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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Fischer, Paul

* 17.10.1894 ✝ 18.11.1979

Geboren am 17. Oktober 1894 in Hohenölsen/Krs. Gera, Sohn eines Fabrikarbeiters; er war zunächst Rechtsanwaltsgehilfe in Weida und ließ sich anschließend beim Deutschen Schulschiffverein in Elsfleet bei Bremen ausbilden, um die Offizierslaufbahn einzuschlagen. Von 1910 bis 1914 Leichtmatrose bei der Handelsflotte, 1914 zur Kriegsmarine eingezogen, gehörte er zu den Kieler Matrosen, die 1917 meuterten, und wurde deshalb im Juli 1917 zu fünfeinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, blieb bis zum Revolutionsausbruch in Siegburg und Bremerhaven eingesperrt. Seit 1917 in der USPD, von November 1918 bis Februar 1919 Redakteur der »Reußischen Volkszeitung« in Greiz, danach erwerbslos bzw. Notstandsarbeiter. Im März 1920 militärischer Leiter der Arbeiterwehr in Greiz. Von 1922 bis 1924 arbeitete Paul Fischer als Weber, kam 1923 in die BL Thüringen und war dort auch Leiter der Nachrichtenabteilung. Im Februar 1924 in den Thüringer Landtag gewählt, auch von 1927 bis 1930 Abgeordneter. Bei den Auseinandersetzungen zwischen den Rechten und den ZK-Anhängern in Thüringen 1928 gehörte Fischer zu den führenden Rechten, am 1.März 1929 wurde er aus der KPD ausgeschlossen. Danach Mitglied der KPO, er bildete mit weiteren fünf Abgeordneten (von insgesamt acht) bis Ende 1929 eine Fraktion der KPO im Thüringer Landtag. Für die KPO war Fischer bis 1933 aktiv, u. a. auch als Stadtverordneter in Greiz. Im Januar 1933 einige Zeit inhaftiert, bewirtschaftete er dann eine Hühnerfarm und arbeitete bis 1936 als Weber und anschließend als Nähmaschinenvertreter. 1940 zur Wehrmacht einberufen, diente zuletzt als Oberbootsmann in Aarhus/Dänemark. Im Juli 1945 kehrte Fischer zurück und wurde in Greiz Verlagsvertreter. Im August 1949 gründete er den Bilderbuchverlag Paul Fischer, der 1952 vom Thüringischen Volksverlag übernommen wurde, er war ab Februar 1952 Mitarbeiter des Kulturbundes. Da sich Fischer weder der KPD noch der SED anschloß und aus seiner kommunistisch-oppositionellen Einstellung keinen Hehl machte, hatte er viele Schwierigkeiten. Um seiner Tochter Traute Fischer (* 9. 2. 1928) zu helfen – sie war im Oktober 1953 in der DDR verhaftet und wegen »Spionageverdachts« zu neun Jahren Zuchthaus verurteilt worden –, ließ er sich im November 1953 zum Schein durch die MfS-Bezirksverwaltung Gera als sogenannter Geheimer Mitarbeiter anwerben. Doch Paul Fischer wurde selbst am 22. Januar 1954 in Ost-Berlin verhaftet und am 4. Juni d. J. vom 1. Strafsenat des Bezirksgerichts Jena wegen »Verbrechens nach Art. 6, Abschnitt II der DDR-Verfassung und Verstoßes gegen die Kontrollratsdirektive 38« zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Zunächst im Zuchthaus Torgau und dann im Zuchthaus Brandenburg eingesperrt, kam er erst nach achtjähriger Haft 1962 wieder frei. Paul Fischer wohnte zurückgezogen in Greiz, wo er am 18.November 1979 starb.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten