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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Kenzler, Georg

* 20.10.1884 ✝ 1.1.1959

Am 20. Oktober 1884 in Mannheim geboren; sein Vater, ein Schmied, wurde 1893 wegen seiner gewerkschaftlichen Tätigkeit bei der Mannheimer Firma Lanz gemaßregelt, so daß die Familie nach Frankenthal in der Pfalz übersiedelte. Er lernte Schlosser und war aktiv in der sozialistischen Jugend, ging auf Wanderschaft durch Deutschland, die Schweiz und Österreich. 1908 schloß er sich der SPD an und kam 1917 bei Gründung zur USPD. 1918 noch zu den Pionieren eingezogen, kehrte er nach Ausbruch der Revolution nach Mannheim zurück und war an den Revolutionskämpfen beteiligt. Er stand auf dem linken Flügel der USPD, kam mit diesem 1920 zur KPD. 1921 Leiter der KPD in Mannheim, arbeitete weiter in seinem Beruf als Schlosser. 1922 Stadtverordneter und hauptamtlicher Sekretär der KPD Mannheim. Auch in der KPD gehörte Kenzler dem linken Flügel an, er wurde Anfang 1924 Polleiter des KPD-Bezirks Baden. Im Mai 1924 (bis 1928) als Abgeordneter in den Reichstag gewählt. 1924/25 einige Male verhaftet, mußte er aber als MdR wieder freigelassen werden. Bis 1926 Polleiter in Baden, trat zunächst noch für das ZK auf, schloß sich aber 1926 immer enger an die Ruth-Fischer-Gruppe an. Ende 1926 abgelöst und einer der Führer der linken Opposition in Baden, die hier erst 1927 in Aktion trat. Da Kenzler am 16. Juli 1927 an einer Versammlung mit Hugo Urbahns in Mannheim teilgenommen hatte, wurde er zur Bezirksleitung vorgeladen, lehnte aber sein Erscheinen schriftlich ab: »Die jetzige BL gleicht einem Inquisitionstribunal, Ketzer (Oppositionelle) müssen um jeden Preis verbrannt werden. Ihr braucht noch Holz zum Scheiterhaufen.« Als solches »Holz« legte er ein Schreiben der russischen Opposition bei und solidarisierte sich damit. Daraufhin am 27. Juli 1927 aus der KPD ausgeschlossen. Mitglied des Leninbundes. Nach der Auflösung des Reichstages am 18. April 1928 verhaftet; obwohl das Verfahren ja wegen seiner KPD-Tätigkeit lief, gewährte ihm die Partei keine Rechtshilfe. Kenzler kandidierte für den Leninbund, kam aber nicht mehr in den Reichstag. Nach der Haftentlassung 1928 eröffnete er in Mannheim eine Gastwirtschaft. Am 10. Januar 1929 trat er in die SPD ein und zog nach Berlin, wo er mit mehreren anderen früheren linken KPD-Abgeordneten bei der Volkshilfe-Versicherung beschäftigt war. Nach 1933 einige Male kurz inhaftiert, blieb er bis 1945 als Arbeiter in Berlin. 1945 wieder bei der Versicherung tätig, wurde zwar Mitglied der SED, übernahm aber keine Funktion, sondern stand in Opposition zur Parteilinie. Er wohnte in Ost-Berlin (Köpenick) und hatte sich von der Politik zurückgezogen. Georg Kenzler starb am 1. Januar 1959 in Ost-Berlin.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten