name SEKRETÁŘ«: Amílcar Cabral, Czechoslovakia and the Role of Human Intelligence during the Cold War, in: The International History Review 42 (2020), H. 6, S. 1257–1273, hier S. 1259.

[5] Siehe Domingo Amuchastegui: Cuban intelligence and the October crisis, in: Intelligence and National Security 13 (1998), H. 3, S. 88–119, hier S. 91, 94, 96.

[6] Zur konfliktreichen Genese der kubanischen Geheimdienste vor und nach der Machtübernahme durch Fidel Castro im Jahr 1959 siehe James Lockhart: Cuba and the Secret World, in: International History Review 43 (2021), H. 1, S. 170–184, hier S. 171 f.; Juan Antonio Rodríguez Menier: Cuba por dentro: el MININT [Kuba intern: das MININT], Miami 1994, S. 34–39; Mervyn J. Bain: Revolution to Revolution: Moscow and Havana from 1917 to 1959, in: Diplomacy & Statecraft 23 (2012), H. 1, S. 1–22, hier S. 5–9; Aleksandr Fursenko/Timothy Naftali: »One Hell of a Gamble«: Khrushchev, Castro, and Kennedy, 1958–1964, New York/London 1998, S. 35; Pavel Žáček: Our Comrade in Havana – The establishment of Czechoslovak residency and co-operation with the Cuban Security Service, in: Behind the Iron Curtain 3 (2015), S. 72–87, hier S. 74, 79 f.; Amuchastegui: Cuban intelligence (Anm. 5), S. 90.

[7] Siehe Christopher Andrew/Wassili Mitrochin: Das Schwarzbuch des KGB. Teil 2: Moskaus Geheimoperationen im Kalten Krieg (im Folgenden: Das Schwarzbuch des KGB 2), Berlin 2006, S. 71.

[8] Ebd., S. 73.

[9] Ebd., S. 76.

[10] Siehe Žáček: Our Comrade in Havana (Anm. 6), S. 73 f.; Hana Bortlová: Československo a Kuba v letech 1959–1962 [Die Tschechoslowakei und Kuba 1959–1962], Dissertation, Prag 2010, S. 176 f.

[11] Siehe Koura/Waters: »Africanos« versus »Africanitos« (Anm. 3), S. 81.

[12] Ebd., S. 78.

[13] Ebd., S. 80; Žáček: Our Comrade in Havana (Anm. 6), S. 78 f.

[14] Ebd., S. 81.

[15] Siehe HV A, Stand der Zusammenarbeit zwischen dem Ministerium für Staatssicherheit und dem Innenministerium der Republik Kuba, 6. Januar 1970, Bundesarchiv (im Folgenden: BArch), MfS, Sekretariat des Ministers (SdM), Nr. 1435, Bl. 405.

[17] Siehe Heinz Langer: Die Zärtlichkeit der Völker: die DDR und Kuba, Berlin 2010, S. 17.

[18] Siehe Handelsabkommen DDR – Kuba, in: Neues Deutschland vom 18. Dezember 1960, S. 1.

[19] Siehe Langer: Die Zärtlichkeit der Völker (Anm. 17), S. 22.

[20] Siehe William Glenn Gray: Germany's Cold War: the global campaign to isolate East Germany, 1949–1969, Chapel Hill 2003, S. 138 f.

[21] Siehe Roger Engelmann/Silke Schumann: Der Ausbau des Überwachungsstaates: der Konflikt Ulbricht – Wollweber und die Neuausrichtung des Staatssicherheitsdienstes der DDR 1957, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 43 (1995), H. 2, S. 341–378, hier S. 349–350.

[22] Zum Selbstverständnis des MfS als »Diener zweier Herren«: Roger Engelmann: Diener zweier Herren: das Verhältnis der Staatssicherheit zur SED und den sowjetischen Beratern 1950–1959, in: Siegfried Suckut/Walter Süß (Hg.): Staatspartei und Staatssicherheit: zum Verhältnis von SED und MfS, Berlin 1997, S. 51–72; Walter Süß: »Schild und Schwert« – Das Ministerium für Staatssicherheit und die SED, in: Klaus-Dieter Henke/Roger Engelmann (Hg.): Aktenlage. Die Bedeutung der Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes für die Zeitgeschichtsforschung, Berlin 1995, S. 83–97. Zum MfS als »Kampfabteilung der ruhmreichen sowjetischen Tscheka« siehe Schlusswort Mielkes auf der Kreisdelegiertenkonferenz im MfS zur Vorbereitung des X. Parteitags vom 20. bis 21.2.1981, BArch, MfS, Zentrale Auswertungs- und Informationsgruppe (ZAIG), Nr. 3967, Bl. 13.

[23] Siehe Fursenko/Naftali: »One Hell of a Gamble« (Anm. 6), S. 68 f., 71–73.

[24] Ebd., S. 107 f., 171–173, 176–178.

[25] Siehe Amuchastegui: Cuban intelligence (Anm. 5), S. 92, John Barron: KGB. Arbeit und Organisation des sowjetischen Geheimdienstes in Ost und West, 3. Aufl., München/Zürich 1974, S. 190 f.; Rede Raúl Castros vom 24. Januar 1968, in: Informe al Comité Central del Partido Comunista de Cuba (Sobre las actividades de la »microfracción«) [Bericht an das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Kubas (Über die Aktivitäten der »Mikrofraktion«)], Beilage zur Ausgabe Nr. 48 von Punto Final (Santiago, Chile) vom 13. Februar 1968, S. 4 f., 9–14.

[26] Siehe Žáček: Our Comrade in Havana (Anm. 6), S. 74, 79 f.; Amuchastegui: Cuban intelligence (Anm. 5), S. 90.

[28] Ebd., S. 79.

[29] Ebd., S. 80.

[30] Ebd., S. 82.

[31] Siehe Koura/Waters: »Africanos« versus »Africanitos« (Anm. 3), S. 80.

[33] Ebd.

[34] Siehe Memorandum of Conversation between Senior Cuban Communist Carlos Rafael Rodriguez and Czechoslovak Communist Party (CPCz) official Vladimir Koucky, Prague, 25. Mai 1965, in: Wilson Center Digital Archive, digitalarchive.wilsoncenter.org/document/116741 (ges. am 27. April 2021).

[35] Siehe Amuchastegui: Cuban intelligence (Anm. 5), S. 92.

[36] Siehe Fursenko/Naftali: »One Hell of a Gamble« (Anm. 6), S. 399 f., Fn. 42.

[37] Siehe Even Sandvik Underlid: Cuba Was Different: Views of the Cuban Communist Party on the Collapse of Soviet and Eastern European Socialism, Leiden/Boston 2021, S. 186.

[38] Siehe Fursenko/Naftali: »One Hell of a Gamble« (Anm. 6), S. 176–180.

[39] CIA, Political Attitudes and Affiliations in the Direccion General de Inteligencia (DGI), 01.06.1965, National Archives and Records Administration, JFK (John F. Kennedy) Assassination Records, 2018 Releases, CIA, Document Number 104-10185-10177, »JFK64-20 : F16 : 1998.04.29.18:49:42:250102«, www.archives.gov/files/research/jfk/releases/2018/104-10185-10177.pdf (ges. am 17. Februar 2022).

[40] Siehe Fursenko/Naftali: »One Hell of a Gamble« (Anm. 6), S. 178. Die »Prawda« verurteilte am 11. April 1962 Escalantes Sektierertum. Für eine Übersetzung siehe Linksradikalismus – eine Kinderkrankheit des Fidelismus?, in: Ost-Probleme 14 (1962), H. 9, S. 261–269, hier S. 264 f. Zum Konflikt zwischen der Sowjetunion und China siehe auch den Beitrag von Martin Wagner in diesem Band.

[41] Siehe Fursenko/Naftali: »One Hell of a Gamble« (Anm. 6), S. 182 f.

[42] Andrew/Mitrochin: Das Schwarzbuch des KGB 2 (Anm. 7), S. 87–89.

[43] Siehe Odd Arne Westad: The Global Cold War, Cambridge 2007, S. 190–192.

[44] Siehe Andrew/Mitrochin: Das Schwarzbuch des KGB 2 (Anm. 7), S. 89 f.

[45] Siehe The Polyansky Report on Khrushchev’s Mistakes in Foreign Policy, Oktober 1964, in: Wilson Center Digital Archive, digitalarchive.wilsoncenter.org/document/115108 (ges. am 27. April 2021).

[46] Bericht über die Besprechungen im Komitee für Staatssicherheit der UdSSR am 30. November/1. Dezember 1964, o. D., BArch, MfS, SdM, Nr. 576, Bl. 25.

[47] Ebd., Bl. 23 f.

[48] Siehe hierzu James G. Blight/Phillip Brenner: Sad and Luminous Days. Cuba’s Struggle with the Superpowers after the Missile Crisis, Lanham 2007, S. 112 f.

[49] Bericht über die Besprechungen im Komitee für Staatssicherheit der UdSSR am 30. November/1. Dezember 1964, o. D., BArch, MfS, SdM, Nr. 576, Bl. 24.

[50] Ebd.

[51] Ebd., Bl. 24 f.

[52] Siehe Langer: Die Zärtlichkeit der Völker (Anm. 17), S. 32 f.; SED CC Department of International Relations, Information on the Third Plenum of the Central Committee of the Cuban Communist Party and on the Attacks of the Cuban Communist Party against the Socialist Unity Party of Germany, 31. Januar 1968, in: Wilson Center Digital Archive, digitalarchive.wilsoncenter.org/document/115812 (ges. am 27. April 2021).

[53] Bericht über die Besprechungen im Komitee für Staatssicherheit der UdSSR am 30. November/1. Dezember 1964, o. D., BArch, MfS, SdM, Nr. 576, Bl. 24 f.

[54] Siehe Cuban Is Reported Executed. Castro Role at Trial Studied, in: New York Times vom 5. April 1964, S. 31.

[55] Siehe Cuba Seizes a Top Communist, New York Times vom 24. März 1964, S. 7; Memorandum of Conversation between Rodriguez and Koucky; Conversation between Raúl Castro Ruz and a member of the Polish Politburo, Zenon Kliszko, 22.3.1965, in: Wilson Center Digital Archive, digitalarchive.wilsoncenter.org/document/116562 (ges. am 30. August 2022).

[57] Ebd.

[58] Ebd., Bl. 24.

[59] Weil ein Bericht über seine Reise im Archiv nicht vorhanden ist, sind die Passagen in seinen Erinnerungen die wichtigste verfügbare Quelle zum Thema. Ungefähr 90 Prozent der Akten der ehemaligen HV A wurden entweder zerstört oder in die Sowjetunion verbracht und liegen deshalb nicht im Bestand des Stasi-Unterlagen-Archivs. Siehe Hubertus Knabe: West-Arbeit des MfS: das Zusammenspiel von »Aufklärung« und »Abwehr«, Berlin 1999, S. 133; Sławomir Cenckiewicz: »W kontenerach do Moskwy … « [In Containern nach Moskau], in: Sławomir Cenckiewicz (Hg.): Śladami Bezpieki i Partii: Studia – Źródła – Publicystyka [Spuren der Staatssicherheit und Partei: Studien – Quellen – Publizistik], Łomianki 2009, S. 589–600.

[60] Markus Wolf: Spionagechef im geheimen Krieg, 2. Aufl. München 1999, S. 387.

[61] Ebd.

[62] Ebd., S. 394.

[63] Ebd., S. 394 f.

[64] Ebd., S. 395.

[65] Ebd., S. 396.

[66] Siehe Generalleutnant Markus Wolf, Stellvertreter des Ministers für Staatssicherheit, Besprechungen mit dem Komitee für Staatssicherheit der UdSSR vom 3.–6. April 1967 in Moskau, 10.4.1967, BArch, MfS, SdM, Nr. 1432, Bl. 9.

[67] Blight/Brenner: Sad and Luminous Days (Anm. 48), S. 104 f.

[68] Siehe Generalleutnant Markus Wolf, Stellvertreter des Ministers für Staatssicherheit, Besprechungen mit dem Komitee für Staatssicherheit der UdSSR vom 3.–6. April 1967 in Moskau, 10.4.1967, BArch, MfS, SdM, Nr. 1432, Bl. 7.

[69] Ebd.

[70] Ebd.

[71] Peter Schenkel: Kuba und die Kommunistische Welt, in: Osteuropa 19 (1969), H. 4, S. 267–285, hier S. 285; Che Guevara: Schaffen wir zwei, drei, viele Vietnam: Brief an das Exekutivsekretariat von OSPAAL, Berlin 1967.

[72] Siehe Blight/Brenner: Sad and Luminous Days (Anm. 48), S. xxi f., 121 f.

[73] Ebd., S. 110.

[74] Ebd., S. 126–128. Zum Besuch Kosygins siehe auch A Report from the Mexican Embassy in Havana, 4. Juli 1967, in: Wilson Center Digital Archive, digitalarchive.wilsoncenter.org/document/115799 (ges. am 27. April 2021).

[75] Blight/Brenner: Sad and Luminous Days (Anm. 48), S. 126–128.

[76] Ebd., S. 130–132.

[77] Notiz über eine Besprechung im Komitee für Staatssicherheit beim Ministerrat der UdSSR am 21.12.1967, 6. Januar 1968, BArch, MfS, Abt. X, Nr. 1897, Bl. 12.

[78] Siehe Schreiben von Hans Frück, 1. Stellvertreter des Leiters der HV A an Minister Mielke, AFP-Meldung zur Amtsenthebung des Commandante Armando Acosta, 17. August 1967, BArch, MfS, SdM, Nr. 1435, Bl. 236.

[79] Siehe Memorandum of Conversation between Czechoslovak Communist Party official Vladimir Koucky and Cuban Communist Party official Carlos Rafael Rodriguez, Prague, 24. November 1967, in: Wilson Center Digital Archive, digitalarchive.wilsoncenter.org/document/115808 (ges. am 27. April 2021).

[80] Notiz über eine Besprechung im Komitee für Staatssicherheit beim Ministerrat der UdSSR am 21.12.1967, 6. Januar 1968, BArch, MfS, Abt. X, Nr. 1897, Bl. 12 f.

[81] Siehe Schenkel: Kuba und die Kommunistische Welt (Anm. 71), S. 279.

[82] Notiz über eine Besprechung im Komitee für Staatssicherheit beim Ministerrat der UdSSR am 21.12.1967, 6. Januar 1968, BArch, MfS, Abt. X, Nr. 1897, Bl. 13.

[83] Schreiben der Hauptabteilung IX über den Besuch des Leiters der Untersuchungsabteilung des MININT, Gen. Mayans am 5. Januar 1968, 6. Januar 1968, BArch, MfS, HA IX, Nr. 3443, Bl. 68–71. Siehe auch [HV] A/III/A, Mitteilung des VO [Verbindungsoffiziers] des MfS in Havanna, Gen. Hptm. Rörster, 21. Dezember 1967, BArch, MfS, SdM, Nr. 1435, Bl. 520.

[85] Ebd., S. 9 f.

[86] Siehe Communist Threat to the United States Through the Caribbean (Testimony of Orlando Castro Hidalgo): Hearings Before the Subcommittee to Investigate the Administration of the Internal Security Act and Other Internal Security Laws of the Committee on the Judiciary, United States Senate, Ninety-First Congress, First Session, Part 20, 16. Oktober 1969, Washington 1970 (im Folgenden: Testimony of Orlando Castro Hidalgo), S. 1428.

[87] Rede Raúl Castros (Anm. 25), S. 11 f.

[88] Ebd., S. 12.

[89] Ebd., S. 13. Raúl Castro identifizierte Roj in seiner Rede aber nicht als KGB-Offizier. Zur Zugehörigkeit Rojs zum KGB siehe Mitrokhin Collection, Churchill Archives Centre, Churchill College, Cambridge University: Manuscript Extracts from KGB First Chief Directorate Files, MITN 3/2, Bl. 29.

[90] Rede Raúl Castros (Anm. 25), S. 13. Zur KGB-Zugehörigkeit Šljapnikovs und seiner Zurückberufung nach Moskau siehe Andrew/Mitrochin: Das Schwarzbuch des KGB 2 (Anm. 7), S. 95; Christopher Andrew/Oleg Gordievsky: KGB: The Inside Story of its Foreign Operations from Lenin to Gorbachev, New York 1990, S. 510.

[92] Siehe Blight/Brenner: Sad and Luminous Days (Anm. 48), S. 138–140.

[93] Siehe Piero Gleijeses: Conflicting Missions: Havana, Washington, and Africa, 1959–1976, Chapel Hill 2011, S. 218–220.

[94] Siehe Andrew/Gordievsky: KGB (Anm. 90), S. 510.

[95] Gleijeses: Conflicting Missions (Anm. 93), S. 218–220.

[96] Ebd., S. 219–221; Testimony of Orlando Castro Hidalgo (Anm. 86), S. 1425–1426; Mervyn J. Bain: Cuba-Soviet Relations in the Gorbachev Era, in: Journal of Latin American Studies 37 (2005), H. 4, S. 769–791, hier S. 772 f.

[97] Siehe Andrew/Mitrochin: Das Schwarzbuch des KGB 2 (Anm. 7), S. 99 f.

[98] Ebd., S. 102 f.; Testimony of Orlando Castro Hidalgo (Anm. 86), S. 1428.

[99]Ebd., S. 1427. Der neue Chefberater war Nikolaj Voronin, der bis 1976 auf diesem Posten blieb. Siehe shieldandsword.mozohin.ru/personnel/voronin_n_i.htm (ges. am 23. März 2022).

[100] Siehe Andrew/Mitrochin: Das Schwarzbuch des KGB 2 (Anm. 7), S. 102 f. Obwohl die Autoren Andrew und Mitrochin behaupten, Piñeiro sei im Frühjahr 1969 abgesetzt worden, vertrat er die DGI neben Cominches noch während eines Besuchs einer Delegation des MfS nach Kuba im April 1970. Siehe Abteilung X, Bericht über den Besuch einer Delegation des Ministeriums für Staatssicherheit in der Republik Kuba vom 31. März bis 1. April 1970, 20. April 1970, BArch, MfS, Abt. X, Nr. 2012, Bl. 1–62.

[101] Siehe Andrew/Mitrochin: Das Schwarzbuch des KGB 2 (Anm. 7), S. 103.

[102] Siehe die Aussage des ehemaligen DGI-Offiziers Gerardo Jesus Peraza vor dem US-Kongress, in: The Role of Cuba in International Terrorism and Subversion: Hearings Before the Subcommittee on Security and Terrorism of the Committee on the Judiciary, United States Senate, Ninety-Seventh Congress, Second Session, February 26, March 4, 11, and 12, 1982, Bd. 4, S. 7.

[103] Ebd., S. 12.

[104] Ebd., S. 6.

[105] Ebd., S. 12; Testimony of Orlando Castro Hidalgo (Anm. 86), S. 1428.

[106] Siehe Abteilung X, Bericht über den Besuch einer Delegation des Ministeriums für Staatssicherheit in der Republik Kuba vom 31. März bis 1. April 1970, 20. April 1970, BArch, MfS, Abt. X, Nr. 2012, Bl. 20, 60 f.

[107] Siehe »Sergio del Valle, a Castro Stalwart, Dies«, in New York Times vom 17. November 2007.

[108] Nach einigen Jahren wurde das DLN zur Amerika-Abteilung der DGI umbenannt. Andrew/Mitrochin: Das Schwarzbuch des KGB 2 (Anm. 7), S. 102 f.

[109] Ebd., S. 103; Testimony of Orlando Castro Hidalgo (Anm. 86), S. 1429.

[110] Siehe Juan Antonio Rodríguez Menier/William Ratliff: Protecting and Promoting Fidel: Inside Cuba’s Interior Ministry, o. D. [1994], Manuskript, Hoover Institution Library, Stanford, California, S. 179.

[111] Siehe Major Rörster, [HV] A III/A, Protokoll über das Gespräch des Genossen Minister Mielke mit Genossen Minister del Valle am 11.10.1969 im Gebäude des MfS, 15. Oktober 1969, BArch, MfS, Abt. X, Nr. 1901, Bl. 1–10.

[112] Siehe Abteilung X, Bericht über den Besuch einer Delegation des Ministeriums für Staatssicherheit in der Republik Kuba vom 31. März bis 1. April 1970, 20. April 1970, BArch, MfS, Abt. X, Nr. 2012, Bl. 1–62.

[113] HV A, Stand der Zusammenarbeit zwischen dem Ministerium für Staatssicherheit und dem Innenministerium der Republik Kuba, 6. Januar 1970, BArch, MfS, Sekretariat des Ministers (SdM), Nr. 1435, 6. Januar 1970, Bl. 405.

[114] Zu diesen Geheimdiensttreffen siehe Walter Süß: Wandlungen der MfS-Repressionstaktik seit Mitte der siebziger Jahre im Kontext der Beratungen der Ostblock-Geheimdienste zur Bekämpfung der »ideologischen Diversion«, in: Leonore Ansorg/Bernd Gehrke/Thomas Klein/Danuta Kneipp (Hg.): »Das Land ist still – noch!« Herrschaftswandel und politische Gegnerschaft in der DDR (1971–1989), Köln/Weimar/Wien 2009, S. 111–134.

[115] Siehe Vereinbarung über die Zusammenarbeit zwischen dem Ministerium für Staatssicherheit der Deutschen Demokratischen Republik und dem Ministerium des Innern der Republik Kuba, o. D., BArch, MfS, Abt. X, Nr. 1785, Bl. 1–10.

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