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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Wer war wer in der DDR?

Gerstner, Sibylle

* 17.8.1920 ✝ 25.12.2016

Geb. in Breslau (Wrocław, Polen) in einer dt.-jüd. Familie; Vater Pelzwarenfabrikant u. Versandhändler (vermutl. im Zuchthaus Öls / Schles. gest.), Mutter Geschäftsfrau; 1926 – 36 Privatschule, Realgymn. in Breslau; ab 1936 Studium an der Textil- u. Modeschule in Berlin, dann Studium der Malerei u. Illustration an der Berliner Kunstakad., Abbruch wg. der NS-Rassegesetzgebung, zeitw. Fortsetzung des Malerei-Studiums an der Kunstgewerbeschule Wien; 1939 / 40 Bekanntschaft mit ihrem späteren Mann  Karl-Heinz Gerstner (verh. seit 1945); durch dessen Vermittl. im Herbst 1940 illegal nach Paris; Fortsetzung der Malerei-Studien an der École Nationale Supérieure des Beaux-Arts, dort 1942 zwei Hochschul-Kunstpreise, daneben Arbeit als Modejournalistin; Sommer 1944 Rückkehr nach Berlin; illeg. polit. Arbeit mit K.-H. Gerstner in Berlin-Wilmersdorf. 1945 Lehrerin an einer priv. Modeschule in Berlin-Wilmersdorf; ab 1949 als freischaff. Kostümbildnerin u. Malerin (als Sibylle Boden) in Zeuthen (b. Berlin), ab 1953 in Kleinmachnow; erwirkt 1946 durch Vermittl. von entlastenden Dokumenten der Résistance die Entlassung ihres Mannes aus dem sowj. »Speziallager« Berlin-Hohenschönhausen; 1949 Geburt der Tochter  Daniela G. (Dahn); 1952 Tochter Sonja G.; als Kostümbildnerin u. a. Zusammenarbeit mit  Wolfgang Staudte; ab 1951 festangest. Kostümbildnerin bei der DEFA, u. a. für  Slatan Dudows »Frauenschicksale« (1952),  Gustav von Wangenheims »Gefährl. Fracht« (1954); Juli 1956 Gründerin u. künstl. Ltr. der Kunst- u. Modeztschr. »Sibylle«, dort 1958 – 61 stellv. Chefred., verließ die Red. nach Kritik ihrer internat. ausgerichteten Modekonzeption als »zu französisch«; anschl. freischaff. Kostümbildnerin für die DEFA u. den DFF, Zusammenarbeit mit dem Reg. Hans-Joachim Kasprzik, u. a. »Wolf unter Wölfen« (1963), »Kleiner Mann, was nun?« (1967), »Die Brüder Lautensack« (1973), »Abschied vom Frieden« (1979); daneben auch freischaff. Dolmetscherin (französ., engl.); ihr 1981 publiziertes Buch »Flucht in die Wolken« über die psych. Erkrankung ihrer hochbegabten Tochter Sonja (Freitod 1971) avancierte durch die krit. Spiegelung der therapeut. Praxis, die sensible Darstellung psych. Krankheit u. den Tabubruch, Theorien von S. Freud u. C. G. Jung zur Interpretation psych. Krankheiten zu nutzen, in der DDR schnell zum Erfolgsbuch (Übers. in acht Sprachen, bundesdt. Ausg. 1982, Dramatisierung 1991, Filmdrehbuch). Seit 1990 mehrere Ausstellungen in Dtl. u. Frankreich; gest. in Kleinmachnow (b. Berlin).



Jäger, H.: Es war die Hölle. Aber ich bewegte etwas. In: Potsdamer Neueste Nachrichten, 28.3.1998; Zylka, J.: Den Genossen war sie zu französisch. S. G. hatte viele Berufe – nun hat sie außerdem noch eine Ausstellung. In: taz, 17.4.1998; Bronnen, B.: Sibylle u. das Paradies. In: Süddt. Ztg., 16. / 17.10.1999; Kuhn, N.: »Erzähl mir, Sibylle, erzähl ...« Eine sozialist. Frauenztschr. mit internationalem Flair. In: Barck, S., Langermann, M., Lokatis, S. (Hrsg.): Zwischen »Mosaik« u. »Einheit«. Zeitschriften in der DDR. Berlin 1999; Gerstner, K.-H.: Sachlich, kritisch, optimistisch. Berlin 1999.

Bernd-Rainer Barth

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten