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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Jung, Franz

* 26.11.1888 ✝ 21.1.1963

Geboren am 26. November 1888 in Neiße/ Schlesien, Sohn eines Uhrmachers. Jung führte ein abenteuerliches Leben, er war Börsenjournalist, Bohémien, Wirtschaftsanalytiker und revolutionärer Aktivist. Er studierte von 1907 bis 1911 Jura und Nationalökonomie in Breslau und Berlin, war dann freischaffender Schriftsteller, auch Herausgeber von Zeitschriften (»Die freie Straße«). Von 1912 bis 1921 Mitarbeiter der »Aktion« von Franz Pfemfert und später des Malik-Verlags. Autor von expressionistischen und sozialkritischen Romanen und Erzählungen, verfaßte auch Theaterstücke u. a. für Piscator und war Mitinitiator der Dada-Bewegung. Zuerst Freiwilliger, als Soldat dann Deserteur im Weltkrieg. Am 9. November 1918 besetzte er an der Spitze bewaffneter Arbeiter in Berlin das Wolffsche Telegraphenbüro, wurde Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrates und 1919 der KPD, 1920 Gründungsmitglied der KAPD. Jung organisierte die Entführung des Schiffes »Senator Schröder« nach Murmansk, nahm 1921 an den März-Kämpfen in Mitteldeutschland teil und kam mehrere Monate ins Gefängnis. Nach einer Reise in die Sowjetunion war er Mitorganisator der Hungerhilfe, der IAH. Ab 1923 im kommunistischen Verlag für Literatur und Politik tätig, erhielt Jung nach 1933 Schreibverbot und wurde 1936 von den Nazis verhaftet. Danach aktiv bei den »Roten Kämpfern«, 1938 Emigration über Wien nach Budapest. Dort 1945 zum Tode verurteilt, er konnte flüchten, wurde aber erneut festgenommen und kam ins KZ Bozen. Nach der Befreiung blieb Jung zunächst in Italien. 1947 Emigration in die USA, arbeitete in New York und San Francisco als Wirtschaftsjournalist. 1960 Rückkehr nach Europa, hier erschien 1961 erstmals seine Autobiographie »Der Weg nach unten«. Franz Jung starb am 21. Januar 1963 in Stuttgart.

Jungs zweite Frau Clara Maria Henriette, geb. Otto (* 23. 2. 1892 – † 25. 3. 1981), kam schon als Neunzehnjährige mit dem Kreis um die »Aktion« in Verbindung. Hier lernte sie Franz Jung kennen und heiratete ihn, folgte ihm 1921 in die Sowjetunion und arbeitete für die Komintern und die IAH. Anschließend Pressearbeit in Berlin, gründete 1927 mit Franz Jung den Deutschen Feuilleton Dienst, den sie bis 1944 leitete. Nach 1933 hatte sie Kontakte zur Widerstandsgruppe um Harro Schulze-Boysen. 1945 Mitglied der KPD, 1946 der SED, bis 1952 beim »Berliner Rundfunk«, ab 1955 freischaffende Schriftstellerin. Ihre Lebenserinnerungen erschienen erst Anfang der achtziger Jahre im Hamburger Nautilus-Verlag.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten