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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Duddins, Walter

* 20.5.1903 ✝ 1945

Geboren am 20. Mai 1903 in Königsberg, Sohn eines Lehrers, der 1909 starb. Bei Pflegeltern aufgewachsen, lernte Maschinenschlosser und arbeitete in Königsberg und später in Dortmund. 1917 Mitglied der Arbeiterjugend, 1918 des Spartakusbundes, 1919 der KPD. Von 1918 bis 1922 Jugendfunktionär in Ostpreußen, 1921/22 Mitglied der BL Ostpreußen, kam 1922 als Jugendsekretär der Partei ins Ruhrgebiet. Da 1923 gegen Duddins ein Ausschlußverfahren wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten lief, schied er aus dem hauptamtlichen Apparat aus, wurde später aber rehabilitiert. Im Januar 1926 Parteisekretär, zunächst im UB Duisburg, dann von 1927 bis 1929 in Bochum. Obwohl er zur linken Opposition tendierte, vertrat er die Parteilinie. 1927 wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt, wegen Zersetzung der Schutzpolizei im März 1928 zu eineinhalb Jahren Festung. Im Mai 1928 im Wahlkreis Westfalen-Süd, im Juli 1932 im Wahlkreis Erfurt in den Preußischen Landtag gewählt, dem er bis 1933 angehörte. Anfang 1930 leitete er als Sekretär den UB Dortmund, ein Mordanschlag der SA auf ihn mißlang. Von Mitte 1930 bis 1933 Polleiter des Bezirks Thüringen.

1933 zur illegalen Arbeit als Leiter des Bezirks Wasserkante eingesetzt, wurde Duddins im Juli 1933 verhaftet und am 10. August 1934 vom VGH zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Auch seine frühere Frau stand wegen Hochverrats vor Gericht und wurde 1935 zum Tode verurteilt, ihre Strafe aber in 15 Jahre Zuchthaus umgewandelt. Walter Duddins kam nach der Strafverbüßung im November 1936 ins KZ Sachsenhausen. Dort wandte er sich von der KPD ab und wurde im August 1939 freigelassen. Hanna Melzer, die von 1925 bis 1932 mit Walter Duddins zusammenlebte, berichtete der SED-Führung 1949, ihre politische Entwicklung sei zu einem großen Teil ihm zu verdanken. Aber sechs Wochen nach Ausbruch des Krieges gegen die Sowjetunion habe sie von Duddins einen Brief aus Königsberg erhalten, »in dem er die nach seiner Auffassung vorhandenen Ursachen über die Niederlage der Sowjetunion aufzeigte und mit Begeisterung über die Taten der Hitler-Armee und über seinen Wunsch, seine Kräfte in der Industrie einzusetzen« geschrieben habe. Daraufhin habe sie jede Verbindung mit Duddins abgebrochen. Demgegenüber gibt es aber auch die Aussage des früheren Königsberger KPD-Funktionärs und späteren VVN-Spitzenfunktionärs Georg Spielmann aus dem Jahre 1950. Danach hatte Duddins ihn im März 1945 vor der Verhaftung durch die Gestapo und die Feldgendarmerie sowie dem drohenden Kriegsgericht bewahrt, indem dieser wissentlich falsche Angaben gemacht und »bestätigt« habe, Spielmann arbeite in seiner Abteilung als Maschinenbauer. Duddins soll laut Hanna Melzer nach dem Einmarsch der Roten Armee 1945 in einem Lager bei Königsberg an Ruhr gestorben sein.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten