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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Wer war wer in der DDR?

Fürnberg, Louis

* 24.5.1909 ✝ 23.6.1957

Geb. in Iglau (Mähren/Jihlava, Tschechien) in einer jüd. Familie, Vater Fabrikant (im KZ Auschwitz ermordet), Mutter starb nach seiner Geburt; Kindheit u. Jugend in Karlsbad/Karlovy Vary; 1920 – 26 Gymnasium in Karlovy Vary, gehörte dort zum Kreis junger dt.-nationalist. Dichter; Ausbildung zum Porzellanmacher, Kunstkeramiker; ab 1927 Handelsschule in Prag, Ausbildung zum Kfm. aus gesundheitl. Gründen abgebrochen; 1928 Mitgl. der dt. Sekt. der KPČ; journalist. Gelegenheitsarbeiten, Werbetexter; besuchte germanist. u. philosoph. Vorlesungen an der Univ. Prag; 1929 in Berlin Barpianist u. Lektor im Ullstein-Verlag; in Prag Mitarb. an den Ztgn. »Internat. Lit.«, »Der Gegenangriff«, »Linksfront«, »AIZ«, »Rote Fahne«; 1932 – 36 Ltr. d. bedeutendsten dt. Agit.-Prop. Gruppe in der ČSR »Echo von links«, mit ihr 1933 Reisen n. Moskau u. Paris; 1936 in der Schweiz (schwere Tbc); 1936/37 Ltr. der Agit.-Prop. Truppe »Neues Leben«; arbeitete 1938 für eine Volksfront geg. fasch. Kräfte in der ČSR; März 1939 in die Illegalität; April 1939 an der tschech.-poln. Grenze verhaftet, Haft in 13 dt. Gefängnissen, Folterungen mit schweren gesundheitl. Folgen; Aug. 1939 entlassen; 1939/40 Flucht nach Italien, Febr. 1940 nach Jugoslawien, Kontakte zur KP Jugoslawiens; Apr. 1941 Flucht nach Palästina; 1941 – 46 Exil in Jerusalem, dort Kontakte mit der illeg. KP Palästinas; Mitbegr. des antifasch. Jerusalem Book-Club; 1944/45 Sprecher beim brit. Propagandasender in Jerusalem.

Mai 1946 Rückkehr in die ČSR; 1946 – 49 Prager Korrespondent osteurop. Partei-Ztgn. u. der sowj. »Österr. Ztg.«; ab 1948 Ltr. der Abt. für kulturelle Beziehungen zu dt.-spr. Ländern im Informationsmin. der ČSR; Dez. 1949 – 52 Erster Botschaftsrat für Kultur der ČSR in der DDR, im Kontext des Slánský-Prozesses im Dez. 1952 abberufen; Untersuchungen u. Verhöre durch die tschechoslowak. Staatssicherheit; 1953/54 Ltr. der Abt. für kulturelle Betreuung andersspr. nat. Gruppen im Min. für Schulwesen u. Volkskultur der ČSR; Aug. 1954 Übersiedl. nach Weimar; DDR-Staatsbürgerschaft, SED; 1954 – 57 stellv. Ltr. der Nat. Forschungs- u. Gedenkstätten der klass. dt. Lit.; 1955 (zus. mit  Hans-Günter Thalheim) Mitbegr. u. -hrsg. der »Weimarer Beiträge. Ztschr. für dt. Lit.-Geschichte« u. der »Bibl. dt. Klassiker«; 1955 Mitgl. der DAK u. Gen.-Sekr. der Dt. Schiller-Stiftung; 1956 NP; 1956 Mitgl. des Vorst. des DSV; gest. in Weimar; 1959 posthum Ehrenbürger der Stadt Weimar, Lit. u. Kunstpreis der Stadt Weimar; 1969 von der KPČ wg. der Verfolgung 1952/ 53 posthum rehabilitiert.

Verfaßte Gedichte, Lieder (z. T. selbst vertont) u. Poeme, Erzählungen (»Mozart-Novelle« 1947, »Die Begegnung in Weimar« 1952), den autobiogr. Roman »Urlaub« (1962) sowie zahlr. Essays u. Nachdichtungen; zwiespältig berühmt wurde sein »Lied der Partei« (1949).

Gesammelte Werke. 6 Bde. Berlin, Weimar 1964 – 73 (Hrsg.: L. Fürnberg u. G. Wolf); Gedicht-Ausw. Leipzig 1969 (Hrsg.: G. Wolf); Der Briefwechsel zwischen L. F. u. Arnold Zweig. Dok. einer Freundschaft. Berlin, Weimar 1978 (Hrsg.: H. Poschmann u. G. Wolf); Briefe 1932 – 1957. 2 Bde.. Berlin, Weimar 1986 (Hrsg.: L. F. u. H. Poschmann); Wolf, G., Fürnberg, A. (Hrsg.): Lebenslied. Ausgew. Gedichte. Leipzig 2009. Wolf, G.: Der Dichter L. F. Berlin 1961; Pleßke; H.-M.: L. F. Sein Leben in Bildern. Leipzig 1962; Fürnberg, L.: Ohne Utopie kann ich nicht leben. In: Edschmid, U.: Verletzte Grenzen. Hamburg, Zürich 1992; Bernhard, R. (Hrsg.): Wanderer in den Morgen. L. F. u. Arnold Zweig. München 2005; Schiller, D.: Der Träumer u. die Politik. L. F. zum 50. Todestag. Berlin 2007.

Leonore Krenzlin / Bernd-Rainer Barth

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten