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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Aquila, Giulio (Sas

* 16.12.1893 ✝ 26.8.1943

(* 1893 – † 1943)

Geboren am 16. Dezember 1893 in Jazbereny (Ungarn) als Julius Spitz, Sohn einer deutsch-jüdischen Familie. Im Rahmen einer magyarophilen Bewegung in Ungarn legten sich später die drei Söhne Julius, Andreas und Stephan gemeinsam den ungarischen Nachnamen Sas zu. Von 1916 bis 1918 diente Gyula Sas in der österreichischen Armee. Seit 1911 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei, trat er 1919 in die KP Ungarns über und gehörte während der Ungarischen Räterepublik dem Ökonomischen Rat unter Eugen Varga an. Nach der Niederschlagung der Räterepublik im September 1919 Flucht nach Wien, später wirkte er im Auftrag der Komintern in Italien. Nach dem Mussolini-Putsch 1921 ausgewiesen, nahm er den Parteinamen Aquila an, ging nach Berlin, wurde Mitglied der KPD und arbeitete hauptamtlich für die Komintern und die sowjetische Handelsvertretung. Er publizierte mehrere Artikel und Broschüren zur Faschismusfrage. Mit Willi Münzenberg war er 1924 auch Berichterstatter »über die faschistische Bewegung« auf dem V. Komintern-Kongreß. 1929/30 im Internationalen Antifaschistischen Komitee in Berlin tätig, dann in Moskau Referent für italienische Fragen bei der Komintern. 1931 wieder in Deutschland, außenpolitischer Redakteur der »Roten Fahne«. Aquila wurde im März 1933 verhaftet und im April als Staatenloser ausgewiesen. Ab Juni 1933 in Moskau, im Büro von Karl Radek und im Institut für Weltwirtschaft bei Eugen Varga. Am 17. Januar 1937 vom NKWD verhaftet, am 2. Oktober 1937 zu 10 Jahren Arbeitslager verurteilt, kam Giulio Aquila am 26. August 1943 in einem Gulag im Fernen Osten bei der Stadt Swobodni (Amur) ums Leben.

Seine erste Frau Etelka Sas, geborene Silberer, geb. 21. 4. 1886 in Budapest, war ebenfalls Mitarbeiterin im Varga-Institut. Sie starb 1955 in Moskau. Ihre zwei Töchter, Agnes (*1921 – †2001) und Vera (* 1919), waren Schüler der Karl-Liebknecht-Schule in Moskau. 1941 meldete sich Agnes freiwillig zur Roten Armee, bis 1943 hinter den feindlichen Linien eingesetzt. Sie bemühte sich um die Freilassung und Rehabilitierung ihres Vaters, wurde im Februar 1943 wegen »Nichtbeachtung des Paßgesetzes« verhaftet. 1947 kehrte sie nach Deutschland zurück, als Mitglied der SED Journalistin und Dolmetscherin. Aquilas zweite Ehefrau (seit 1924) war Valentina Adler, 1898 in Wien als Tochter des berühmten Psychologen Alfred Adler geboren. Valentina Adler studierte Nationalökonomie und promovierte. 1918 Mitglied der SPÖ, 1919 der KPÖ, 1921 der KPD. Im Januar 1934 emigrierte sie in die Sowjetunion, arbeitete in der Verlagsanstalt ausländischer Arbeiter. Anfang 1937 vom NKWD verhaftet, starb sie 1942 im Gulag von Akmolinsk.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten