x

In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Günther, Philipp

* 26.1.1883 ✝ 9.3.1963

Geboren am 26. Januar 1883 in Stollberg/Sachsen, Sohn eines Webermeisters. Maschinenarbeiter, Wanderschaft durch skandinavische Länder. 1906 wurde er in Chemnitz Mitglied der SPD, 1913 Besuch der Parteischule. 1914 Einberufung zum Militär, als Soldat (Marine) 1917 zur Gründung der USPD nach Berlin delegiert. Anschluß an die Spartakusgruppe. Im September 1918 wegen Vorbereitung zur Meuterei inhaftiert, am 26. Oktober befreit und Rückkehr nach Chemnitz. Dort am 9. November in den Arbeiter- und Soldatenrat gewählt. 1919 Mitglied der KPD, 1920 Vorsitzender des KPD-Bezirks Chemnitz. Ab 1923 Stadtverordneter, ab 1924 Stadtrat und von 1924 bis 1930 Redakteur des »Kämpfers«. 1930 als Rechter aus der KPD ausgeschlossen und aus der Redaktion entlassen. Erwerbslos, aktives Mitglied der KPO und arbeitete an deren Zeitung »Arbeiterpolitik« mit. Ab 1933 in der von Robert Siewert geleiteten KPO-Widerstandsgruppe tätig. Im November 1934 wurde Günther verhaftet und schwer mißhandelt. Am 14. Mai 1935 zu einem Jahr und neun Monaten Gefängnis verurteilt. Im November 1936 aus dem Zuchthaus Bautzen in das KZ Sachsenburg überführt, später nach Buchenwald gebracht. Am 16. September 1938 freigelassen, aber unter Polizeiaufsicht gestellt, er arbeitete als Vertreter einer Seifenhandelsfirma in Dresden. 1946 Mitglied der SED; Günther erhielt eine Rüge und wurde 1948 aus der Partei ausgeschlossen. Angeblich waren Briefe von ihm an den Nazi-Bürgermeister von Chemnitz aufgetaucht, in denen Günther 1939 erfolglos versucht hatte, eine Anstellung als Bestattungsredner zu erwirken und Zugeständnisse an »die chauvinistische Ideologie der Nazisten« gemacht haben soll. Infolge seines frühen Parteiausschlussess wurde er von der 1949 einsetzenden Kampagne gegen frühere KPO-Mitglieder in der SED nur noch gestreift. Die ZPKK hatte Günthers Einspruch gegen seinen Parteiausschluß 1950 abgelehnt, im Januar 1960 wurde der Ausschluß aber aufgehoben. Die Medaille für »Kämpfer gegen den Faschismus« wurde ihm allerdings erst im Oktober 1960 verliehen. Philipp Günther starb am 9.März 1963 in Karl-Marx-Stadt.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten