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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Herzfeld, Joseph

* 18.12.1853 ✝ 27.7.1939

(* 1853 – † 1939)

Geboren am 18. Dezember 1853 in Neuß/Rheinland, Sohn eines Fabrikanten. Sein Vater war Demokrat und Republikaner, in dessen Haus auch Karl Marx als Gast verkehrte. Die Erziehung der vier Söhne erfolgte im Geist der Aufklärung (Joseph war der älteste, der jüngste, Franz, wurde als Dichter unter dem Pseudonym Franz Held – Vater von John Heartfield und Wieland Herzfelde bekannt). Joseph Herzfeld besuchte von 1862 bis 1871 das Gymnasium in Düsseldorf. Nach dem Abitur in der Fabrik des Vaters beschäftigt, ab 1872 Volontär in einem Düsseldorfer Bankinstitut. 1874 ging er nach New York, arbeitete in der Versicherungsbank eines nahen Verwandten und absolvierte dort an einer Abendschule, danach von 1878 bis 1880 am Columbia College, ein Jurastudium. 1881 bis 1885 Attorney and Counselor of Law, L. B. B. Nach ausgedehnten Reisen durch die USA, Kanada und Kuba kehrte er 1885 nach Deutschland zurück, 1887 beendete er hier das Jurastudium mit der Promotion und ließ sich 1892 als Rechtsanwalt in Berlin nieder. Er wurde Atheist und trat 1898 aus der jüdischen Gemeinde aus.

Herzfeld war schon unter dem Sozialistengesetz 1887 Mitglied der SPD geworden und zog 1898 für die SPD (Mecklenburg) in den Reichstag ein, dem er bis 1906 und dann wieder 1912 bis 1918 angehörte. Auf dem linken Flügel der Partei stehend, war er 1914 ein Gegner der Kriegskreditbewilligung. Aus Parteidisziplin stimmte er zwar anfangs den Krediten im Reichstag noch zu, 1915 lehnte er sie aber ab. Herzfeld, der schon Delegierter auf den SPD-Parteitagen 1903 (Dresden) und 1906 (Mannheim) gewesen war, wurde 1917 einer der Mitbegründer der USPD. Nach der Revolution 1918 USPD-Beigeordneter im Reichsministerium des Innern, trat aber schon Ende 1918 zurück. Auch in der USPD gehörte Herzfeld zum linken Flügel, er polemisierte auf dem USPD-Parteitag im März 1919 gegen Karl Kautsky, wurde vom USPD-Parteitag im Dezember 1919 in den Beirat der Partei berufen. Auf dem Parteitag in Halle zählte Herzfeld zu den Befürwortern des Anschlusses an die Komintern und ging 1920 mit der linken USPD zur KPD. Zusammen mit Clara Zetkin und Emil Eichhorn war er der einzige alte SPD-Führer, der auch nach der KAG-Krise in der KPD blieb.

1920 war Herzfeld für die USPD in den Reichstag eingezogen und gehörte dem Auswärtigen Ausschuß an. Von Mai bis Dezember 1924 für die KPD wieder in den Reichstag gewählt, blieb bis 1933 für die KPD aktiv. Vor allem in der Roten Hilfe trat er in vielen Prozessen als Verteidiger angeklagter Kommunisten auf. 1927 nahm er als Ehrengast an den Feiern zum 10. Jahrestag der Oktoberrevolution in Moskau teil. Auf Vorschlag der KPD-Reichstagsfraktion vom Reichstag 1928 als Beisitzer im Staatsgerichtshof gewählt. In den innerparteilichen Auseinandersetzungen hatte er sich zurückgehalten, sympathisierte jedoch 1924 mit der Mittelgruppe und später mit den Versöhnlern. Joseph Herzfeld wurde von seinem Neffen Wieland Herzfelde beschrieben als »ein uneitler, spartanischer, um nicht zu sagen puritanischer Mensch, der weder wohlhabend noch irgendwie bedeutend aussah ... Wichtigtun und Theatralik waren ihm fremd.« Trotz seines hohen Alters mußte Herzfeld 1933 aus Deutschland flüchten, er emigrierte im September 1933 zunächst in die Schweiz, dort verteidigte der über 80jährige noch Emigranten vor Gericht in Zürich. 1934 übersiedelte er nach Südtirol. Joseph Herzfeld starb am 27. Juli 1939 in Ritten (Collalbo) bei Bozen (Bolzano).

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten