x

In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Wer war wer in der DDR?

Kretschmer, Thomas

* 18.12.1955

Geb. in Dornburg (b. Jena); Vater Biologe, Mutter Horterzieherin, kath. erzogen; POS in Dornburg, 1972 Beginn einer Berufsausbildung mit Abitur im VEG Gartenbau Meilitz (b. Gera), 1972 Relegation von der Berufsschule nach Austritt aus der FDJ u. der Absichtserklärung, den Wehrdienst zu verweigern; danach Krankenpflegerausbildung im Städt. Krankenhaus Jena; Juni 1973 gescheiterter Fluchtversuch an der tschechoslowak.-österreich. Grenze (»um sich dem Wehrdienst zu entziehen«), Verhaftung u. Verurteilung zu 15 Monaten Jugendhaft durch das Kreisgericht Jena; Jugendstrafanstalt Ichtershausen, hier zunächst Verpflichtungserklärung zur Mitarbeit für das MfS, dann schriftl. Widerruf gegenüber dem Führungsoffizier, nach Haftentlassung 1974 erneute Versuche des MfS, ihn zur Mitarbeit zu erpressen, denen sich K. verweigert u. durch Dekonspiration entzieht; Kontakt zur Offenen Jugendarbeit in Jena, unter dem Einfluß der ev. Jugendarbeit Übertritt zur ev. Kirche; 1974 – 76 Krankenpfleger im Städt. Krankenhaus Jena u. in einem Behindertenheim in Bad Blankenburg; aktiv in der alternativen Jugendszene in Jena; 1976 Beginn des Theologiestudiums am Erfurter Predigerseminar, Heirat u. Umzug nach Apfelstädt (b. Erfurt) in ein Pfarrhaus, das sich zum Anlaufpunkt der Offenen Arbeit entwickelte; 1979 Unterbrechung des Studiums aus persönl. Gründen, 1980 nach einem MfS-Maßnahmeplan Verwehrung der Fortsetzung des Studiums durch die thüringische Amtskirche; Nov. 1980 Wehrdiensttotalverweigerung, Inhaftierung, Dez. 1980 Verurteilung auf Bewährung u. Entlassung aus der Haft nach der Bereitschaftserklärung, den Wehrdienst als Bausoldat abzuleisten; hier offensives Eintreten für pazifist. Ideen u. öff. Solidarisierung mit der Solidarność in Polen; Jan. 1982 erneut verhaftet u. bis Juni U-Haft in der zentralen U-Haftanstalt des MfS Berlin-Magdalenenstraße, Aug. 1982 vom Militärobergericht Halle zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt, Jan. 1985 Überstellung in die MfS-Abschiebehaftanstalt Karl-Marx-Stadt, nach Verweigerung der Ausreise Fortsetzung der Haft in Karl-Marx-Stadt u. Leipzig; bis zum Juli 1985 weiter inhaftiert; aufgrund kirchl. u. internat. Proteste, u. a. durch Altbischof  Kurt Scharf, Bischof  Werner Leich u. die Gefangenenhilfsorg. »amnesty international«, die K. zum »Häftling des Jahres« erklärte, im Juli 1985 aus der Haft entlassen; anschl. Anstellung als kirchl. Handwerker in Ebersdorf (Krs. Lobenstein); 1989 Beteiligung an der Besetzung der MfS-Kreisdienstelle Lobenstein u. Mitarbeit im thüring. Bürgerkomitee zur Auflösung des MfS; vom MfS erfaßt in den OPK »Philister« u. »Seminar«.

1990 – 94 Abg. im Kreistag Lobenstein für die »Kirchl. Wählergemeinschaft«, lebt als Holzbildhauer mit seiner Fam. in Tegau (Saale-Orla-Krs.).

Kowalczuk, I.-S., Sello, T. (Hrsg.): Für ein freies Land mit freien Menschen. Opposition u. Widerstand in Biographien u. Fotos. Berlin 2006.

Christian Halbrock; Jg. 1963; ab 1993 Studium der Neueren/Neuesten Geschichte, Mittelalterlichen Geschichte und Europäischen Ethnologie an der HU Berlin, 2003 Promotion; seitdem wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Bildung und Forschung bei der BStU in Berlin.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten