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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Kassler, Georg

* 8.4.1887 ✝ 8.10.1962

Geboren am 8. April 1887 in Berlin, Sohn eines Tischlers, der nach 1890 Hauptkassierer des Deutschen Transportarbeiter-Verbandes war. Georg Kassler absolvierte die Fortbildungsschule, wo er als 15jähriger 1902 einen Schulstreik gegen die »Prügelpädagogen« organisierte und von der Schule verwiesen wurde. Er lernte Schriftsetzer, arbeitete als Setzer und Drucker in Berlin, Ludwigshafen und Heidelberg. Seit 1904 Mitglied der SPD, übte in Berlin bis zum Ausbruch des Weltkrieges verschiedene ehrenamtliche Parteifunktionen aus. Im Kriege stand er in Opposition zum Parteivorstand und nahm Verbindung zur Gruppe Lichtstrahlen um Julian Borchardt auf, über die er eine Anstellung als Expedient in der Druckerei des Hilfsvereins Deutscher Frauen bekam. Unter diesem unverdächtigen Firmennamen konnte er bis zum Sommer 1918 revolutionäre und Antikriegsschriften an die Front verschicken.

Seit 1915 Mitglied der Gruppe Internationale und später des Spartakusbundes. Ab Sommer 1918 als Tischlerei-Hilfsarbeiter mit seiner Familie (Frau und drei Kinder) nach Trebbin übergesiedelt. Dort gehörte er zu den Organisatoren der Novemberrevolution und wurde Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrates und Gründer der örtlichen KPD. Danach kehrte Kassler nach Berlin zurück und wurde Lastträger in der Berliner Konsumgenossenschaft. Ende 1921 Sekretär des KPD-UB Süd in Luckenwalde. Während des Parteiverbots 1923/24 lebte er illegal. Zusammen mit Edwin Hoernle und Heinrich Rau gründete er 1925 die Bauerngenossenschaft »Pflug und Amboß«, die weder ein organisatorisches noch materielles Fundament hatte und eingestellt werden mußte. 1926 Polleiter in Berlin-Köpenick und Bezirksverordneter, er gehörte der BL Berlin-Brandenburg an und wurde 1928 Polleiter im darniederliegenden UB Lausitz. Im Mai 1928 im Wahlkreis Potsdam I in den Reichstag gewählt, wurde er, da Versöhnler, 1930 nicht mehr als Reichstagskandidat aufgestellt und als UB-Leiter abgelöst. Kassler arbeitete ab 1931 in der sowjetischen Handelsvertretung und war Mitglied des dortigen Betriebsrates.

Von einem schweren Nervenzusammenbruch 1932 erholte er sich nur langsam. Im August 1933 emigrierte Kassler mit seiner Frau Margarete nach Prag und kam im Dezember 1933 in die Sowjetunion, wo er von April 1934 bis April 1935 das Erholungsheim der Komintern leitete. Im Juli 1935 wurde er Redakteur der deutschsprachigen Zeitung »Das neue Dorf« in Charkow. Er kehrte 1936 nach Moskau zurück, Anfang 1937 Hilfsredakteur in der VAA und ab Januar 1938 Korrektor an der »Deutschen Zentral-Zeitung«.

Georg Kassler wurde am 28. Juni 1938 festgenommen und befand sich bis 29.Februar 1940 in NKWD-Haft, auf Anordnung des Volkskommissars für Inneres, Berija, war sein Verfahren eingestellt worden. Er bekam über die Komintern vom ZK der KPdSU eine Pension zugesprochen und wurde Hilfskraft bei der deutschen Sektion der Komintern. Während des Krieges wurde Kassler nach Karaganda evakuiert, dort Politinstrukteur in Kriegsgefangenenlagern. 1943 erkrankte er an Flecktyphus und Malaria, nach seiner Genesung Lehrer an Anifa-Schulen. Im Oktober 1946 kehrte er nach Deutschland zurück, wurde Mitglied der SED und Referent in der Personalabteilung der Deutschen Zentralverwaltung für Industrie. Ab Februar 1947 Personalchef in der Zentralverwaltung für Brennstoffindustrie bzw. nach der Reorganisation im April 1948 der Hauptverwaltung Kohle der DWK, im Oktober 1949 Leiter der Personalabteilung im Ministerium für Aufbau und 1952 Verwaltungsdirektor des Regierungskrankenhauses in Ost-Berlin. 1957 erhielt er den Karl-Marx-Orden. Seit 1957 schwer krank, starb Georg Kassler am 8. Oktober 1962 in Ost-Berlin.

Sein Sohn Alfred Kassler, 1934 in die Sowjetunion emigriert, meldete sich im Juli 1941 freiwillig zur Roten Armee. Im Februar 1943 vom NKWD verhaftet, kam er als Angehöriger der »Arbeitsarmee« ums Leben. Sohn Berthold Kassler (* 13. 10. 1912 – † 19. 1. 1978), 1932 Mitglied der KPD, emigrierte 1933 in die Tschechoslowakei und in die Schweiz, 1934 kehrte er nach Deutschland zurück. 1942 Einberufung zur Wehrmacht, desertierte zur Roten Armee, schloß sich dem NKFD an und kam zum Fronteinsatz in Pommern. 1946 Mitglied der SED, viele Jahre Produktionsleiter im DEFA-Kopierwerk Berlin-Johannisthal, von 1958 bis 1963 Mitglied des ZK der SED.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten