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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Hammerstein, Marie Louise von

* 27.9.1908 ✝ 6.11.1999

(* 1908 – † 1999)

Geboren am 27. September 1908 in Berlin. Tochter des späteren Reichswehrgenerals und Chef der Heeresleitung Kurt von Hammerstein-Equord und dessen Frau Maria, geborene Freiin von Lüttwitz. Studium der Rechtswissenschaften an der Berliner Universität, anschließend Referendarin in Altlandsberg und Berlin. Seit 1923 in der Wandervogelbewegung, bekam sie über Nathan Steinberger und Gertrud Classen Kontakt zur KPD, deren Mitglied sie im Frühjahr 1928 wurde. In der Folgezeit lieferte sie gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Helga dem AM-Apparat geheime Informationen aus dem Arbeitsbereich ihres Vaters. Bis 1936 über Nathan Steinberger in Verbindung zu Leo Roth, offiziell war sie Hilfsarbeiterin im Rechtsanwaltsbüro ihres ersten Mannes Morgens von Harbou. Seit 1933 unter Beobachtung der Gestapo, zog sie wegen zahlreicher Verhöre und Haussuchungen 1937 nach Herrengroßstedt/Krs. Naumburg und 1942 nach Prien/Krs. Rosenheim. Bis 1951 war sie in zweiter Ehe mit Ernst Freiherr von Münchhausen verheiratet. 1945 trat sie wieder in die KPD ein, war beim Arbeitsamt Rosenheim beschäftigt, übersiedelte im Juni 1947 nach West-Berlin, dann im September 1949 nach Ost-Berlin. Hier SED-Mitglied, wurde sie zunächst juristische Hilfsarbeiterin, ab 1952 Rechtsanwältin im Kollegium von Ost-Berlin. Politisch trat sie nicht hervor, nur auf einer Tagung der Nationalen Front Ende Juli 1964 äußerte sie sich zur Rolle ihres Vaters als Hitler-Gegner. Marie Louise von Münchhausen, geborene Hammerstein, starb am 6. November 1999 in Berlin.

Ihre Schwester Helga von Hammerstein (*18.3. 1913 in Berlin) war nach dem Abitur Laborantin, studierte Chemie in Berlin und arbeitete später am Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie, dort 1939 promoviert zum Dr. rer. nat. Seit Ende der zwanziger Jahre stand sie über ihre älteren Schwestern Marie Louise und Marie Therese (*13. 12. 1909 – † 16. 11. 1994) in Kontakt zur KPD und deren Nachrichtendienst. Sie selbst wurde unter dem Namen Grete Pelgert Mitglied des KJVD und der KPD und war seit Anfang der dreißiger Jahre Lebensgefährtin von Leo Roth (Viktor), einem engen Mitarbeiter Hans Kippenbergers. Gemeinsam mit ihren Schwestern be-schaffte sie geheime Papiere aus der Reichswehrführung. So gelangte z.B. eine Abschrift von Hitlers programmatischer Rede vom 3.Februar 1933 vor der Reichswehrführung schon nach wenigen Tagen auf den Tisch des Sekretärs des EKKI, Ossip Pjatnitzki. Sie konnte noch bis 1937 geheime Informationen an den Nachrichtendienst der KPD liefern. 1939 heiratete sie den Gartenarchitekten Walter Rossow (*28. 1. 1910 – † 2. 1. 1992), der ebenfalls Beziehungen zum Nachrichtendienst der KPD hatte. Im Zusammenhang mit der Verfolgung ihrer Brüder Kunrat und Ludwig von Hammerstein, wurde Helga Rossow wegen deren Verbindungen zu den Verschwörern des 20. Juli im August 1944 festgenommen und kam einige Wochen ins Gefängnis. Nach 1945 unterstützte sie die Karriere ihres Mannes, einem bedeutenden Gartenarchitekten und Landschaftsgestalter. Er erhielt im Januar 1948 mit dem Architekten Prof. Eduard Ludwig und dem Bildhauer Prof. Gustav Seitz den ersten Preis für den Wettbewerbsentwurf »Verbundenheit« für die Neugestaltung der Grabstätte des »Friedhofes der Sozialisten« in Berlin-Friedrichsfelde, der jedoch nicht ausgeführt wurde. Helga Rossow starb im September 2005 in Stuttgart.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten