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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Kraus, Werner

* 14.6.1898 ✝ 12.11.1964

Geboren am 14. Juni 1898 in Lüdenscheid; Bauarbeiter. 1923 trat Kraus der KPD bei, 1929 als hauptamtlicher Funktionär Orgleiter des KPD-Bezirks Pommern, 1931 Polleiter. Im April 1932 wurde er im Wahlkreis Pommern als Abgeordneter in den Preußischen Landtag gewählt und im März 1933 auch in den Reichstag. Er nahm noch im Februar 1933 an der letzten Tagung der KPD-Führung in Ziegenhals bei Königs Wusterhausen teil, blieb bis April 1933 Polleiter der BL Pommern und wechselte dann nach Ostpreußen. Im Juli 1933 in einem illegalen Quartier in Königsberg verhaftet, wurde Kraus ein aktiver V-Mann für die NSDAP in der KPD. Er denunzierte alle ihm bekannten Kommunisten aus Ostpreußen und Pommern. Seinem Verrat fielen (nach Ermittlungen des Kippenberger-Apparates) allein in Ostpreußen 170 KPD-Funktionäre und aktive Mitglieder zum Opfer. Bereits 1933 offiziell SA-Sturmführer, ließ er in Zusammenarbeit mit der Gestapo drei illegale Zentralstellen der Kommunisten (der KPD, der RGO und der Sporteinheit in Berlin) auffliegen. Außerdem war er maßgeblich verantwortlich für die Liquidierung der illegalen KPD in Ostpreußen (wie er in seinem Bericht an die Gestapo im Jahre 1936 selbst hervorhob). Dafür und auf Antrag der SA-Führung wurde eine gegen ihn im November 1934 vom Generalstaatsanwalt beim Kammergericht Berlin eröffnete Anklage wegen »Vorbereitung zum Hochverrat« eingestellt.

Kraus wurde Mitglied der NSDAP, hauptamtlich im Propagandareferat der SA für Presse und Propaganda tätig. Ab 1937 bekam er einen »Ehrensold« von 300 Mark und für seine vier Kinder 150 Mark Kindergeld. Als er 1936 zu einer Reportage über die SA im Kurischen Haff fuhr und dabei die Grenze überschritt, wurde er von Litauischen Zöllnern verhaftet, kam aber mit drei Tagen Haft davon. Wie er später seinen SA-Vorgesetzten berichtete, hatte er Angst, an die Sowjetunion ausgeliefert zu werden. Denn zu jener Zeit waren von den deutschen Behörden drei Litauer verhaftet und angeblich erschossen worden, so daß Kraus einen Racheakt Litauens befürchten mußte. Während des Krieges als Landwehrmann »u. k.« gestellt, arbeitete er bei der Gruppe Ostland der SA auf einer Planstelle der NSDAP. Nach 1945 konnte Kraus seine Vergangenheit verschleiern, trat keiner Partei mehr bei, lebte und wohnte in Rhumspringe, einem kleinen Ort im Harz in Niedersachsen. Als Betriebsratsvorsitzender seiner Firma betätigte er sich in der Gewerkschaft, der Ortskrankenkasse usw. Obwohl parteilos, war er kurze Zeit über die Liste der SPD Mitglied im Gemeinderat in Rhumspringe. 1962 erlitt er einen Schlaganfall und zog sich zurück. Werner Kraus starb am 12.November 1964 in Rhumspringe.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten