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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Wer war wer in der DDR?

Caden, Gert

* 10.6.1891 ✝ 9.9.1990

Geb. in Berlin; Vater Berufsoffizier; aufgew. in versch. Garnisonsstädten; 1901 – 07 Realgymnasium in Leipzig, Zeichenunterricht bei Prof. Fedor Flinzer, Abitur; 1907 – 09 Kadettenschule in Leipzig; 1909 – 14 Königl.-Sächs. 4. Infanterieregiment in Bautzen, 1910 Ltn.; im Ersten Weltkrieg an der Westfront, 1914 u. 1916 Tod zweier Brüder an der Front; 1919 Demobilisierung; wegen pazifist. Haltung u. Hinwendung zur Malerei Bruch mit dem Vater; ab 1919 Ausbildung an der Akad. der Bild. Künste in Dresden; 1919 Heirat mit Lala Bondi (Tochter des Bankiers u. Kunstsammlers Felix Bondi); 1920 Scheidung; Fortsetzung der Kunststudien an der Kunstakad. München, 1921 – 23 in Berlin, unter dem Künstlernamen »Gert Caden« mehrere Reliefbilder; 1921 Heirat mit Maja Loewe; 1923 in München, dann in Wien; 1924 Rückkehr nach Berlin; 1925 großer Erfolg mit Werbeplakaten für US-amerikan. Revue; Rückzug in ein Dorf in Sachsen; 1928 Rückkehr nach Berlin, Scheidung; 1928 Ehe mit Ilse Hermann, die Anf. der 1930er Jahre scheitert; Ende der 1920er Jahre Besuch von Vorlesungen an der MASCH, Hinwendung zum Marxismus; Freundschaft mit dem KPD-Funktionär Ernst Schneller; Nov. 1930 KPD-Geheimmitgl.; 1930 – 38 unter dem Deckn. »Cello« im M-Apparat (unter Hans Kippenberger) bzw. ab 1936 im Abwehr-Apparat der KPD (unter  Hermann Nuding), schöpfte Informationen aus Reichsregierung u. Reichswehrführung ab; Reisen u. Treffen mit M-Apparate-Verbindungen im Ausland; wg. Verfolgungsdruck der Nazis Juni 1938 Flucht nach Paris, 1938 / 39 in Südfrankreich (Sanary sur Mer), dort Freundschaft mit Lion Feuchtwanger,  Friedrich Wolf, Ludwig Marcuse; 1939 / 40 Internierung in Les Milles; 1940 Arbeitskompanie; Flucht aus dem Lager nach Marseille; Jan. 1942 über Marokko nach Kuba, lebte in einem Vorort von Havanna; Rundfunkvorträge; Vors. der BFD in Kuba.

März 1948 Rückkehr in die SBZ; ab 1948 Ltr. der Auftragskommission für künstler. Arbeiten im Land Sachsen; 1949 künstl. Ltr. der 2. Dt. Kunstausstellung in Dresden, die von ihm engagierten mexikan. Künstler u. die von ihm initiierte sog. »Wandbildaktion Dresden 1949« wurden kurz darauf als »formalistisch« denunziert u. verboten; 1949 – 53 Agent des sowj. Geheimdienstes MWD; ab Jan. 1954 als IM »Richard« für das MfS, BV Dresden, tätig, teilw. in der Bundesrep. Dtl. eingesetzt, nach nachrichtendienstl. Erfolgen ab 1955 – 1968 erneut für den sowj. KGB tätig; gest. in Dresden.

Kaufmann, B. u. a.: Der Nachrichtendienst der KPD 1919 – 1937; Peschke, M.: Besuch bei »Cello«. Der Künstler Gert Caden, die Geheimdienste u. ein Interview. In: Gegner (2007) 21.

Bernd-Rainer Barth

Handbuch Deutsche Kommunisten

Caden, Gert

* 10.6.1891 ✝ 9.9.1990

Geboren am 10. Juni 1891 in Berlin, Sohn eines preußischen Generalleutnants. Er besuchte die Kadettenschule und gehörte dem Pagenkorps am sächsischen Königshof in Dresden an. Während des Ersten Weltkrieges wurde er zum Pazifisten, beendete seine militärische Laufbahn als Oberleutnant und wurde Kunstmaler. Studium an der Kunstakademie in Dresden, 1921 Anschluß an die Gruppe der internationalen Konstruktivisten (später von den Nazis als entartete Kunst verleumdet). Über Ernst Schneller und Hans Kippenberger fand er 1931 Anschluß an die KPD und wurde Mitarbeiter des AM-Apparates (Deckname Cello), knüpfte Kontakte in die Reichswehr und die Rüstungswirtschaft. Er wurde Mitglied der deutschen Gesellschaft für Wehrpolitik und Wehrwissenschaft, gehörte dem Stahlhelm an und hatte Zugang zu Informationen aus der Stahlhelmführung. Nach 1933 konnte er seine Informationsverbindungen noch ausbauen und berichtete bis 1937 über Reichswehrübungen, Ausbildungseinrichtungen der Reichswehr und nahm an internen wehrpolitischen Diskussionen teil. Bis Mitte 1937 traf er sich in Paris bzw. in Prag mit Hermann

Nuding und Ella Schwarz. 1938 emigrierte er nach Frankreich, 1939/40 Internierung, Anfang 1942 kam er über Marokko nach Kuba und wurde Mitbegründer und Leiter des Komitees deutscher Antifaschisten in Havanna, 1946 des »Freundeskreises Alexander von Humboldt«. Im Januar 1948 Rückkehr nach Deutschland, wurde Mitglied der SED und 1949 Leiter der 2. Deutschen Kunstausstellung in Dresden. 1949/50 Abgeordneter der Provisorischen Volkskammer und ab 1950 Stadtverordneter in Dresden, freischaffender Maler. Er arbeitete nach seiner Rückkehr nach Deutschland sowohl für den sowjetischen Nachrichtendienst KGB als auch für das MfS, erhielt 1978 den Nationalpreis der DDR. Gerd Caden starb am 9.September 1990 in Dresden.

Bernd-Rainer Barth

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten