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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Wer war wer in der DDR?

Konsul, Mustafa

* 1923 ✝ 1993




Mustafa Konsul wurde 1923 in dem Dorf Derekoj (Dereköy, seit 1948 Uschtschelnoje/Uschtschelne, heute Teil von Jalta) auf der Krim geboren. Im Juni 1941 wurde er nach seinem Schulabschluss zum Militär einberufen und bei der Verteidigung von Sewastopol schwer verwundet. Nach der Demobilisierung im Jahre 1947 reiste er zu seiner Familie, die seit der *Deportation von 1944 im usbekischen Samarkand lebte. Er wurde als „Spezialumsiedler“ registriert. Bei der Ausstellung seiner Papiere wurde seine Kriegsteilnahme angezweifelt. Erst 1987 wurde ihm der Status eines Kriegsinvaliden zuerkannt und 1989 seine Teilnahme an der Verteidigung von Sewastopol offiziell bestätigt.

In Samarkand arbeitete er als Gießer in einer Fabrik. 1958 schloss er die Fachschule für Maschinenbau ab und arbeitete anschließend als Konstruktionsingenieur. Er wurde Mitglied im Allunionsverband der Erfinder und Rationalisatoren.

1964 lernte er Aktivsten der *Initiativgruppe Samarkand kennen und unterstützte fortan ihre Arbeit. Er bereitete Dokumente der krimtatarischen Nationalbewegung vor, sammelte Unterschriften und war an der Entsendung von Vertretern nach Moskau und in andere Städte beteiligt. Konsul übernahm auch die Beschaffung von Finanzmitteln für die Arbeit der krimtatarischen Nationalbewegung im Gebiet Samarkand. Anfangs wurde Geld für konkrete Aktionen gesammelt, später ging man zu festen monatlichen Beiträgen über. Verwendet wurden die Gelder für Fahrten krimtatarischer Aktivisten nach Moskau, für Besuchsreisen von Familienangehörigen der Verurteilten sowie für Päckchen an inhaftierte Aktivisten der Bewegung in Gefängnissen und Straflagern. Finanziert wurden auch die Beschaffung von Papier sowie die Beschäftigung von Schreibkräften. Hohen Stellenwert maß Konsul außerdem der Bildungsarbeit innerhalb der jüngeren Generation der Krimtataren bei. In seiner zu einem Fotolabor umgebauten Küche fertigte er darüber hinaus Kopien schwer zugänglicher Bücher zur Geschichte der Krimtataren an. Er organisierte Treffen und beteiligte sich an den Vorbereitungen von nationalen Feiertagen und Begräbnisfeierlichkeiten für Aktivisten der Bewegung. Konsul war Mitverfasser zahlreicher Dokumente und unterzeichnete unter anderem den Aufruf der Krimtataren an die internationale Gemeinschaft vom 21. Juli 1968. In den 70er Jahren arbeitete er an der *Kassationserklärung mit.

1980 zog Konsul nach Abinsk in die Region Krasnodar. Im Herbst 1986 erlitt er zwei Herzinfarkte. Trotzdem setzte er sich weiter für die Belange der Krimtataren ein und war als Berater der regionalen *Initiativgruppe tätig. Im Juli 1989 kehrte er auf die Krim zurück, wo er 1991 Delegierter des Zweiten *Kurultai des krimtatarischen Volkes war.

Mustafa Konsul starb am 31. Juli 1993 in Simferopol.



Autorenteam der Stiftung „Initiative der Krimtataren“
Aus dem Polnischen von Gero Lietz
Letzte Aktualisierung:10/20

Information

Die Sonderzeichen * und # erscheinen lediglich aus technischen Gründen im Text. Auf der Ursprungs-Webseite dissidenten.eu finden sie weiterführende Links sowie die vollständige Version der Biografien mit Glossarerklärungen, Chroniken und ausführlichen Darstellungen der Oppositionsgeschichten aller Länder.