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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Frölich, Paul

* 7.8.1884 ✝ 16.3.1953

Als zweites von elf Kindern einer sozialistischen Arbeiterfamilie am 7. August 1884 in Leipzig geboren, lernte er sowohl die Not wie die sozialistische Gesinnung von Kindheit an kennen. Sein Vater war Maschinenschlosser, die Mutter Fabrikarbeiterin, beide seit ihrer Jugend schon während des Sozialistengesetzes aktiv in der SPD. Besuch der Bürgerschule und mit Hilfe einer Freistelle der zweijährigen Realschule bis zum Einjährigen, aber durch die Verhältnisse gezwungen, zum Unterhalt der Familie beizutragen. Zweijährige kaufmännische Lehre, 1903 und 1904 in Dresden, Neustadt (Posen) und Leipzig als Angestellter tätig. 1902 Eintritt in die SPD. In diesen Jahren intensives Selbststudium, gefördert durch Kurse des Leipziger Arbeiterbildungsvereins. Erste Versuche zu schreiben und zu referieren. Freunde ermöglichten es Paul Frölich, den Beruf aufzugeben und einige Semester das Volkswirtschaftliche Seminar der Leipziger Universität zu besuchen, von der Militärzeit unterbrochen. Nach einjährigem Dienst nahm er ein Angebot von Paul Lensch, Chefredakteur der »Leipziger Volkszeitung« an, in der Redaktion zu volontieren und sich zum Journalisten auszubilden. Er wurde Mitarbeiter von Hermann Duncker im Leipziger Arbeitersekretariat, dann freier Berichterstatter für zahlreiche SPD- und Gewerkschaftsblätter. 1908 kam Paul Frölich als Redakteur an die »Altenburger Volkszeitung« (Kopfblatt der LVZ), am 1. Oktober 1910 übersiedelte er nach Hamburg, um beim »Hamburger Echo« als Lokalredakteur für Altona zu arbeiten, er wurde Stadtverordneter in Altona. Ab Mai 1914 Redakteur der »Bremer Bürgerzeitung«.

Frölich war 1914 Gegner der Burgfriedenspolitik. Zum Kriegsdienst einberufen und als Unteroffizier an die Front geschickt, wurde er nach einer Verschüttung und längerem Lazarettaufenthalt als kriegsuntauglich entlassen. Wieder Redakteur, begründete er 1916 gemeinsam mit Johann Knief die »Arbeiterpolitik«, ein Wochenblatt der linksradikalen Opposition. Delegierter der Bremer Linksradikalen auf der Internationalen Konferenz in Kienthal (Schweiz), wo er sich der Zimmerwalder Linken anschloß, die Lenin nahestand. Ende 1916 wieder eingezogen, zuerst an die Ostfront, dann nach Rendsburg, wurde er Mitte 1918 wegen fortgesetzter Antikriegspropaganda in eine Irrenanstalt gesperrt, durch die Novemberrevolution befreit. Zusammen mit Knief leitete er die »Internationalen Kommunisten Deutschlands« (Bremer Linksradikale).

Auf dem Gründungsparteitag der KPD wurde Paul Frölich in die erste Zentrale der KPD gewählt. 1919 nahm er an der Bayerischen Räterepublik teil, konnte flüchten und wurde jahrelang polizeilich verfolgt. In seiner Schrift »Die Bayrische Räterepublik. Tatsachen und Kritik« (1920 unter dem Pseudonym P. Werner) analysierte er die Ereignisse und die Politik der KPD. Seine Gedenkschrift »Eugen Leviné« hat er dem standrechtlich erschossenen kommunistischen Führer der Bayerischen Räterepublik gewidmet (1922, unter P. Werner). Frölich nahm auch am II. und III. Parteitag der KPD teil und wurde wieder in die Parteizentrale berufen. Im Februar 1921 zog er (bei einer Nachwahl) in den Reichstag ein, dem er bis Dezember 1924 und von 1928 bis 1930 angehörte. 1921 zusammen mit August Thalheimer Vertreter der »Offensivtheorie«. Er wurde auch vom VIII. Parteitag 1923 in die Zentrale der KPD berufen. Da Frölich zum rechten Flügel zählte, wurde er 1924 nicht mehr Zentrale-Mitglied, er war dann vor allem publizistisch tätig. 1924 veröffentlichte er »10 Jahre Krieg und Bürgerkrieg«, Band 1, »Der Krieg«, 1926 in der Reihe »Redner der Revolution«: »Dantons Reden«, 1928 in der gleichen Reihe: »Rosa Luxemburgs Reden«.

1925 mit den Arbeiten zur Herausgabe der Gesammelten Werke Rosa Luxemburgs betraut, die Clara Zetkin und Adolf Warski leiteten, und deren erste Bände in den folgenden Jahren herauskamen. Als der »Offene Brief« 1925 die ultralinke Periode beendete, spielte Frölich auch wieder als Parteitheoretiker eine Rolle im ZK. Er nahm am XI. Parteitag 1927 teil, kam als Rechter allerdings nicht ins ZK. Wegen der zunehmenden Stalinisierung der kommunistischen Bewegung geriet er in immer schärferen Gegensatz zum Polbüro und wurde Ende 1928 mit den Führern der »Rechten Fraktion« aus der KPD ausgeschlossen. Danach gehörte er zur Reichsleitung der KPO. 1932 ging er mit der Minderheit der KPO zur SAP. Frölich verfaßte die programmatische Schrift »Was will die SAP?« und wurde auf dem Parteitag der SAP im März 1932 in den Vorstand (Beirat) der Partei gewählt. Im März 1933 von einer illegalen Reichskonferenz der SAP beauftragt, zur Auslandsarbeit nach Norwegen zu emigrieren, auf dem Wege dorthin wurde er verhaftet und neun Monate im KZ festgehalten. Durch einen Zufall freigelassen, floh er in die âSR und konnte im Frühjahr 1934 die Auslandsarbeit der SAP in Paris aufnehmen.

Bis 1939 war Frölich führender Mitarbeiter an allen Publikationen der SAP (»Neue Front«, »Marxistische Tribüne«) und setzte seine Studien über die Französische Revolution fort. 1939 erschien sein Werk (1940 in englischer Übersetzung) »Rosa Luxemburg, Gedanke und Tat« (2. Aufl. 1949 in Hamburg, 3. Auflage 1967 Frankfurt/M.) und 1990 im Dietz Verlag Berlin. Nach Kriegsausbruch wurde er in Vernet interniert, kam 1940 ins Camp Bassens. Im Februar 1941 gelangte Paul Frölich zusammen mit Rosi Wolfstein, seiner Lebensgefährtin und späteren Ehefrau, mit Hilfe eines Emergency Visums von Marseille aus über Martinique nach New York. Dort nahm er seine Studien über Demokratie und Diktatur in der Französischen Revolution wieder auf. Aus Anlaß des hundertjährigen Erscheinens des Kommunistischen Manifests hielt er einen Vortrag, den er 1949 unter dem Titel »Zur Krise des Marxismus« in Hamburg veröffentlichte. Ende 1950 kehrten Paul und Rosi Frölich nach Deutschland zurück, sie ließen sich in Frankfurt/M. nieder und schlossen sich der SPD an. Es folgten zwei Jahre intensiven Wirkens in Kursen, Vorträgen und mit Schriften. Paul Frölich starb am 16. März 1953. Aus seinem Nachlaß herausgegeben: »1789 – Die große Zeitwende. Von der Bürokratie des Absolutismus zum Parlament der Revolution«, Frankfurt/M. 1957.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten