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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Wer war wer in der DDR?

Isotamm, Jaan

* 1939 ✝ 2014




Der 1939 in Tartu (Dorpat) geborene Isotamm gründete 1956 zusammen mit Freunden die „Estnische Jugendmannschaft“, eine Widerstandsgruppe im Untergrund. Ihre bekannteste Aktion war die Verbreitung von Flugblättern gegen die Niederschlagung der *Ungarische Revolution von 1956 durch sowjetische Truppen. Am 25. Dezember 1956 wurde er zusammen mit Enn Tarto und anderen Mitgliedern der Gruppe verhaftet.

Ihr Prozess fand am 12. und 13. März 1957 vor dem Obersten Gericht der Estnischen SSR statt. Alle Angeklagten wurden für schuldig befunden und nach *Artikel 58, Paragraf 10 Strafgesetzbuch der RSFSR sowie Artikel 58, Paragraf 11 Strafgesetzbuch der RSFSR (siehe *Artikel 72 Strafgesetzbuch der RSFSR) zu Freiheitsstrafen von zwei bis sechs Jahren verurteilt. Isotamms Urteil lautete auf sieben Jahre Freiheitsentzug und fünf Jahre Verlust der staatsbürgerlichen Rechte. Seine Strafe musste er in den *mordwinischen Lagern verbüßen.

Nach seiner Freilassung lebte er erneut in Tartu und verdiente seinen Lebensunterhalt als Hilfsarbeiter und Nachtwächter. Gleichzeitig widmete er sich der Vervielfältigung und Verbreitung illegaler Literatur. Zusammen mit Jüri Adams und Enn Tarto gab er eine Übersicht über den Samisdat heraus und war an der Herausgabe zweier unabhängiger Literaturalmanache, „Marm“ und „Nees“ (1968), beteiligt. Im Juni 1979 erhielt er vom KGB eine offizielle Verwarnung im Zusammenhang mit der Herausgabe der Samisdat-Zeitschrift „Poolpäevaleht“ (Samstagszeitung).

Unter dem Pseudonym „Johnny B.“ schrieb Isotamm seit Mitte der 60er Jahre auch Kurzprosa und vor allem Gedichte, die ins Russische, Lettische, Finnische, Kasachische, Georgische, Slowakische, Italienische und Dänische übersetzt wurden. In seiner Dichtung brachte der Nonkonformist seine Gesellschaftskritik zum Ausdruck.

1988–2003 arbeitete er als Redakteur bei der wissenschaftlichen Zeitschrift „Akadeemia“. 2000 erhielt er als Lyriker den Kulturpreis der Republik Estland. Isotamm starb 2014 in Tartu.


Viktor Niitsoo
Aus dem Polnischen von Beata Kosmala und Markus Pieper
Letzte Aktualisierung: 07/15

Information

Die Sonderzeichen * und # erscheinen lediglich aus technischen Gründen im Text. Auf der Ursprungs-Webseite dissidenten.eu finden sie weiterführende Links sowie die vollständige Version der Biografien mit Glossarerklärungen, Chroniken und ausführlichen Darstellungen der Oppositionsgeschichten aller Länder.