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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Borchardt, Julian

* 30.12.1868 ✝ 16.2.1932

Geboren am 30. Dezember 1868 in Bromberg als Sohn eines Kaufmanns. Er übersiedelte 1876 nach Berlin und wurde nach dem Schulabschluß 1885 Handlungsgehilfe. Von 1896 bis 1900 lebte Borchardt in Brüssel und studierte Volkswirtschaft. Er trat der SPD bei, wurde 1900 Redakteur am sozialdemokratischen »Volksblatt« in Hamburg und von 1901 bis 1908 am SPD-Organ »Königsberger Volkszeitung«. Danach war er bis 1913 als Wanderredner für die Sozialdemokratie tätig und wurde durch seine Vorträge über Nationalökonomie und historischen Materialismus in ganz Deutschland bekannt. Von 1911 bis 1913 vertrat er die SPD als Mitglied im Preußischen Abgeordnetenhaus. Ab 1913 Herausgeber der Zeitschrift »Lichtstrahlen«. Borchardt sammelte mit Beginn des Weltkrieges eine Gruppe linksradikaler Gegner der SPD-Politik um sich (Internationale Sozialisten Deutschlands). Teilnehmer der internationalen Sozialistischen Konferenz der Kriegsgegner im September 1915 in Zimmerwald (Schweiz), wo er sich (im Gegensatz zur Gruppe Internationale) Lenins »Zimmerwalder Linken« anschloß. Im Februar 1916 kam Borchardt in »Schutzhaft«, im April 1916 wurden die »Lichtstrahlen« verboten. In der Novemberrevolution ging er zu den Internationalen Kommunisten Deutschlands, die sich mit dem Spartakusbund Ende 1918 zur KPD vereinten. Doch schon auf der Reichskonferenz der IKD Mitte Dezember 1918 wurde Borchardt wegen seiner anarchistischen Tendenzen ausgeschlossen, er gehörte in der Weimarer Republik keiner Partei an. Von 1918 bis 1921 publizierte er erneut die radikalen »Lichtstrahlen« sowie Schriften über Sowjetrußland. 1920 veröffentlichte er eine Volksausgabe des »Kapitals« von Marx, die bis 1931 in sieben Auflagen erschien. Er war im Schutzverband Deutscher Schriftsteller aktiv, lehrte auch an der Marxistischen Arbeiterschule (MASCH), stand aber in kritischer Distanz zur KPD. Eine Berufung an das Marx-Engels-Institut in Moskau konnte er 1931 wegen schwerer Erkrankung nicht annehmen. Julian Borchardt starb am 16.Februar 1932 in Berlin.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten