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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Eichhorn, Emil

* 9.10.1863 ✝ 26.7.1925

Einer der wenigen alten sozialdemokratischen Führer, die zur KPD kamen und auch nach 1921 in dieser Partei blieben, war Emil Eichhorn. Am 9. Oktober 1863 in Röhrsdorf bei Chemnitz als Sohn eines Handwerkers geboren; lernte er von 1878 bis 1882 Mechaniker, absolvierte einige Semester an privaten technischen Lehranstalten und arbeitete in verschiedenen deutschen Städten als Mechaniker. Von Jugend an in der Arbeiterbewegung tätig; trat er 1881, während des Sozialistengesetzes, der SPD bei. Seit Mitte der achtziger Jahre nebenberuflicher Mitarbeiter der sozialdemokratischen Presse, wurde er 1893 – wegen seiner politischen Überzeugung im Beruf mehrmals gemaßregelt – hauptamtlicher Funktionär der SPD. Zunächst Redakteur der »Sächsischen Arbeiterzeitung« in Dresden, von 1900 bis 1905 Chefredakteur der Mannheimer »Volksstimme«, dann SPD-Landessekretär in Baden. Von 1901 bis 1908 Abgeordneter des Badischen Landtags, von 1903 bis 1912 Reichstagsabgeordneter. In den Jahren von 1908 bis 1917 leitete Eichhorn das Sozialdemokratische Pressebüro in Berlin. Seit 1896 war er Delegierter aller SPD-Parteitage. Da er zum linken Flügel der SPD gehörte, hatte ihn der Parteivorstand schon 1900 ins revisionistische Baden geschickt und 1905 als ersten Landessekretär bestätigt. Mit den Revisionisten, die in Baden die Mehrheit hatten, lebte Eichhorn in ständiger Fehde. 1917 trat er zur USPD über und leitete deren Unabhängigen Zeitungsdienst. lm Mai 1917 erlag sein Sohn Fritz im Alter von 25 Jahren in einem Lazarett seinen Verwundungen. In einer Todesanzeige schrieb Eichhorn, seine »Freude und Hoffnung« sei »vernichtet«. Von August 1918 bis kurz vor Ausbruch der Novemberrevolution war er Leiter der deutschen Abteilung der russischen Nachrichtenagentur ROSTA in Berlin. An der Novemberrevolution 1918 in Berlin aktiv beteiligt, wurde Eichhorn Polizeipräsident von Berlin. Als die USPD-Vertreter aus der Regierung austraten und Eichhorn sich weigerte, sein Amt niederzulegen, boten sein Verhalten und sein Amt den Anlaß zum sogenannten Spartakusaufstand in Berlin im Januar 1919.

Für die USPD zog Eichhorn in die Nationalversammlung und 1920 in den Reichstag ein. Nach der Spaltung der USPD Mitglied des ZK der linken USPD, kam er mit dieser im Dezember 1920 zur VKPD. Nach der März-Aktion 1921 gehörte Eichhorn zunächst mit Paul Levi, Ernst Däumig usw. zur KAG-Gruppe im Reichstag und wandte sich im April 1921 in einer Erklärung gegen die Haltung der Zentrale. Im Gegensatz zu den anderen alten USPD-Führern verließ er die KAG und blieb in der KPD. Eichhorn war schriftstellerisch tätig. Auch im Mai und Dezember 1924 wieder in den Reichstag gewählt, mußte er aber nach jeder Reichstagsauflösung flüchten, da er wegen der Ereignisse von 1919 noch immer polizeilich gesucht wurde und ihn nur die Immunität als Parlamentarier schützte. Emil Eichhorn starb am 26. Juli 1925. Die KPD rühmte ihm nach, er sei neben Clara Zetkin und Joseph Herzfeld der »einzige der alten Garde« gewesen, der »der Revolution treu« geblieben sei. Auch seine »Parteidisziplin« wurde anerkannt, da er (obwohl zum rechten Flügel der KPD gehörend) auch in der ultralinken Periode 1924 mitarbeitete.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten