In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.
Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.
Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.
Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.
Gerstner, Karl-Heinz
* 15.11.1912 ✝ 14.12.2005
Geb. in Berlin-Charlottenburg; Vater Botschafter Karl Ritter, Stiefvater Wirtschaftsprüfer, Paul G., seit 1945 verh. mit Sibylle Gerstner, geb. Boden, Tochter Daniela Dahn; 1917 – 31 Kaiser-Friedrich Gymnasium; 1921 – 30 Mitgl. der Pfadfinder, 1931/32 der Jugendorg. »dj 1.11«; 1931 – 35 Jurastudium an der Univ. Berlin, Repetitor Kurt Georg Kiesinger; Werkstudent der Dt. Bank; 1931 Mitgl. des Roten Studentenbundes u. ab Mai 1933 der NSDAP; 1935 Referendarausbildung am Amtsgericht Rheinsberg u. in einem jüd. Berliner Anwaltsbüro; 1936 – 39 Referendar an der Dt. Handelskammer in Paris; 1937 Prom. an der Univ. Erlangen zum Dr. jur. mit einer Diss. über Treugiroverkehr; 1939 Forts. der Referendarausbildung am Kammergericht Berlin; vom Militärdienst wegen spinaler Kinderlähmung befreit; Apr. 1940 Übersetzer bei der Rundfunkabt. des Ausw. Amtes; Juli 1940 – Mai 1944 wiss. Hilfsarb. in der Wirtschaftsabt. der dt. Botschaft in Paris; illeg. pol. Arbeit mit Angeh. der frz. Résistance (Nachrichtenübermittlung, Rettung zahlr. jüd. Familien vor der Deportation); 1944/45 formal Mitarb. im Auswärtigen Amt in Berlin, Sonderreferat für Nachrichtenbeschaffung; illeg. pol. Arbeit in Berlin-Wilmersdorf (zus. mit Leo Dyck, Herbert Eppinger, Gerhard Fuchs) im NKFD-Kampfverb. Berlin.
April – Juli 1945 stellv. Bürgermstr. von Berlin-Wilmersdorf; 24.7.1945 durch brit. Militärpolizei verhaftet, Übergabe an sowj. Militärbehörden, geriet in den Verdacht, ein hoher NS-Beamter der dt. Botschaft in Paris gewesen zu sein; U-Haft zunächst im Lager Falkensee (b. Berlin), 21.9.1945 – 21.1.1946 sowj. Internierungslager Berlin-Hohenschönhausen, nach Beibringung zahlr. eidesstattl. frz. Erklärungen über seine Zusammenarbeit mit der Résistance entlassen; Herbst 1946 Ref. in der Dt. ZV für Außenhandel, Anf. 1947 persönl. Ref. von Präs. Josef Orlopp; Dez. 1948 – Mai 1989 Red.-Mitgl. der »Berliner Ztg.«, Ltr. der Wirtschaftsabt., ab 1973 Chefreporter; nach zehn abgelehnten Anträgen 1957 Aufnahme in die SED; 1955 – 88 wöchentl. Kommentator in der Sendung »Sonntägl. Wirtschaftsbetrachtung« bei Radio DDR; 1965 – 78 Moderator des Magazins »Prisma« beim DFF; mehrfach Wahl zum »Fernsehliebling des Jahres«; ab 1975 als IM bzw. als IMB »Ritter« beim MfS erf.; 1982 VVO; 1987 Ehrenspange zum VVO; 1989 Rentner; gest. in Kleinmachnow (b. Berlin).
K.-H. G.; Th. Klamannn: Industriebauten in der DDR. Berlin 1962; Bauen und Wohnen in der DDR. Moderne Städteplanung im Soz. Berlin 1970; Rationalisieren – für wen? Berlin 1972; Sachl., krit., optimist. Eine sonntägl. Lebensbetrachtung. Berlin 1999. Weder ein Held, noch ein Feigling. In: Berl. Ztg., 11./12.3.2000; Hamacher, G.: Gegen Hitler – Deutsche in der Résistance. Berlin 2001; Aly, G.: Kritisch, optimistisch u. verlogen. In: Ders.: Rasse u. Klasse. Frankfurt (Main) 2003; Leo, G.: Unser Mann in Paris. K.-H. G. Dt. Antifaschist u. Mitgl. der Résistance. In: Antifa (2006) 5.
Bernd-Rainer Barth /
Wer war wer in der DDR? Ein Lexikon ostdeutscher Biographien
Herausgegeben von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix. 5. Auflage, März 2010. Berlin: Ch. Links Verlag 2010.
© Die Urheberrechte am Lexikon und aller seiner Teile liegen beim Ch. Links Verlag. Die Weiterverwendung von Biographien oder Abschnitten daraus bedürfen der Zustimmung des Verlages.
Redaktionsschluss: Oktober 2009. Eine kontinuierliche Aktualisierung der Biographien kann von den Herausgebern nicht gewährleistet werden. Soweit bekannt, werden Sterbedaten in regelmäßigen Abständen nachgetragen. Änderungs- und Korrekturwünsche werden von den Herausgebern des Handbuches geprüft und ggfl. eingearbeitet.
Ch. Links Verlag, Schönhauser Allee 36, 10435 Berlin, Tel. 030- 44 02 32-0, mail@christoph-links-verlag.de