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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Grylewicz, Anton

* 8.1.1885 ✝ 2.8.1971

Geboren als Sohn eines Tischlers am 8. Januar 1885 in Berlin. Mechanikerlehre, anschließend in diesem Beruf tätig. Von 1907 bis 1909 Militärdienst. 1912 in Berlin Mitglied der SPD, 1917 Übertritt zur USPD. Während des Krieges zunächst zwei Jahre an der Ostfront, nach einer Verwundung 1917 zurück nach Berlin. Arbeit als Schlosser, dann einer der Führer der Berliner Revolutionären Obleute. Nach der Revolution war Grylewicz maßgebend in der Berliner Organisation der USPD tätig. Dort anfangs zweiter, 1920 erster Vorsitzender. Im Januar 1919 als Stellvertreter Emil Eichhorns an den bewaffneten Auseinandersetzungen auf seiten der Revolutionäre aktiv beteiligt.

Grylewicz nahm als Vertreter des linken Flügels am USPD-Spaltungsparteitag in Halle teil und war Delegierter des Vereinigungsparteitags mit der KPD im Dezember 1920. Nach der Vereinigung Orgleiter des KPD-Bezirks Berlin-Brandenburg. Von 1920 bis 1924 Stadtverordneter in Berlin und seit 1921 unbesoldeter Stadtrat in Neukölln. Als einer der Führer der Fischer-Maslow-Gruppe behielt Grylewicz seine wichtige Funktion als Orgleiter in Berlin bis 1924. 1923 Teilnehmer an den Moskauer Verhandlungen über den geplanten deutschen Aufstand.

Nach dem IX. Parteitag 1924 in die Zentrale berufen, wo er führend in der Orgabteilung arbeitete. Im Mai 1924 im Wahlkreis Potsdam II zum Abgeordneten des Reichstags, im Dezember 1924 des Preußischen Landtags gewählt. Als Mitglied der Berliner Bezirksleitung 1924 von der Polizei gesucht, verhaftet und vier Monate in Untersuchungshaft. Dann im August/September 1925 einer der Angeklagten im Maslow-Prozeß vor dem Reichsgericht. Zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, die jedoch unter die Amnestie fiel. Nach dem »Offenen Brief« 1925 aus dem ZK entfernt, blieb er zunächst Sekretär der Landtagsfraktion. Grylewicz gehörte auch nach dem »Offenen

Brief« zur Führung der Fischer-Maslow-Gruppe. Auf dem XI. Parteitag 1927 vertrat er zusammen mit Wolfgang Bartels und Paul Schlecht die linke Opposition und wurde deswegen am 1.April 1927 aus der KPD ausgeschlossen. Danach Vorsitzender der Gruppe der linken Kommunisten im Landtag und Mitbegründer des Leninbundes, bis 1930 dessen Reichsorganisationsleiter.

Im Februar 1930 trennte er sich mit einer Gruppe deutscher Trotzkisten vom Leninbund.

Sie bildeten mit Teilen der Weddinger Opposition die trotzkistische »Linke Opposition« (LO). Grylewicz war in der Folgezeit führender deutscher Trotzkist und Herausgeber der Schriften Trotzkis in Deutschland. Im März 1933 flüchteten er und seine Frau Anna, geborene Bräuer (*1. 1. 1891 – †28. 11. 1970), mit der er seit 1912 verheiratet war, nach Prag. Dort wurde er aufgrund von Verleumdungen und Denunziationen einige Zeit inhaftiert. Im Moskauer Schauprozeß gegen Grigori Sinowjew u. a. im August 1936 war Grylewicz als »einer der Führer der deutschen Trotzkisten« angegriffen worden. 1937 flüchtete er nach Paris, dort Mitglied des Auslandskomitees der LO. Im August 1939 wurde er zusammen mit seiner Frau von den deutschen Behörden ausgebürgert. 1941 Flucht nach Kuba, dort lebte und arbeitete er trotz seines hohen Alters als Tischler. 1955 kam er nach West-Berlin, wohin seine Frau schon vorher gezogen war. Er trat der SPD bei. Anton Grylewicz starb am 2. August 1971 in West-Berlin.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten