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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Kasper, Wilhelm

* 8.8.1892 ✝ 10.1.1985

Geboren am 8. August 1892 in Neustadt/ Schwarzwald als Sohn eines Landarbeiters; wurde kaufmännischer Angestellter. Später in Berlin als Kaufmann beschäftigt. 1916 schloß er sich der SPD an, trat 1917 zur USPD über und kam mit deren linkem Flügel 1920 zur KPD. Seit 1919 Gewerkschaftssekretär im Zentralverband der Angestellten, 1923 in die KPD-BL Berlin-Brandenburg gewählt, wo er für Gewerkschaftsfragen zuständig war. Nach dem IX. Frankfurter Parteitag 1924 auch in die Gewerkschaftsabteilung der Zentrale berufen. Von 1924 bis zur Annullierung der kommunistischen Mandate nach der Märzwahl 1933 Abgeordneter des Preußischen Landtages. Ab 1928 Geschäftsführer der KPD-Fraktion, 1932 stellvertretender Vorsitzender des Beamtenausschusses des Parlaments, bearbeitete er speziell Angestellten- und Beamtenfragen, insbesondere auch die der Polizei (Preußisches Polizeibeamtengesetz, Polizeietat). Kasper nahm an verschiedenen Parteitagen teil.

Auf dem XII. Weddinger Parteitag 1929 wurde er Mitglied des ZK und Kandidat des Polbüros, er gehörte bis 1933 zur Spitzenführung. Sofort nach dem Reichstagsbrand am 28. Februar 1933 verhaftet und im KZ Sonnenburg schwer mißhandelt. Beim Reichstagsbrandprozeß wurde er als Entlastungszeuge für seinen Freund Ernst Torgler aus dem KZ geholt. Vor Gericht erklärte er, Behauptungen, nach denen Torgler mit »Sprengstoff zu tun gehabt hätte« als »von A bis Z erlogen«. Am 28. Juni 1935 verurteilte ihn der VGH zu drei Jahren Zuchthaus (damalige Höchststrafe). Nach der Entlassung aus dem Zuchthaus Luckau am 28. Juni 1937 bis Januar 1938 arbeitslos, fand Kasper dann eine Anstellung bei der Zentralverwaltung der Berliner Stadtgüter. Im Juli 1938 heiratete er zum zweiten Mal in Berlin, er stand bis 28. Juli 1939 unter Polizeiaufsicht. Kasper trat 1945 in Berlin-Neukölln wieder der KPD bei und arbeitete als Angestellter bei den Stadtgütern des Magistrats von Groß-Berlin, zuletzt als Personalleiter.

Gegen Kasper wurde im Frühjahr 1947 seitens des SED-Landesvorstandes wegen seines Verhaltens während der Nazizeit ermittelt. Hans Jendretzky und Karl Fugger hatten noch im Februar 1946 seine antifaschistische Haltung bestätigt, doch am 6. Juni 1947 veröffentlichte »Neues Deutschland« einen Beschluß des ZS der SED vom 29. April 1947: »Ausschluß aus der Partei. Der frühere Landtagsabgeordnete der KPD, Willi Kasper, wurde durch Beschluß des Zentralsekretariats aus der SED ausgeschlossen. In dem seit längerer Zeit gegen ihn schwebenden Untersuchungsverfahren wurden nunmehr Unterlagen dafür beigebracht, daß er in der Zeit der Hitler-Diktatur zusammen mit Torgler und Maria Reese, die bereits im Jahre 1934 aus der KPD ausgeschlossen worden waren, bestimmte Arbeiten im Dienste der Goebbels-Propaganda geleistet hat.« Kasper legte Widerspruch ein, weil der abgelehnt wurde und er mit seiner Verhaftung rechnete, flüchtete er Anfang September 1947 nach Hamburg. Dort Gärtner und bis zur Rente 1957 Büroangestellter bei der Stadt Hamburg. Seit 1954 gehörte er dem Landesfriedenskomitee Hamburg an und wurde 1969 Mitglied der DKP. Wilhelm Kasper starb am 10.Januar 1985 in Hamburg.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten