x

In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Wer war wer in der DDR?

Kelam, Tunne

* 1936




Tunne Kelam wurde 1936 in Taheva in der südestnischen Region Valga geboren. Nach Abschluss der Höheren Schule 1954 in Tallinn studierte er bis 1959 Geschichte an der Universität Tartu. Seit 1957 war er im Rahmen der Gesellschaft „Teadus“ (Wissenschaft) als Dozent für internationale Beziehungen tätig. In den Spalten des „Edasi“ (Vorwärts), einer Tartuer Zeitung, schrieb er Kommentare zu internationalen Ereignissen. In den Jahren 1965–75 war er Redakteur der Estnischen Sowjetenzyklopädie (Eesti Noukogude Entsuklopeedia).

Ende der 60er Jahre schloss er sich der nationalen Widerstandsbewegung an. 1972 war er an der Ausarbeitung des *Memorandums der Estnischen Demokratischen Bewegung und der Estnischen Volksfront beteiligt, ohne diesen Organisationen anzugehören. Im Zusammenhang mit den Verhaftungen Ende 1974 von Mitgliedern der „Estnischen Demokratischen Bewegung“ und der *Estnischen Volksfront wie Sergei Soldatow, Kalju Mätik, Artem Juskevitš, Mati Kirend und Arved Varat wurde Kelams Wohnung durchsucht und er selbst vom KGB verhört. Aber auch dies hielt ihn nicht davon ab, weiter unabhängige Informationen zu verbreiten, womit er sich weiteren Repressionen aussetzte. 1975 wurde er auf Druck des KGB aus der Redaktion der Enzyklopädie entlassen und erhielt ein Vorlesungsverbot. 1975–79 arbeitete er als Bibliograf in der Kreutzwald-Bibliothek in Tallinn, und von 1980–88 als Nachtwächter in einer Sowchose. 1985 erhielt Kelam vom KGB eine offizielle Verwarnung wegen „der Organisation nationalistischer Versammlungen“ und sogenannter „antisowjetischer Propaganda“.

1988–89 war er in der Redaktion der wissenschaftlichen Zeitschrift „Akadeemia“ beschäftigt, widmete sich ab 1989 ausschließlich der Politik und wurde Mitgründer der „Estnischen Nationalen Partei der Unabhängigkeit“, ihr stellvertretender Vorsitzender und schließlich Vorsitzender (1993–95). Kelam wurde in den *Kongress Estlands delegiert und war von 1990–92 Vorsitzender des *Estnischen Komitees. Im August 1991 nahm er an den Verhandlungen über die Verständigung des *Kongresses Estlands mit dem Obersten Rat der Estnischen Sowjetrepublik über die Wiederherstellung der Unabhängigkeit teil. Von 1991–92 war er Mitglied der Verfassunggebenden Versammlung und von 1992–2003 Vizevorsitzender des Estnischen Parlaments in der Fraktionsführung der „Vaterlandsunion“. Kelam ist außerdem Vorstandsmitglied der Kistler-Ritso-Stiftung (Kistler-Ritso Eesti Sihtasutus) und seit 2004 Abgeordneter des Europäischen Parlaments.


Viktor Niitsoo
Aus dem Polnischen von Beata Kosmala
Letzte Aktualisierung: 06/15

Information

Die Sonderzeichen * und # erscheinen lediglich aus technischen Gründen im Text. Auf der Ursprungs-Webseite dissidenten.eu finden sie weiterführende Links sowie die vollständige Version der Biografien mit Glossarerklärungen, Chroniken und ausführlichen Darstellungen der Oppositionsgeschichten aller Länder.