In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.
Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.
Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.
Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.
Apel, Erich Hans
* 3.10.1917 ✝ 3.12.1965
Geb. in Judenbach (Krs. Sonneberg); Vater Schlossermstr., Mutter Schneiderin; Realschule in Sonneberg u. Steinach, 1932 mittlere Reife; 1932 – 35 Ausbildung zum Werkzeugmacher u. Schlosser in der Porzellanfabrik Neuhaus; 1934 Mitgl. des Dt. Jungvolks, nach neun Mon. wegen negativer Einstellung zur militär. Erziehung ausgeschl.; 1935 Gesellenprüfung, 1935 – 37 Werkzeugmacher u. Konstrukteur in Neuhaus; 1937 – 39 Studium an der Ing.-Schule Ilmenau u. Mitgl. des Dt. Studentenbundes, 1938 Werkmstr.-Prüfung, 1939 Maschinenbauing.; Sept. – Dez. 1939 Militärdienst im Inf.-Ersatz-Bat. 451 in Gotha (Schütze), 20.12.1939 nach Peenemünde zur dortigen Heeresversuchsstelle kommandiert, Aug. 1940 aus dem Militärdienst entlassen; ab Nov. 1940 in der Heeresversuchsstelle als Betriebsing. u. Assistent des Betriebsdir. dienstverpflichtet, Anf. 1943 – April 1943 dort Ltr. eines Entwicklungsbetriebes; wurde noch vor der teilw. Zerstörung der Versuchsstelle durch alliierte Flugzeuge im April 1943 mit Fertigungsspezialisten seines Betriebsteils zur Fa. Linke-Hoffmann nach Breslau kommandiert, um von dort aus fertigungstechn. u. organisat. jene Firmen zu betreuen, die die Herstellung der in Peenemünde entwickelten Geräte übernommen hatten; auf Antrag der Linke-Hoffmann-Werke (LHW), die Bauteile für die A 4 fertigten, wurde er am 1.4.1944 vom Heereswaffenamt freigegeben u. als Obering. u. Assistent des techn. Dir. der LHW angestellt; im Jan. 1945 übernahm er als Techn. Ltr. die von den LHW im Zuge der Betriebsverlagerungen gegr. Fa. Peterbau GmbH in Kleinbodungen (b. Nordhausen, Harz).
Nach Kriegsende 1945 zunächst in der Landw. tätig; Rückkehr nach Judenbach; Jan. – Mai 1946 Lehrer u. kommissar. Schulltr. der Betriebsberufsschule Steinach; Jan. – April 1946 SPD, trat nicht zur SED über; ab 1.6.1946 wegen seines Wissens um die dt. Raketentechnik von der sowj. Besatzungsmacht nach Nordhausen dienstverpfl., dort bis Okt. 1946 als Haupting. u. Vertr. des Werkltrs. bei der Sowj.-Techn. Kommission in Bleicherode (Zentralwerke) tätig; anschl. bis Juni 1952 als Obering. u. Ltr. eines Versuchsbetriebes auf der Insel Gorodomilja in der UdSSR; nach der Rückkehr ab Okt. 1952 Abt.-Ltr. für Forschung u. Technik in der HV Schwermaschinen des Min. für Maschinenbau, ab Nov. 1952 Mitgl. FDGB u. DSF; von Febr. – Nov. 1953 Techn. Ltr. der HV Energie u. Kraftmaschinenbau im Min. für Schwermaschinenbau, Nov. 1953 Bereichsltr. u. Stellv. Min. des Min. für Maschinenbau unter Heinrich Rau; von Mai 1955 – Febr. 1958 Min. für Schwermaschinenbau; seit Juni 1954 Kand. u. seit März 1957 Mitgl. der SED; ab 6.2.1958 Ltr. der Wirtschaftskommission beim PB des ZK der SED (Nachf. von Gerhart Ziller), ab 1958 Mitgl. des Wiss. Rats für die friedl. Anwendung der Atomenergie beim Min.-Rat; seit 1958 Kand. u. ab Juli 1960 Mitgl. des ZK der SED; 1960 Prom. zum Dr. rer. oec. mit einer Diss. zum Chemieprogr. der DDR; ab 1958 Abg. der Volkskammer, bis 1963 Vors. ihres Wirtschaftsaussch. sowie des Staatl. Aussch. für Wirtschafts- u. Finanzfragen; ab Juli 1961 Kand. des PB u. (bis Juni 1962) Sekr. des ZK der SED; ab März 1962 Mitgl. des Forschungsrats; seit Aug. 1962 Mitgl. des Präs. des Min.-Rats, von Jan. 1963 – Dez. 1965 Vors. der SPK u. Stellv. des Vors. des Min.-Rats (Nachf. von Karl Mewis); führend an der Ausarbeitung u. begonnenen wirtschaftsorg. Umsetzung des »Neuen Ökon. Systems der Planung u. Ltg. der Volkswirtschaft« (NÖS) beteiligt; 1963 Banner der Arbeit; 1964 VVO; A. versuchte an der Seite Walter Ulbrichts seit 1964 mit großem persönl. Engagement die schweren wirtschaftl. Folgen des sowj. Kurswechsels im Zusammenhang mit dem Sturz Chruschtschows von der DDR abzuwenden. Nach internen Auseinandersetzungen über die weitere ökon. Pol. u. äußerst kontroversen Wirtschaftsverhandl. mit der UdSSR starb er unmittelbar vor der Unterzeichnung des langfristigen Wirtschaftsabkommens 1966 – 70 in Berlin eines unnatürlichen Todes.
Ökonom. Gesetze des Sozialismus u. NÖSPL. Berlin 1964; Fragen der Anwendung des NÖSPL. Berlin 1965. Albring, W.: Gorodomilja. Dt. Raketenforscher in Rußland. Hamburg 1991; Bode, V., Kaiser, G.: Raketenspuren Peenemünde 1936 – 44. Berlin 1995; Kaiser, M.: Machtwechsel von Ulbricht zu Honecker. Funktionsmechanismen der SED-Diktatur in Konfliktsituationen 1962 – 70. Berlin 1997.
Monika Kaiser /
Wer war wer in der DDR? Ein Lexikon ostdeutscher Biographien
Herausgegeben von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix. 5. Auflage, März 2010. Berlin: Ch. Links Verlag 2010.
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Redaktionsschluss: Oktober 2009. Eine kontinuierliche Aktualisierung der Biographien kann von den Herausgebern nicht gewährleistet werden. Soweit bekannt, werden Sterbedaten in regelmäßigen Abständen nachgetragen. Änderungs- und Korrekturwünsche werden von den Herausgebern des Handbuches geprüft und ggfl. eingearbeitet.
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