In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.
Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.
Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.
Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.
Greiner-Pol, André
* 12.5.1952 ✝ 15.12.2008
Geb. in Berlin; Mutter Tänzerin, Vater Komponist u. Ltr. des Erich-Weinert-Ensembles, aufgewachsen bei den Großeltern in Berlin; ab 1961 klass. Violinenunterricht; Lehre als Elektronikschlosser bei der DR, anschl. Arbeiter im Gleisbau; Wehrdienst bei der Volksmarine, dort Gründung der Band »WAF-Expression«; Rückkehr nach Berlin, Gelegenheitsarb. als Bote, Verkäufer, Pförtner, Schwarztaxifahrer; Gitarrenausb. an der Musikschule Berlin-Friedrichshain; 1975 Geiger in der Rockgruppe »Elephant«; 1976 Unterz. einer Protestresolution gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann; 1977 sechs Wochen Haft in Berlin-Rummelsburg wegen »öff. Herabwürdigung eines Polizisten«; Nov. 1977 Vernehmung durch das MfS wegen Unterstützung der »Republikflucht« eines Kollegen, danach bis 1982 als IM »Benjamin Karo« vom MfS geführt; 1977 Gründer u. seitdem Bandleader u. Sänger der Gr. »Freygang«, die, ursprüngl. im Bluesrockmilieu angesiedelt, bald zu einer Kult-Band der ostdt. Independent-Szene u. führendem Vertreter der sog. anderen Bands wird; 1983 Konzertmitschnitt in Ketzin (CD »Live in Ketzin«, 1998); 1983 Verbot der Band, 1985 Wiederzulassung, Konzertmitschnitt in Forst (CD »Berlinverbot«, 2003), 1986 erneutes Verbot der Band u. unbefristetes Auftrittsverbot für G.-P., 1987 unter Ps. »O.K-Rockband« Freygang-Tournee über die Baustellen der sowj. Erdgastrasse im Ural, G.-P. ist offz. als Techniker gemeldet u. umgeht so das Auftrittsverbot; Okt. 1987 Gründung des musikal. Session-Projekts »Tacheles«, Auftritte in Kirchen u. Privaträumen, weitere inoffz. Auftritte bei versch. Formationen, insb. der »F-FB-EKB-HIP-Connection« u. der Thüringer Rockband »Pasch«; 1989 Beteiligung an versch. Performances u. Veranstaltungen in Berlin u. Dresden, u. a. Lesungen von Bert Papenfuß, Yana-Milev-Aktionen; 1989 Neuformierung von »Freygang«; 1990 Beteiligung an spektakulären Hausbesetzungen in Berlin (»Eimer«, »Tacheles«), Mitbegr. u. Kandidat der »Autonomen Aktion Wydoks« zur Kommunalwahl in Berlin-Mitte; 3.10.1990 Konzert »Halt’s Maul Dtl.« auf dem Berliner Alexanderplatz, gewaltsame Auflösung d. Veranstalt. durch d. Polizei. Seit 1992 zahlr. Tourneen durch Ostdtl. sowie die Schweiz (1992), Italien (1992), England (1993), Schottland (2005); 1993 Premiere von Bertolt Brechts »Brotladen« (R: Thomas Heise) mit G.-P. als Darsteller u. anschl. Freygang-Konzert im Berliner Ensemble; 2007 Jubiläumskonzert »30 Jahre Freygang« in Packebusch (Altmark). CDs: »Die letzten Tage von Pompeji« (Sampler mit den Bands Ich-Funktion u. Die Firma, 1990), »Wenn der Wind sich dreht« (1992), »Golem« (1994), »Steil & geil« (1996), »Land unter« (1998), »No 9« (2004); Live vom Zwiebelmarkt 2006 (DVD 2007).
Peitsche Osten Liebe. Das Freygang-Buch. Berlin 2000 (hrsg. von M. Rauhut); X-X-X Songs 1977 – 2007. Das Songbuch von Freygang. Berlin 2007. Lutter, K.: Steil & geil. In: Rauhut, M., Kochan, Th. (Hrsg.): Bye Bye, Lübben City. Berlin 2004; Müller, D.: Rock n Roll der Maskenzeit. Berlin 1997; »20 Jahre Bewegung« (Video-Dok.-Film von S. Rohrbach).
Jan Wielgohs
Wer war wer in der DDR? Ein Lexikon ostdeutscher Biographien
Herausgegeben von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix. 5. Auflage, März 2010. Berlin: Ch. Links Verlag 2010.
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Redaktionsschluss: Oktober 2009. Eine kontinuierliche Aktualisierung der Biographien kann von den Herausgebern nicht gewährleistet werden. Soweit bekannt, werden Sterbedaten in regelmäßigen Abständen nachgetragen. Änderungs- und Korrekturwünsche werden von den Herausgebern des Handbuches geprüft und ggfl. eingearbeitet.
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