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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Wer war wer in der DDR?

Busch, Ernst

* 22.1.1900 ✝ 8.6.1980

Geb. in Kiel; Vater Maurer; Volksschule; 1915 – 20 Ausbildung zum Maschinenbauschlosser in Kiel; 1916 Mitgl. der sozialdemokrat. Kieler Arbeiterjugend, 1917 SAJ, Distriktltr. in Kiel; erste Schauspielproben; Nov. 1918 Teiln. am Kieler Matrosenaufstand; 1919 USPD/KPD; 1920 Schauspiel- u. Gesangsunterricht; 1921 – 24 Stadttheater Kiel, 1924 – 26 Frankfurt (Oder), 1927 Pommersche Landesbühne; 1927 – 33 Berlin (Piscator-Bühne, Volksbühne, Theater der Arbeiter, Mitgl. pol. Kabaretts, Stücke von Friedrich Wolf,  Bertolt Brecht u. Ernst Toller), ab 1929 Filmarbeit (1931 Rolle in Pabsts »Dreigroschenoper«, 1932 Hauptrolle in  Slátan Dudows »Kuhle Wampe«); ab 1929 Freundschaft mit  Hanns Eisler, der den Großteil seiner Lieder für B. schrieb; ab 1930 Zusammenarbeit mit Brecht; März 1933 Emigr. in die Niederlande, Konzerte in Belgien, Frankreich, England u. in die Schweiz, wo er bei versch. Rundfunksendern arbeitete u. Schallplatten verlegte; Sept. 1935 UdSSR, Mitwirkung in  Gustav von Wangenheims Film »Kämpfer«; Jan. 1937 nach Spanien, 1937/38 dort Auftritte vor Interbrigadisten u. Arbeit bei Radio Madrid; April 1937 aus Dtl. ausgebürgert; Aug. 1938 nach Belgien; Aufn. bei Radio Brüssel, Konzerte u. Schallplattenaufn. für die Internat. Brigaden u. für jüd. Flüchtlinge in Belgien u. den Niederlanden; Mai 1940 in Antwerpen verhaftet u. nach Frankreich deportiert; in den frz. Lagern St. Cyprien u. Gurs interniert; Jan. 1943 Flucht in die Schweiz, von Vichy-Behörden verhaftet u. an die Gestapo ausgeliefert; wegen Hochverrats angeklagt u. Einzelhaft in Berlin-Moabit; Nov. 1943 nach Bombenangriff auf Berlin schwer verletzt, vier Mon. im Gefängnislazarett; Haft in Zuchthäusern Berlin u. 1944/45 in Brandenb.-Görden, dort im sog. »Krüppelkommando« der Knopffabrik Fa. Motz.

1945/46 KPD/SED; im Auftrag der SMAD Gründer des Verlags »Lied der Zeit«; ab 1945 Schauspieler in Berlin (Berliner Ensemble, Dt. Theater, Volksbühne); 1949 NP; 1950 Mitgl. der AdK; Dir. u. geschäftl. Ltr. des Verlags »Lied der Zeit«, 1953 enteignet; nach Konflikten mit dem FDJ-Vors.  Erich Honecker u. bei der »Parteiüberprüfung« 1951/52 durch  Anton Joos u.  Günther Tenner erfolgte ein nie publik gewordener »Parteiausschluß«, da B. nicht bereit war, die Bedingungen der Überprüfung zu akzeptieren; anschl. Aufführungsverbot von Busch-Werken (1971 »Klärung der Parteimitgliedschaft« durch Vermittl. von  Franz Dahlem); B. setzte Maßstäbe in der Schauspielkunst, besonders in seinen Brecht-Rollen: 1947 Galileo Galilei im gleichnamigen Stück, 1949 Koch in »Mutter Courage u. ihre Kinder«, 1946 Satin in Gorkis »Nachtasyl«; 1953 Jago in Shakespeares »Othello« u. 1954 Azdak im »Kaukas. Kreidekrs.«, aber auch 1954 als Mephisto in Goethes »Faust«; bedeutender Interpret von internat. Arbeiterliedern (»Barrikadentauber«); 1956 NP; 1961 Rückzug von der Bühne aus gesundheitl. Gründen, danach freischaff.; 1963 – 75 Arbeit an der Schallplattenreihe »Aurora« (Neuhrsg. von 200 seiner Lieder, seit 1999 auf CD); 1966 NP; 1969 Moskau-Gastspiel mit Liedern; 1965 VVO; 1970 KMO, Mai 1970 Lenin-Erinnerungsmedaille; 1972 Internat. Lenin-Friedenspreis; 1975 sowj. Orden der Völkerfreundschaft; 1977 Kunstpreis des FDGB; 1979 NP; gest. in Berlin.

Siebig, K.: »Ich geh mit dem Jahrhundert mit.« E. B. Eine Dokumentation. Reinbek 1980; B. singt. Sechs Filme über die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. Berlin 1982 (Hrsg. AdK der DDR); Siebig, K., Hoffmann, L.: E. B. Eine Biogr. in Texten, Bildern u. Dokumenten. Berlin 1987; Schramm, C., Elsner, J.: Dichtung u. Wahrheit. Die Legendenbildung um E. B. Berlin 2006.

Renate Rätz / Bernd-Rainer Barth

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten