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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Broh, James

* 9.11.1867 ✝ 1942

Geboren am 9. November 1867 in Perleberg/ West-Prignitz. Nach dem Studium Rechtsanwalt in Berlin, dann Justizrat. Stadtverordneter in Charlottenburg, ab 1917 führend in der USPD, linker Kritiker bei den Programmdebatten. 1920 trat Broh zur KAPD über, dort mit Franz Pfemfert und Otto Rühle Vertreter der »Einheitsorganisation« (Allgemeine Arbeiter-Union). Auf dem Parteitag der KAPD im Februar 1921 in Gotha stand im Mittelpunkt der Streit zwischen dem »föderalistischen Flügel«, den Broh zusammen mit Pfemfert vertrat, und dem »zentralistischen Flügel« mit Karl Schröder, Alexander Schwab und Fritz Rasch. Broh und Pfemfert verließen die KAPD und führten die AAU-E, 1926/27 gehörten sie mit Iwan Katz zum »Spartakusbund II«. Broh veröffentlichte politische und theoretische Artikel in der »Aktion«, etwa 1925 gegen Otto Rühle, vor allem aber wandte er sich gegen KPD und SPD. Er gehörte zu den engagiertesten Strafverteidigern von radikalen Kommunisten in der Weimarer Republik, war 1921 einer der Verteidiger von Max Hoelz. 1930 vorübergehend Mitglied der KPD, Zusammenarbeit mit der Roten Hilfe. Sofort nach dem Reichstagsbrand verhaftet und in einem der SA-Keller in Charlottenburg mißhandelt, erlitt er eine schwere Augenverletzung. Seine Frau Rosa (* 4. 10. 1863) erreichte seine Freilassung. Nach Ausschluß aus der Rechtsanwalt-Kammer flüchtete Broh 1933 zunächst in die Tschechoslowakei, anschließend nach Paris. Mitarbeit an antifaschistischen Blättern (»Das neue Tagebuch«) und in kleinen sozialistischen Gruppen, z. B. der von Willi Eichler geleiteten »Sozialistischen Warte« des ISK. Am 26. Oktober 1937 von der NS-Regierung ausgebürgert, lebte er mit seiner Frau nach dem Einmarsch der Wehrmacht zurückgezogen und starb im Sommer 1942 in Paris an einer Lungenentzündung. Henry Walter Brann widmete ihm in der Zeitschrift »Aufbau« im Oktober 1942 einen Nachruf, in dem es u. a. hieß: »Broh gehörte Zeit seines Lebens zu den wenigen selbstlosen und nur der Sache hingegebenen Politikern, die man auch auf der Linken mit der Laterne suchen mußte. Wäre er weniger gewissenhaft und nicht so vollständig integral gewesen, so hätte er zu den höchsten Posten aufsteigen können.«

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten