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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Wer war wer in der DDR?

Dessau, Paul

* 19.12.1894 ✝ 28.6.1979

Geb. in Hamburg in einer jüd. Fam.; Vater Zigarrenarb. u. Kfm.; 1900 Violinenunter-

richt; ab 1910 Studium in Hamburg u. am Klindworth-Scharwenka-Konservatorium Berlin Violine, Klavier u. Komposition bei Florian Zajic; wegen einer Fingererkrankung abgebrochen, Kapellmstr.; 1912 Korrepetitor am Hamburger Stadttheater, anschl. 2. Operettenkapellmstr. am Bremer Tivoli-Theater, 1914 wieder Hamburger Stadttheater; 1915 – 18 Militärdienst; 1919 – 23 Korrepetitor u. Kapellmstr. am Opernhaus Köln, 1924 1. Kapellmstr. in Mainz; Preis des Musikverlags B. Schott’s Söhne für Violinen-Concertino; 1925 1. Kapellmstr. an der Städt. Oper Berlin; komponierte seit 1928 für Arbeiterchöre u. für den Film, arbeitete als Filmkapellmstr. (Alhambra u. Europahaus Berlin); ab 1930 KPD-Sympathisant; beendete in der 1. Hälfte 1933 für Universal Pictures die Filmmusik »S.O.S. Eisberg«, weiter Orchesterltr. Singakad. Berlin; Okt. 1933 wg. rass. Verfolgung Emigr. nach Paris; arbeitslos, komponierte dann Filmmusiken für versch. frz. Filmges.; 1935 Zwölftonstudien bei René Leibowitz in Paris; Reisen durch Europa u. nach Palästina; in Paris auch Kompositionen u. Prop.-Arbeit zur Unterstützung der Internat. Brigaden im span. Bürgerkrieg (Ps. »Peter Daniel«): u. a. das Lied »No Pasaran!« (1936); 1939 freischaff. Musiker in New York; ab 1940 Lehrer bei der Young Men’s Hebrew Association u. an einer jüd. Musikschule, komponierte »Les Voix« für Sopran u. Klavier (UA beim XIII. Musikfest der Internat. Ges. für Neue Musik in New York 1941); 1942 Beginn der Zusammenarbeit mit  Bertolt Brecht; 1942 – 48 in Los Angeles, dort zunächst Gärtner, später Instrumentator bei Warner Bros.; dann freischaff. Komponist; 1943 Heirat mit  Elisabeth Hauptmann; 1944 – 48 Mitgl. der KP der USA; April 1945 – 50 amerik. Staatsbürgerschaft; 1948 im Univ.-Theater Minnesota Aufführung der Bühnenmusik »Der gute Mensch von Sezuan« unter Dimitri Mitropoulos.

Juli 1948 Rückkehr nach Dtl.; freischaff. Komponist in Stuttgart; 1948 Übersiedl. nach Berlin (SBZ), freischaff.; Nov. 1948 SED; 1951 Gründungsmitgl. des VdK; 1952 Ord. Mitgl., 1959 Vizepräs. der DAK; 1953 NP; 1954 Heirat mit  Ruth Berghaus; 1956 NP; 1959 Prof.; Jan. 1962 Mitbegr. u. Präs.-Mitgl. der Dt.-Frz. Ges.; Mitgl. der AdK Berlin (West), 1968 Austritt; 1964 VVO; 1965 NP; 1969 KMO; 1974 NP u. Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die KMU Leipzig;

1979 Stern der Völkerfreundschaft; gest. in Königs Wusterhausen.

Komponierte sinfon. Musik, »Bach-Variationen für großes Orchester« (1963); viele Lieder wie »Die Thälmannkolonne«, »Aufbaulied der FDJ«; Kantaten wie »Dt. Miserere« (1966); Filmmusik, u. a. zu »Das russ. Wunder«; Opern: »Die Verurteilung des Lukullus« (1951), »Puntila« (1966), »Lanzelot« (1969), »Einstein« (1974); bes. Bühnenmusik, oft zu Stücken von Brecht, wie »Mutter Courage u. ihre Kinder«, »Herr Puntila u. sein Knecht Matti«, »Der gute Mensch von Sezuan«.

Der Versuch einer Analyse zu Hanns Eislers Kantate »Die Teppichweber von Kujan-Bulak«. In: Sinn u. Form (Sonderheft). Berlin 1964; Über die Verlagerung der Schwerpunkte. In: Sonderheft der Dt. Staatsoper. Berlin 1964; Musikarbeit in der Schule. Berlin 1968; Notizen zu Noten (Hrsg. F. Hennenberg). Leipzig 1974; Fs. zum 80. Geburtstag von P. D.: Aus Gesprächen. Leipzig 1974; Von Geschichte gezeichnet. Hrsg. von K. Angermann. Hofheim 1995; P. D. 1894 – 1979. Dokumente zu Leben u. Werk. Hrsg. von D. Reinhold. Berlin 1998. Rienäcker, G.: Zu einigen Gestaltungsproblemen im Opernschaffen von P. D. In: Sammelbände zur Musikgesch. der DDR, Bd. 2. Berlin 1971; Hennenberg, F.: P. D.s pol. Chorkantaten 1944 – 1968. In: Sammelbände zur Musikgeschichte der DDR, Bd. 1. Berlin 1969; Hanisch, M.: P. D., der Filmkomponist u. Filmillustrator. In: Dialog 75. Berlin 1976; Hennenberg, F.: P. D. Für Sie porträtiert. Leipzig 1981; Preuß, T.: Brechts »Lukullus« u. seine Vertonung durch P. D. u. Roger Sessions. Würzburg 2005; Tischer, M.: Komponieren für u. wider den Staat: P. D. in der DDR. Weimar 2009.

Torsten Musial / Bernd-Rainer Barth

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten