x

In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Wer war wer in der DDR?

Huchel, Peter

* 3.4.1903 ✝ 30.4.1981

Geb. in Lichterfelde (b. Berlin) als Hellmut Huchel (1930 Annahme des Namens Peter); Vater Berufssoldat, Beamter im preuß. Staatsdienst; 1923 Abitur; ab 1918 erste Gedichtversuche; 1923 – 26 Studium der Lit. u. Philos. in Berlin, Freiburg i. Br. u. Wien; 1927 – 30 Reisen nach Frankreich, Rumänien, Ungarn u. in die Türkei; 1928 längerer Parisaufenthalt; 1930 – 36 Publ. in »Die Liter. Welt«, »Das Innere Reich«, »Die Kolonne«, »Vossische Ztg.«; die frühe Lyrik ist stark von der märk. Landschaft geprägt; 1931 gem. Wohnung mit  Alfred Kantorowicz; 1932 Preis der Ztschr. »Kolonne« für den Lyrikband »Der Knabenteich«; 1934 – 40 Rückzug nach Michendorf (b. Berlin); Arbeit als Hörspielautor (14 Hörspieltexte) u. a. für den Reichssender Berlin u. den Dt. Kurzwellensender, dort Adaption der Reportage »Die Greuel von Denshawai« von George B. Shaw (1940); 1941 – 45 Soldat bei der Luftwaffe, sowj. Gefangenschaft.

Aug./Sept. 1945 Lehrgang an der Antifa-Schule Rüdersdorf; danach Dramaturg u. persönl. Ref. des Sendeltr. des Berliner Rundfunks; 1946 Chefdramaturg, dann Sendeltr., 1947/48 Künstler. Dir.; 1949 Mitgl. im PEN-Zentrum Dtl., später im PEN-Zentrum Bundesrep. Dtl.; 1949 – 62 erster Chefred. der Ztschr. »Sinn u. Form«, als erstes Heft erscheint das berühmte »1. Sonderheft  Bertolt Brecht«; Veröff. eines breiten Spektrums der Weltlit. u. Lit.-Theorie (u. a. frz. Existenzialisten, russ. Formalisten, Franz Kafka, Walter Benjamin,  Ernst Bloch, Theodor W. Adorno u. v. m.); 1951 NP für den Band »Gedichte«; 1952 – 71 Mitgl. der DAK/AdK; 1952 anläßl. der Formalismusdebatte Veröff. von Bertolt Brechts Verteidigung des Werks von Ernst Barlach, Veröff. eines Ausschnitts von  Hanns Eislers »Doktor Faustus« in »Sinn u. Form«; 1953 Versuch  Alexander Abuschs, P. H. als Chefred. abzusetzen; 1955 Fontane-Preis des Bez. Potsdam; 1957 Korr. Mitgl. der Hamburger AdK; nach heftigen Anfeindungen gegen P. H.s parteiunabh. künstler.-verleger. Konzeption 1962 Rücktritt als Chefred. (letztes Heft: 5/6 mit Texten u. a. von  Hans Mayer, Isaak Babel, Paul Celan, P. H.); 1963 Theodor-Fontane-Preis Berlin (West) für den Lyrikband »Chausseen Chausseen«, Annahme trotz der Forderung  Alfred Kurellas, den Preis zu verweigern; 1963 – 65 Ermittlungen des MfS im Operativen Vorlauf (VAO) »Ahornkrs.« wegen der krit. Positionen zum Kunstprogramm der SED (»Bitterfelder Weg«); 1963 – 71 fakt. Publikationsverbot in der DDR, Reiseverbot; 1965 nach Berufung an den Lehrstuhl für Poetik an die Univ. Frankfurt (Main) Verweigerung der Ausreisegenehmigung durch DDR-Behörden; 1965 Preis der jungen Generation Hamburg u. 1968 Großer Kunstpreis des Landes NRW, wegen Reiseverbots jeweils Verleihung in Abwesenheit; ab 1968 völlige Isolierung in Wilhelmshorst (b. Potsdam), Konfiszierung der Post, Überwachung der Familie durch das MfS; nach Interventionen der AdK Berlin (West), Hamburg u. Bayern, des Präs. des Internat. PEN, David Carrer, u. Heinrich Bölls im April 1971 Ausreise aus der DDR zunächst nach Italien (Ehrengast der Villa Massimo), dann Übersiedl. in die Bundesrep. Dtl.; Johann-Heinrich-Merck-Preis der Akad. für Sprache u. Dichtung Darmstadt; ab 1972 zahlr. Reisen in westeurop. Länder; 1976 Mitgl. des Ordens »Pour le mérite« (Bonn); 1979 Mitgl. der Bayr. Akad. der schönen Künste, der Dt. Akad. für Sprache u. Dichtung Darmstadt, der Societé Européenne (Venedig) u. der Comes (Rom); zahlr. in- u. ausländ. Lit.-Preise; gest. in Staufen (b. Freiburg i. Br.); 1982 u. 1988 erschienen erstmals wieder Gedichte von P. H. in »Sinn u. Form« (1982) 1 u. (1988) 6; 1984 Stiftung des Peter-Huchel-Preises durch das Land Baden-Württemberg u. den Südwestfunk Baden-Baden.

Mit seiner freirhythmischen, astrophischen u. unpathetischen Lyrik trug P. H. maßgebl. dazu bei, den aufklärerischen u. didaktischen Poesiekanon der DDR-Lyrik (Bertolt Brecht,  Johannes R. Becher) zur Moderne hin zu öffnen.

Gedichte. Berlin 1948; Die Sternenreuse. Gedichte 1925 – 1947. München 1967; Gezählte Tage. Frankfurt (Main) 1972; Die Neunte Stunde. Frankfurt (Main) 1979; Gesammelte Werke in zwei Bänden. Frankfurt (Main) 1984 (Hrsg. A. Vieregg); Die Gedichte. Frankfurt (Main) 1997. Vieregg, A. (Hrsg.): P. H. Materialienbd. Frankfurt (Main) 1986; Schoor, U.: Das geheime Journal der Nation. Die Ztschr. »Sinn u. Form«. Chefred.: P. H. 1949 – 1962. Berlin u. a. 1992; Nijssen, H.: Der heimliche König: Leben u. Werk von P. H. Würzburg 1998; Die brüchige Idylle: P. H.s Lyrik zwischen Magie u. Entzauberung. Frankfurt (Main) 1998; Wieczorek, S.: Erich Arendt u. P. H. Kleine Duographie sowie vergleichende Lektüre der lyr. Werke. Marburg 2001; Seiler, L., Walther, P. (Hrsg.): P. H. Text u. Kritik. München 2003.

Andreas Kölling

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten