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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Heym, Guido

* 1.5.1882 ✝ 16.1.1945

Geboren am 1. Mai 1882 in Suhl, entstammte einer alten Suhler Sozialistenfamilie, sein Vater war Porzellandreher. Guido lernte Werkzeugschlosser und war bis 1913 in seinem Beruf. 1897 Mitglied des DMV, 1901 Eintritt in die SPD, seit 1910 Mitarbeiter sozialdemokratischer Zeitungen. 1913 Übernahme der sozialdemokratischen Partei-Buchhandlung und Lokalredakteur der Erfurter »Tribüne« in Suhl. Heym wurde auch in die Suhler Stadtverordnetenversammlung gewählt. Februar 1915 Einberufung als Landsturmmann, bis 1918 Soldat. 1917 trat Heym zur USPD über, die von seinem Vater in Suhl gegründet wurde, und kam mit deren linkem Flügel 1920 zur KPD. Er war Delegierter auf dem Spaltungsparteitag der USPD und dem Vereinigungsparteitag mit der KPD, seit 1920 Chefredakteur des Suhler KPD-Organs »Volkswille«. 1919 Mitglied des Kreistages und des Kreisausschusses Schleusingen sowie bis 1920 Abgeordneter des Provinziallandtages der preußischen Provinz Sachsen.

In Suhl war er als Parteivorsitzender und Stadtverordnetenvorsteher der »ungekrönte König«, da die KPD dort die stärkste Kraft war. Heym zählte zum linken Flügel der KPD, er wurde im Mai 1924 Abgeordneter des Reichstags, im Dezember 1924 Abgeordneter des Preußischen Landtags. 1926 stand er mit der Mehrheit des UB Suhl und der fast geschlossen hinter ihm stehenden Ortsgruppe auf seiten der linken Opposition. 1927 war seine Gruppe nur noch formal in der KPD, in der Praxis unterstützte sie die Opposition Fischer-Scholem-Urbahns. Da die KP Suhl mehrheitlich noch immer zu Heym hielt, schloß das ZK ihn zunächst nicht aus. Als er jedoch ankündigte, die Zeitung »Volkswille« werde ab 1928 im Reichsmaßstab als Organ der linken Opposition erscheinen, erfolgte am 24.Dezember 1927 sein offizieller Ausschluß aus der KPD. Die Mehrheit der Ortsgruppe sowie elf von zwölf Stadtverordneten gingen mit ihm in den Leninbund, der »Volkswille« wurde das Reichsorgan des Leninbundes. Kurz vor der Wahl im Mai 1928 trat Heym mit vielen seiner Anhänger und dem Organ »Volkswille« zur SPD über. Bis 1933 blieb er für die SPD Redakteur und Abgeordneter im Kreistag, Fraktionsführer und Vorsitzender der SPD in Suhl.

Nach 1933 ständig unter Polizeiaufsicht, war er zunächst Versicherungsvertreter, später Heimarbeiter. In Suhl bildete sich um Heym eine antifaschistische Gruppe, deren Aktivitäten nach Kriegsausbruch zunahmen. Anfang September 1943 verhaftet, verurteilte ihn der 2. Senat des VGH am 16. Januar 1945 zum Tode. Heym befand sich unter den Insassen des Weimarer Gestapogefängnisses, die am späten Nachmittag des 4. April 1945 mit Häftlingen des Landgerichtsgefängnisses in nordöstliche Richtung aus der Stadt getrieben wurden. Im Webicht, einem Waldstück, das von der Landstraße nach Tiefurt durchquert wird, haben die SS-Begleitmannschaften in der Nacht zum 5.April 1945 alle Häftlinge (147 Männer und zwei Frauen), darunter Guido Heym, ermordet.

Sein Sohn Karl Heym (* 24. 12. 1902 – † 7. 7. 1981) leitete ab 1921 den KJVD-Unterbezirk Suhl und folgte dem Vater 1927 in den Leninbund, ein Jahr später in die SPD. Ab 1933 unterstützte er ihn im Widerstand gegen das NS-Regime. Am 8. Juni 1944 wurde er verhaftet, Anfang April 1945 gelang ihm die Flucht. Karl Heym wurde am 15. April 1945 vom amerikanischen Ortskommandanten zum Landrat des Kreises Schleusingen/Suhl ernannt und blieb dies auch nach Besetzung Suhls durch die Rote Armee. Er gehörte dem SED-Landesvorstand Thüringen an, wurde aber im Zuge der Stalinisierung der SED 1950 als Landrat abgelöst und aus allen Parteigremien entfernt. Gedemütigt und verfolgt verließ er 1951 die DDR, kehrte aber schon bald nach Suhl zurück. Karl Heym wurde nach Meuselwitz bzw. Rudolstadt verbannt und durfte erst 1956 wieder nach Suhl, wo er als Geschäftsführer der Sozialversicherung arbeitete. Die 1946 nach Guido Heym benannten Straßen und Plätze in Thüringen wurden ab 1949 stillschweigend umbenannt. Erst nach dem Ende der DDR wird Guido Heym auf einer Gedenktafel für die Opfer der NS-Diktatur im Roten Rathaus in Suhl ehrenvoll erwähnt.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten