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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Halbe (Lang), Erna

* 30.6.1892 ✝ 18.5.1983

Geboren am 30. Juni 1892 in Hamburg, Tochter von Ernst Demuth, Mitglied des Hauptverbandes der Kürschner-Gewerkschaft und SPD-Funktionär, der 1912 starb. Erna Demuth erhielt ihre Ausbildung als Kindergärtnerin am Hamburger Fröbelhaus und war dann fünf Jahre in diesem Beruf tätig. 1907 Mitglied des Hamburger Jugendbundes, 1910 der SPD, aus der sie wegen ihrer oppositionellen Haltung gegen die Kriegskreditbewilligung im Jahre 1916 ausgeschlossen wurde. Während des Krieges gehörte sie zu den aktiven Funktionären der Hamburger Linksradikalen. Da sie revolutionäre Flugblätter her-

stellte und verbreitete, am 27. März 1918 wegen angeblichen »Landesverrats« zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Ihr Mann Max Halbe – Funktionär im Handlungsgehilfen-Verband, der ebenfalls 1916 aus der SPD ausgeschlossen wurde – kam im März 1918 schwerverwundet in ein Lazarett, in dem er im Juni 1918 starb.

Durch die Revolution befreit, gehörte Erna Halbe zu den Mitbegründern der KPD in Hamburg und war bis April 1919 die einzige Frau in dem unter Führung der Linksradikalen stehenden 30köpfigen Arbeiter- und Soldatenrat. 1920 Frauensekretärin in der KPD-BL Wasserkante. Im November 1921 ging sie nach Magdeburg und wurde Polleiter im KPD-Bezirk Magdeburg-Anhalt. Delegierte des VIII. Parteitags 1923 und in die Gewerkschaftskommission gewählt. In jener Zeit stand sie auf dem linken Flügel der Partei. Nach der Übernahme der Parteiführung durch die Linken kam sie 1924 als Leiterin der Frauenabteilung in die Zentrale der KPD nach Berlin. Die Praktiken der Linken führten zu einer Entfremdung von dieser Gruppe. Mitte 1927 schied sie aus der Frauenabteilung aus. Auf dem XI. Parteitag 1927 noch in die Orgkommission gewählt, übernahm sie die Leitung eines Kinderheimes der RHD in Elgersburg/Thüringen. Sie gehörte nun der rechten Opposition in der KPD an. Als Anhängerin der Rechten wurde sie Anfang 1929 aus der Partei ausgeschlossen, verlor auch ihre Arbeit und verdiente sich von 1930 bis 1932 als Staubsaugervertreterin ihren Lebensunterhalt.

Erna Halbe wurde Mitglied der KPO-Reichsleitung und 1932 der SAP. 1933 war sie einige Monate inhaftiert, arbeitete dann noch ein Jahr illegal weiter, bis es im Sommer 1934 zahlreiche Verhaftungen in ihrer Gruppe gab. Sie emigrierte nach Prag, setzte von dort aus die illegale Tätigkeit nach Deutschland fort. Durch die Festnahmen mehrerer Freunde in Berlin erhielt die Gestapo Kenntnis davon und verlangte von der tschechischen Regierung Erna Halbes Auslieferung. Das wurde zwar abgelehnt, aber sie dennoch »gebeten«, das Land so schnell wie möglich zu verlassen. So kam Erna Halbe nach Frankreich, wo sie – wie alle deutschen Emigrantinnen – im Mai 1940 im Lager Gurs interniert wurde. Ende 1940 traf sie mit ihrem Mann – Joseph Lang (* 5. 4. 1902) –, der 1929 ebenfalls aus der KPD ausgeschlossen worden war und emigrieren mußte, in den USA ein. Nach dem Krieg unterstützten sie von dort aus viele ihrer Genossen in Deutschland. Ende 1950 kehrten beide nach Deutschland zurück. Erna Halbe-Lang wurde im Januar 1951 Mitglied der SPD und lebte in Frankfurt/M., wo sie am 18.Mai 1983 starb. Ihr Mann Joseph leitete seit 1952 die Buchhandlung des Bund-Verlages im Frankfurter Gewerkschaftshaus und spielte in der Frankfurter und in der südhessischen SPD eine maßgebliche Rolle. Joseph Lang starb am 10. September 1973.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten