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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Granz, Bruno Richard

* 6.12.1880 ✝ 3.11.1937

(* 1880 – † 1937)

Geboren am 6. Dezember 1880 in Callenberg in Sachsen, Sohn eines Kleinbauern und Zimmermanns; Lehre als Bäcker. Bis 1906 Bäckermeister in Callenberg und Limbach, von 1906 bis 1910 Hilfsarbeiter in Chemnitz. 1910 zog er nach Limbach und arbeitete im Vorstand des dortigen Konsumvereins. Seit 1906 in der SPD, wurde er 1912 Vorsitzender der SPD-Ortsgruppe Limbach. Während des Weltkrieges entschieden gegen die Burgfriedenspolitik, nahm 1916 Verbindung zu Fritz Heckert und der Spartakusgruppe auf. 1916/17 Soldat, er setzte an der Front seine antimilitaristische Arbeit fort. Im Mai 1917 beschloß die Kreiskonferenz der SPD (Limbach-Flöha) mit 150 zu 33 Stimmen den Übertritt zur USPD und wählte Granz zum Kreisvorsitzenden. Im November 1918 Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrates in Limbach, am Jahresende Delegierter auf dem Gründungsparteitag der KPD. Von 1919 bis 1933 war Granz Fraktionsvorsitzender der KPD in der Stadtverordnetenversammlung Limbach sowie von 1920 bis 1926 Landtagsabgeordneter in Sachsen. Er arbeitete von 1924 bis 1933 als Geschäftsführer des Limbacher Konsumvereins und war von 1919 bis 1930 Mitglied der BL Erzgebirge-Vogtland.

Granz war Anhänger von Heinrich Brandler, mit dem er auch nach dessen Absetzung 1923 freundschaftlich verbunden blieb. Ein Briefwechsel mit Brandler (bis 1928 im Moskauer »Exil«) wurde bekannt und brachte Granz Ärger ein, er blieb aber in der KPD. Im März 1933 Emigration in die âSR und 1934 in die Sowjetunion, wo er in einer großen Moskauer Bäckerei unter dem Namen Otto Stoll arbeitete. Seinen jüngsten Sohn ermordeten die Nazis am 9. März 1933. Bruno Granz und sein Sohn Kurt, der bereits seit 1930 in der Sowjetunion als Maurer lebte, wurden 1937 vom NKWD verhaftet. Kurt Granz wurde am 28. Februar 1938 ermordet. Bruno Granz wurde am 3. November 1937 in Butowo erschossen. Sein Schicksal blieb in der DDR ein Geheimnis. Das ZK der KPD erklärte dem dritten Sohn, Walter, auf Anfrage nach dem Verbleib seines Vaters und seines Bruders, nichts Genaues zu wissen. Als sich dann Mitte der fünfziger Jahre auch die SED-Kreisleitung Karl-Marx-Stadt-Land nach Bruno Granz erkundigte, weil eine Straße in Limbach nach ihm benannt werden sollte, vermerkte Walter Ulbricht am 21. Juli 1958 quer über eine Hausmitteilung der Abteilung Kaderfragen an die Allgemeine Abteilung: »Man kann die Straße mit seinem [Bruno Granz] Namen benennen.« Später war – wie ein Band über Gedenkstätten berichtete – auf einer Gedenktafel in Limbach sogar die Lüge zu lesen, Bruno Granz sei in der UdSSR »1937 nach langer Krankheit« verstorben.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten