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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Duncker, Käte

* 23.5.1871 ✝ 2.5.1953

Geboren am 23. Mai 1871 als Käte (oder Käthe, ursprünglich Paula Kathinka) Döll in Lörrach in Baden als Tochter eines Kaufmanns, aufgewachsen in Friedrichroda in Thüringen, wohin sie mit der Mutter nach dem Tode des Vaters 1877 zog. Käte besuchte die Höhere Mädchenschule in Friedrichroda sowie die Handelsschule in Gotha. Von 1888 bis 1890 Lehrerinnenseminar in Eisenach, anschließend bis 1895 Lehrerin in Friedrichroda und Leipzig. Ab 1894 Vortragstätigkeit beim Arbeiterbildungsverein Leipzig. Wegen ihrer politischen Tätigkeit als Lehrerin in Leipzig gemaßregelt, ging sie 1895 nach Hamburg, wurde dort aber 1897 als Lehrerin erneut entlassen und heiratete Ende 1898 den damaligen Studenten der Volkswirtschaftslehre Hermann Duncker. Als Mitglied der SPD zunächst Mitarbeiterin, später Vorsitzende des sozialdemokratischen Frauen- und Mädchenvereins in Leipzig, dann bis Ende 1908 Redakteurin der Zeitschrift »Gleichheit« und enge Vertraute von Clara Zetkin. Käte Dunckers Schrift: »Die Kinderarbeit und ihre Bekämpfung« wurde 1906 veröffentlicht. Sie nahm an allen SPD-Frauenkonferenzen vor 1914 teil und war als Delegierte auf dem Internationalen Sozialistenkongreß 1910 in Kopenhagen. Von 1908 bis 1912 Mitglied des Zentralen SPD-Bildungsausschusses, nach Ausbruch des Weltkrieges stand sie in Opposition zum SPD-Parteivorstand.

Ab 1915 Mitglied der Gruppe Internationale, war sie im September 1917 Delegierte der Spartakusgruppe auf der 3. Zimmerwalder Konferenz in Stockholm. Seit 1918 in der Zentrale des Spartakusbundes für Frauenarbeit verantwortlich. Auf dem Gründungsparteitag wurde Käte Duncker in die Zentrale der KPD gewählt. Nach der Ermordung von Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg und Leo Jogiches flüchtete sie aus Berlin, hielt sich in Dänemark und Schweden auf und kehrte erst Ende 1919 nach Deutschland zurück. Dann war sie Referentin an der Arbeiterbildungsschule in Berlin, von 1921 bis 1923 Abgeordnete der KPD im Thüringer Landtag. Von März bis Juli 1924 Aufenthalt in der UdSSR, seit 1925 publizistische und pädagogische Tätigkeit an der Seite ihres Mannes. Von 1933 an lebte sie wieder in Friedrichroda, emigrierte 1938 in die USA, war dort Hausgehilfin und Sprachlehrerin. Zusammen mit ihrem Mann kam sie 1947 nach Deutschland, wohnte zunächst bei ihrer Tochter Hedwig, die eine Arztpraxis in Berlin-Charlottenburg hatte. Später übersiedelte sie nach Bernau bei Berlin, wo ihr Mann als Direktor an der FDGB-Bundesschule lehrte.

Käte Duncker war durch den Verlust ihrer Söhne Karl (Selbstmord in den USA) und Wolfgang (der als Anhänger Bucharins in Moskau 1937 verhaftet wurde und 1942 in einem Lager in Workuta ums Leben kam) so zermürbt, daß sie nach ihrer Rückkehr in die SBZ politisch nicht mehr aktiv wurde und auch nicht um die formale Aufnahme in die SED nachsuchte. Sie bat am 2. Juni 1948 ihren Weggefährten Wilhelm Pieck um Hilfe bei der Aufklärung des Schicksals ihres Sohnes Wolfgang und schrieb: »Bitte, hilf uns mit der Einsetzung Deines persönlichen Einflusses, Nachricht über das Schicksal des Jüngsten zu erhalten. Eine letzte Bitte einer alten Genossin und Freundin! Auch wenn es sich herausstellen sollte, daß Wolfgang längst tot ist, so ist diese Gewißheit unter Angabe von Ort, Zeit und näheren Umständen noch besser als die quälende Ungewißheit.« Am 10. November 1948 erhielten die Dunckers eine Nachricht des Roten Kreuzes, daß ihr Sohn Wolfgang am 20. November 1942 in Workuta verstorben sei. Im Juni 1952, wenige Tage nach ihrem 81.Geburtstag, hat sich Käte Duncker noch an Walter Ulbricht mit der Bitte um Hilfe für den aus der Partei ausgeschlossenen Jacob Walcher gewandt. Nach jahrelanger schwerer Krankheit starb Käte Duncker am 2. Mai 1953 in Bernau bei Berlin.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten