x

In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Wer war wer in der DDR?

Honecker, Erich

* 25.8.1912 ✝ 29.5.1994

Geb. in Neunkirchen (Saargeb.); Vater Bergarbeiter (SPD/USPD/KPD); 1918 – 26 Volksschule; 1922 – 26 Mitgl. der kommunist. Kindergr., des Jung-Spartakus bzw. Pionierverb. in Wiebelskirchen; 1926 KJVD; 1926 – 28 Landarb. in Pommern; 1928 – 30 zunächst Dachdeckerhelfer, dann Dachdeckerlehre in Neunkirchen, Abruch der Lehre ohne Abschl., um sich ganz der pol. Arbeit zu widmen; während der Lehrzeit Eintritt in den Holzarbeiterverb. des ADGB; 1929 ehrenamtl. Pol.-Ltr. der KJVD-Ortsgr.; Besuch einer Bez.-Schule des KJVD; seit 1930 KPD; RFB u. RH, später RGO; ab 1930 hauptamtl. Funktionär im KJVD; 1930/31 Internat. Lenin-Schule in Moskau (»Fritz Malter«); anschl. Sekr. für Agit./Prop. in der BL Saar u. seit Ende 1931 Pol.-Ltr. der BL des KJVD im Saargeb.; zugl. Mitgl. des Sekr. der KPD-BL u. Gauführer der Roten Jungfront; Juli 1933 Teiln. an der Sitzung des ZK des KJVD in Amsterdam; von Aug. 1933 bis Frühjahr 1934 im Auftrag des ZK des KJVD u. des ZK der KPD illeg. Instrukteur für den Wiederaufbau der kommunist. Jugendorg. im Ruhrgeb. (»Herbert«); 15.2.1934 kurzz. Festnahme durch die Kriminalpolizei in Essen, zur Beobachtung entlassen, Flucht in die Niederl.; später verantw. Bearbeiter des ZK des KJVD für die Bez. Hessen, Baden-Württemberg u. Pfalz; im Herbst 1934 Rückkehr ins Saarl., um die pol. Arbeit gegen den Anschluß des Saargeb. an das Dt. Reich zu unterstützen; im Dez. 1934 in Abwesenheit in das ZK des KJVD koopt.; nach dem Anschluß des Saargeb. Flucht vor drohender Verhaftung; lebte ab Febr. 1935 mit Unterstützung der RH als Saarflüchtling in Paris; ab 28.8.1935 unter dem Deckn. »Marten Tjaden« illeg. Tätigkeit in Berlin; Kurier u. Instrukteur der von  Bruno Baum geleiteten KJVD-Org.; am 4. Dez. 1935 verhaftet, beim Verhör durch die Gestapo zuerst belastende Aussagen gegen einige Mitkämpfer, die E. H. später z. T. widerruft, am 7./8. Juni 1937 vom 2. Senat des VGH zu zehn Jahren Haft verurteilt, ab 1937 im Zuchthaus Brandenb.; dort Kalfaktor, 1943 einer Baukolonne zugeteilt u. im Berliner Frauengefängnis (Magdalenenstr.) untergebracht; am 6.3.1945 Flucht vom Arbeitskdo. u. Unterschlupf bei der Gefängnisaufseherin Lotte Grund, die Mitte April 1945 seine unbeschadete Rückkehr in die Baukolonne organisiert; Rückkehr mit dem Arbeitskdo. nach Brandenb. u. Befreiung durch die Rote Armee.

Mai 1945 – 46 als Jugendsekr. des ZK der KPD mit dem Aufbau einer antifa. Jugendorg. betraut; 1945/46 Vors. des Zentr. Antifa. Jugendaussch.; 1946 Mitbegr. u. bis Mai 1955 erster Vors. der FDJ; 1946/47 verh. mit Charlotte Schanuel (geb. Dorst); 1947 – 53 Ehe mit der aus der SPD kommenden Jugendfunktionärin  Edith Baumann; 1949 – 55 Mitgl. des EK des WBDJ; 1946 Mitgl. des PV u. ab 1949 des ZK der SED; 1948/49 Mitgl. des Präs. des Dt. Volksrats; 1949 – 89 Abg. der (Prov.) Volkskammer; 1950 – 58 Kand. des PB; nach der Scheidung von Edith Baumann 1953 Heirat mit Margot Feist ( Margot Honecker), mit der E. H. seit 1952 eine gem. Tochter hat; 1955/56 Besuch der PHS des ZK der KPdSU in Moskau; dann Sekr. der  Walter Ulbricht unterstellten »Sicherheitskommission«, führend an der »Entlarvung« u. Unterdrückung tatsächl. u. vermeintl. innerparteil. Opp. ( Wolfgang Harich,  Walter Janka,  Karl Schirdewan,  Ernst Wollweber,  Erich Selbmann,  Gerhart Ziller u. a.) beteiligt; seit dem VI. SED-Parteitag 1958 Mitgl. des PB, seit Febr. 1958 Sekr. des ZK der SED, verantw. für Sicherheitsfragen, Kaderfragen u. »Leitende PO« u. damit zweitwichtigster Funktionär nach Walter Ulbricht; 1960 – 71 Sekr. des NVR; da die von Walter Ulbricht in den 60er Jahren initiierten Reformversuche die Entscheidungskompetenzen des Parteiapparats u. auch E. H.s persönl. Machtposition zugunsten von Fachleuten beschneiden, geht E. H. zunehmend auf Distanz zu seinem pol. Ziehvater u. untergräbt seit 1965/66 mit Unterstützung anderer Funktionäre die innenpol. Reformversuche sowie die dtl.-pol. Annäherungsversuche; 1971 maßgebl. beteiligt am Sturz von Walter Ulbricht; auf dem 16. Plenum am 3.5.1971 in Nachf. von Walter Ulbricht Wahl zum Ersten Sekr. des ZK der SED, ab 1976 Gen.-Sekr.; seit 24.6.1971 Vors. des Nat. Verteidigungsrats; ab 1971 Mitgl. u. 29.10.1976 – 18.10.1989 Vors. des Staatsrats (Nachf. von  Willi Stoph); 1955 VVO; 1969, 1972, 1977, 1982 u. 1987 KMO; 1972, 1982 u. 1987 Lenin-Orden; 1981 Dr. h. c. Univ. Tokio.

18.10.1989 Rücktritt von allen Ämtern; 8.11. 1989 Einleitung eines Ermittlungsverfahrens wegen Amtsmißbrauch u. Korruption durch den Gen.-Staatsanwalt; 3.12.1989 Ausschl. aus der SED; danach Mitgl. der wiedergegr. KPD; 29./30.1.1990 U-Haft, Entlassung wegen Haftunfähigkeit, anschl. Unterkunft im Pfarrhaus der ev. Pflegeanstalt in Lobetal; ab 3.4.1990 im Spital der Westgr. der Sowjetarmee in Beelitz-Heilstätten; 30.11.1990 Haftbefehl; 13.3.1991 Flucht nach Moskau, ab 11.12.1991 dort in der chilen. Botschaft; 29.7.1992 Rückführung nach Berlin, bis 13.1.1993 U-Haft in Berlin-Moabit; Anklage vor der 27. Großen Strafkammer des Berliner LG; nach Aufhebung des Haftbefehls am 13.1.1993 Ausreise nach Santiago de Chile (da Tochter mit einem Chilenen verheiratet); dort gest.

Aus meinem Leben. Berlin 1980; Reden u. Aufsätze. Bde. 1 – 12. Berlin 1975 – 88; Moabiter Notizen. Berlin 1994. Lippmann, H.: H. Porträt eines Nachfolgers. Köln 1971; E. H. Skizze seines pol. Lebens. Berlin 1977 (hrsg. vom IML); Borkowski, D.: E. H. Statthalter Moskaus oder dt. Patriot? Eine Biogr. München 1987; Andert, R., Herzberg, W.: Der Sturz: E. H. im Kreuzverhör. Berlin, Wien 1990; Przybylski, P.: Tatort Politbüro. Die Akte H. Berlin 1991; Deutz-Schroeder, M., Staadt, J. (Hrsg.): Teurer Genosse! Briefe an E. H. Berlin 1994; Staadt, J. (Hrsg.): Auf höchster Stufe. Gespräche mit E. H. Berlin 1995; Kaiser, M.: Machtwechsel von Ulbricht zu H. Funktionsmechanismen der SED in Konfliktsituationen 1962 – 1972. Berlin 1997; Kunze, Th.: Staatschef a. D. – Die letzten Jahre des E. H. Berlin 2001; Pötzl, N. F.: Eine dt. Biogr. Stuttgart 2002; Völklein, U.: H. Eine Biogr. Berlin 2003; Hertle, H.-H.: Risse im Bruderbund. Berlin 2006.

Monika Kaiser /

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten