x

In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Kühne, Otto

* 12.5.1893 ✝ 8.12.1955

Geboren am 12. Mai 1893 in Berlin, Sohn einer Arbeiterfamilie; lernte Bohrer und Rundschleifer und war bis 1914 Maschinenarbeiter. 1914 Soldat, 1916 in einen Eisenbahnbetrieb abkommandiert, von Ende 1918 bis zu seiner Entlassung 1925 Arbeiter im Bahnbetriebswerk Pankow. Er leitete später als Vorsitzender den Gesamtbetriebsrat der Reichsbahn in Berlin und gehörte dem Hauptbetriebsrat im Reichsverkehrsministerium an. Seit 1912 in der Gewerkschaft, bekam er über Ottomar Geschke Verbindung zum Spartakusbund, wurde 1919 Mitglied der USPD, 1920 der KPD. Nach der Spaltung des Eisenbahnerverbandes kam Kühne in den kommunistischen »Freien Eisenbahnerverband« und wurde 1922 hauptamtlicher Sekretär. 1925 Mitglied der KPD-BL Berlin und kurze Zeit Vertreter des radikalen Flügels, der für selbständige Gewerkschaften auftrat, dann Anhänger der Ruth-Fischer-Führung gegen die Ultralinken ( Werner Scholem, Arthur Rosenberg). Auf dem X. Parteitag 1925 als Kandidat ins ZK gewählt, war Kühne im August 1925 einer der Unterzeichner des »Offenen Briefes« der KI. Von der Parteikonferenz im Oktober 1925 zum Mitglied des ZK befördert und als Vertreter der KPD zur Komintern nach Moskau entsandt (zusammen mit Heinz Neumann). 1927 nach Deutschland zurückgekehrt, auf dem XI. Essener Parteitag 1927 nicht wieder ins ZK berufen, aber 1928 Sekretär der Zentralen Beschwerdekommission und 1931 Sekretär der KPD-Reichstagsfraktion. In der Nacht des Reichstagsbrandes verhaftet, am 13. März irrtümlich freigelassen, emigrierte er im Juli 1933 als Friedrich Kuhlmann zunächst nach Dänemark, anschließend nach Schweden und Norwegen, dort Leiter der deutschen Emigration. Nach Aufenthalten in der Sowjetunion, Frankreich, Großbritannien (hier sagte Otto Kühne als Zeuge im Londoner Gegenprozeß zum Reichstagsbrandprozeß aus) kam er im Oktober 1935 erneut nach Moskau.

1937 kämpfte er als Angehöriger der XI. Internationalen Brigade in Spanien, zuletzt war er Brigadekommissar. Im Dezember 1938 nach Paris, im gleichen Monat in La Rochelle interniert, bei Kriegsausbruch in das Lager Libourne eingeliefert, gelang ihm 1940 die Flucht nach Marseille. Ende 1942 bei der Résistance im Zentralmassiv, Kühne wurde Befehlshaber von ca. 2700 Mann, die in militärischen Einheiten zusammengefaßt waren. Im Juni 1943 zum Oberstleutnant befördert und im Oktober 1944 in Marseille Leiter der deutschen KP-Organisation in der Provence. Otto Kühne kehrte im Mai 1945 nach Deutschland zurück und baute zusammen mit Richard Gladewitz im Gebiet von Trier und Koblenz die KPD-Organisation auf. Im Juli 1945 traf er in Berlin ein und wurde hier Vizepräsident der Deutschen Zentralverwaltung für Verkehr, nach Gründung der DWK Leiter der Hauptverwaltung Verkehr. Er wurde im Dezember 1949 von dieser Funktion entbunden, vermutlich wegen Kühnes Westemigration und seiner hohen Stellung innerhalb der Résistance. 1950 Oberbürgermeister von Brandenburg/Havel, erhielt im Zusammenhang mit dem Aufstand vom 17. Juni 1953 wegen »kapitulantenhaften Verhaltens« eine »strenge Rüge« und wurde als Oberbürgermeister und Mitglied des Sekretariats der SED-KL Brandenburg abgelöst. Otto Kühne starb am 8.Dezember 1955 in Brandenburg/Havel.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten