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BioLex

In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

BioLex - Handbuch Deutsche Kommunisten

Abusch, Alexander

* 14.2.1902 ✝ 27.1.1982

Als Sohn des Kutschers und späteren Huthändlers Chaskel Abusch am 14. Februar 1902 in Krakau geboren. Nach der kaufmännischen Lehre (von 1916 bis 1919) kurze Zeit kaufmännischer Angestellter. 1918 Mitglied der FSJ, 1919 der KPD, Redakteur bei KP-Organen, zunächst der »Nordbayerischen Volkszeitung« in Nürnberg. Wegen eines Hochverratsverfahrens Flucht nach Thüringen und ab März 1923 politische Arbeit unter dem Pseudonym Ernst Reinhardt, politischer Redakteur der »Neuen Zeitung« in Jena. Nach dem Reichswehreinmarsch und dem Verbot der Partei 1923 wurde Abusch Chefredakteur der illegalen Zeitung »Revolution«, nach Aufhebung des Verbots der KPD dann vom März 1924 bis Januar 1926 Chefredakteur der »Neuen Zeitung«, Jena.

Abusch gehörte dem linken Parteiflügel an, er war von 1923 bis 1926 Mitglied der BL GroßThüringen und von 1924 bis 1926 Mitglied des ZA der KPD. 1925 schloß er sich der ultralinken Opposition 4(Werner Scholem, Arthur Rosenberg, Theodor Neubauer) an und war nach dem »Offenen Brief« der Komintern (1925) für diese bis Dezember 1926 aktiv. Auf der Konferenz des KJVD am 15. Oktober 1925 trat er als Korreferent gegen das ZK-Mitglied Philipp Dengel auf. Im März 1926 wegen seiner oppositionellen Haltung als Chefredakteur abgelöst und nach Berlin versetzt, Redakteur beim Pressedienst der KPD, danach ab Herbst 1926 Redakteur der »Roten Fahne«. Abusch trennte sich von der Opposition und ging zur Thälmann-Gruppe über. Im November 1928 kam er nach der Wittorf-Affäre als Chefredakteur an das »Ruhr-Echo« in Essen, er löste den Versöhnler Stephan ab. Im Rahmen des ultralinken Kurses wieder in der Spitzenführung, ab Juni 1930 politischer Redakteur der »Roten Fahne«, und einige Monate sogar deren Chefredakteur, als Neumann-Anhänger im Juni 1932 abgesetzt. Auf der Reichsparteikonferenz der KPD im Oktober 1932 gab Abusch eine selbstkritische Erklärung ab und bekannte sich zur Linie Thälmann. Bis Januar 1933 Chefredakteur und Mitglied des Sekretariats der BL in Essen. Abusch wurde von Walter Ulbricht zunächst nach Paris geschickt, war dort einer der beiden Hauptredakteure des »Braunbuches über den Reichstagsbrand« und an der Kampagne zur Befreiung Georgi Dimitroffs durch die Gegenprozesse in London und Paris beteiligt. Im August-September 1934 wurde er als Chefredakteur an die KPD-»Arbeiterzeitung« ins Saargebiet (zum Abstimmungskampf) beordert und blieb nach der Niederlage dort, um die neue illegale Parteileitung zu beraten. Vom März 1936 bis September 1939 war Abusch Mitarbeiter des Politbüros der KPD und Chefredakteur der »Roten Fahne« zuerst in Prag, dann in Paris. In dieser Eigenschaft nahm er am VII. Weltkongreß der Komintern, an der »Brüsseler Parteikonferenz« 1935 und an der »Berner Konferenz« 1939 teil.

Nach Kriegsausbruch bis Oktober 1939 in Frankreich interniert, gehörte Abusch im Winter 1939/40 der illegalen KPD-Leitung unter Anton Ackermann an. Am 8. März 1940 verhaftet, kam er in ein Internierungslager, Flucht nach Toulouse, hier von Juli 1940 bis Mai 1941 Mitglied der Leitung der illegalen KPD mit Walter Beling und Otto Niebergall. Im Oktober 1941 konnte er nach Mexiko reisen, wo er u. a. Chefredakteur der Zeitschrift »Freies Deutschland« wurde. Über Wladiwostok ist er am 16. Juli 1946 gemeinsam mit Paul Merker nach Berlin zurückgekehrt. Das ZS setzte Abusch als Sekretär des Kulturbundes (KB) ein und kooptierte ihn Ende 1947 in den PV der SED. Im Februar 1950 Mitglied des Sekretariats des Politbüros, im Zusammenhang mit der Noel-H.-Field-Affäre als erster führender Funktionär abgesetzt. Nach der Entmachtung und späteren Verhaftung Merkers war er vor allem 1952/53 als Jude und Westemigrant besonders gefährdet. 1951 hat ihn das MfS als »geheimen Informator« angeworben, doch 1956 beendete das MfS die Zusammenarbeit.

Erst mit Beginn der »Entstalinisierung« trat Abusch wieder in den Vordergrund. Von 1956 bis 1958 Staatssekretär im Ministerium für Kultur, nach dem Tode Johannes R. Bechers trat er dessen Nachfolge als Minister für Kultur an. Im Februar 1957 zum Mitglied des ZK kooptiert, dem er bis zu seinem Tode angehörte. Bereits 1949/50 Mitglied der Provisorischen Volkskammer, 1958 wurde er erneut Abgeordneter und war lange Jahre Vorsitzender der KB-Fraktion. Von 1961 bis 1971 Stellvertreter des Vorsitzenden des Ministerrates, verantwortlich für Kultur und Erziehung. Nach 1945 Autor einer Reihe von Büchern, darunter »Der Irrweg einer Nation« (1947), »Stalin und die Schicksalsfragen der deutschen Nation« (1949). 1981 veröffentliche er seine Memoiren »Der Deckname«, 1986 folgte der zweite Band »Mit offenem Visier«. 1967 verlieh ihm die Universität Jena die Ehrendoktorwürde. Er war Träger hoher Orden, darunter des Karl-Marx-Ordens. Alexander Abusch starb am 27.Januar 1982 in Berlin

Karin Hartewig / Bernd-Rainer Barth

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten