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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Hentig, Hans von

* 9.6.1887 ✝ 6.7.1974

(* 1887 – † 1974)

Geboren am 9. Juni 1887 in Berlin, Sohn des bekannten Rechtsanwalts Otto von Hentig, der u. a. Bismarck, Moltke und die Brüder Mannesmann vertrat und Staats- und Hausminister im Hause Sachsen-Coburg war. Nach dem Gymnasium 1906/07 Militärdienst, anschließend Studium der Rechtswissenschaften in Paris, Berlin und München, 1912 Promotion zum Dr. jur. Ein in München begonnenes Medizinstudium brach von Hentig 1914 ab, während des Weltkrieges Frontoffizier im Westen, auf dem Balkan und in Palästina. Nach 1918 Privatgelehrter und politischer Publizist bei München, avancierte von Hentig zu einem der führenden deutschen Nationalbolschewisten. Er war aktiv an den militärischen Vorbereitungen des »deutschen Oktober« der KPD 1923 beteiligt, unter dem Pseudonym Heller einer der Leiter des geplanten Aufstands. Am 9. November 1923 wollte er mit bewaffneten Arbeitertruppen von Thüringen und Sachsen nach München einrücken, um den Hitler-Putsch niederzuschlagen. Deswegen 1925 Ermittlungsverfahren wegen »Hochverrats«, das aber später eingestellt wurde. Hans von Hentig, der enge Beziehungen zu Karl Radek hatte, floh in die Sowjetunion, schlug dort ein Angebot Lenins für einen Posten im Eisenbahnwesen aus. Nach Deutschland zurückgekehrt, wandte er sich der Kriminologie und dem Strafrecht zu. Bis 1933 redigierte er die Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsform. 1929 habilitierte er sich und erhielt 1930 einen Ruf als Ordinarius nach Kiel. Als Vertreter einer modernen Kriminologie Gegner der Todesstrafe sowie aufgrund seiner Vergangenheit sahen die NS-Machthaber in ihm einen Feind, er wurde 1934 seiner Professur enthoben. Dann noch Professor in Bonn, aber auch dort zwangspensioniert. 1935 emigrierte von Hentig in die USA, lehrte an verschiedenen Universitäten, galt als einer der Väter der neueren amerikanischen Kriminologie und begründete den als »Viktimologie« bezeichneten Wissenschaftszweig (der auf einer Theorie der Beziehungen zwischen Opfer und Täter beruht). Nach Kriegsende bot ihm der US-General Eisenhower das Rektorat der Universität Heidelberg an, was von Hentig jedoch ausschlug. 1951 kehrte er auf seinen Lehrstuhl nach Bonn zurück, 1955 emeritiert. Hans von Hentig wohnte bis zu seinem Tode am 6.Juli 1974 in Bad Tölz.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten