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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Däumig, Ernst

* 25.11.1866 ✝ 4.7.1922

Geboren am 25. November 1866 in Merseburg; begann nach dem Besuch des Gymnasiums in Halle ein Studium der Theologie, das er jedoch nicht beendete. Von 1887 bis 1893 diente er in der Französischen Fremdenlegion und war von 1893 bis 1898 kaiserlicher Offizier in Deutschland. 1898 trat er der SPD bei und war ab März 1901 kurzzeitig Redakteur der »Reußischen Tribüne« in Gera, dann bis 1908 Redakteur am »Volksblatt« in Halle, hier auch Vorstandsmitglied im sozialdemokratischen Wahlverein und Vorsitzender des Bildungsausschusses. Von 1908 bis 1911 Redakteur an der »Tribüne« in Erfurt, ab 1911 am »Vorwärts« in Berlin. Däumig hatte sich am 4. August 1914 mit acht weiteren Redakteuren des »Vorwärts« in einer Erklärung gegen die Bewilligung der Kriegskredite durch die sozialdemokratische Reichstagsfraktion gewandt. Als Kritiker der Burgfriedenspolitik des Parteivorstandes wurde er im Oktober 1916 aus der Redaktion des »Vorwärts« entfernt. Die Mehrheit der oppositionellen Mitglieder im sozialdemokratischen Wahlverein Berlin und Umgebung

setzten ihn als Redakteur ihres Mitteilungsblattes ein, ab 1917 Organ der Berliner USPD.

Däumig nahm im April 1917 am Gründungsparteitag der USPD in Gotha teil, zählte zum linken Flügel und wurde im Mai 1918 als Sekretär in das ZK der USPD berufen. Im Sommer 1918 einer der Führer der Revolutionären Obleute von Groß-Berlin, die Vollversammlung der Arbeiter- und Soldatenräte wählte ihn zum Mitglied des Vollzugsrats. Er sprach auf dem 1. Reichsrätekongreß im Dezember 1918 für das Rätesystem und gegen die Einberufung einer Nationalversammlung, lehnte aber als Delegierter der Revolutionären Obleute in Verhandlungen mit Vertretern des Spartakusbundes deren Anschluß an die KPD ab. 1919/20 war er Redakteur der Wochenschrift »Der Arbeiter-Rat« bzw. der Zeitschrift »Unser Weg«. Däumig trat 1919 für den Anschluß an die Kommunistische Internationale ein und wurde auf dem USPD-Parteitag im November/Dezember 1919 als führender Vertreter des linken Flügels einer der beiden USPD-Vorsitzenden (neben Arthur Crispien). Während des Kapp-Putsches gehörte er der Zentralen Streikleitung Groß-Berlins an. Däumig wurde im Juni 1920 im Wahlkreis Potsdam II als Abgeordneter in den Reichstag gewählt. Als Mitglied der USPD-Delegation beim II. Weltkongreß der Komintern in Moskau plädierte er für die Annahme der 21 Bedingungen zur Aufnahme in die KI. Auf dem USPD-Spaltungsparteitag im Oktober 1920 in Halle erneut (mit Adolph Hoffmann) Vorsitzender der USPD (Linke).

Der Vereinigungsparteitag der USPD (Linke) mit der KPD im Dezember 1920 in Berlin wählte Däumig zusammen mit Paul Levi zum Vorsitzenden der Zentrale der VKPD. Auf der 2. Tagung des ZA im Februar 1921 unterstützte Däumig eine von Levi eingebrachte Resolution gegen die Haltung der Komintern zur Gründung der KP Italiens. Nachdem die Mehrheit der ZA-Mitglieder die Resolution ablehnte, verließ er mit Otto Brass, Adolph Hoffman, Levi und Clara Zetkin die Zentrale. Weil Däumig im April 1921 Levis Kritik an der März-Aktion beipflichtete, sprach der ZA ihm das Mißtrauen aus. Der endgültige Bruch mit der VKPD erfolgte im September 1921, als er mit Levi und anderen die Kommunistische Arbeitsgemeinschaft (KAG) bildete. Im Februar 1922 ging er dann wieder zur SPD. Ernst Däumig starb am 4. Juli 1922 in Berlin.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten