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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Wer war wer in der DDR?

Laschkaraschwili, Sakaria

* 1954




Sakaria Laschkaraschwili wurde 1954 im Dorf Doesi in einer Beamtenfamilie geboren. Seinen Oberschulabschluss machte er in Tiflis. Schon während seines Wehrdienstes unternahm er 1974, gemeinsam mit Soldaten aus seiner Heimatregion, den Versuch, eine konspirative Gruppe, die Nationale Partei Georgiens, ins Leben zu rufen. Ihr deklariertes Ziel war der Kampf um die Unabhängigkeit des Landes. Die Gruppe löste sich jedoch schnell wieder auf.

Nach seiner Rückkehr nach Tiflis arbeitete Laschkaraschwili ab 1979 als Taxifahrer. Er war Mitglied der KPdSU. Zusammen mit dem Tifliser Schlosser Tariel Gwiniaschwili und mit Guram Gogbaidse aus der Stadt Rustawi gründete er im Frühjahr 1981 (andere Quellen geben 1979 an) die im Untergrund tätige Nationale Befreiungsorganisation Georgiens, deren Statut er auch verfasste. Bei ihrer Aufnahme in die Organisation mussten die Mitglieder der Organisation einen schriftlichen Schwur ablegen, sie zahlten Mitgliedsbeiträge und hielten Versammlungen ab. Mit einem programmatischen Papier lieferte Laschkaraschwili im Herbst 1981 eine Analyse der für den Verlust der georgischen Unabhängigkeit verantwortlichen Umstände. Darüber hinaus waren Flugblätter geplant, mit denen die Organisation der allgegenwärtigen sowjetischen Propaganda entgegenzuwirken hoffte.

Im Frühjahr 1983 begann Laschkaraschwili mit der Herstellung von Pappschablonen, bei denen er ein Hakenkreuz durch die Aufschriften „UdSSR – Faschismus, Rassismus, Kolonialismus, Russifizierung“ sowie „UdSSR – Russisches Imperium“ in russischer Sprache ergänzte. Er entwarf Wappen und Flaggen für ein künftiges unabhängiges Georgien. Weitere von ihm gefertigte Schablonen enthielten Losungen wie „Weg mit der Marionettenregierung“ oder „Wir lassen uns nicht verbieten, in die Kirche zu gehen“, die nachts auf den Mauern und Häuserwänden der georgischen Hauptstadt aufgebracht wurden. Im Mai des Jahres protestierte Laschkaraschwili mit Flugblättern gegen die geplanten Feierlichkeiten zum 200. Jahrestag des Vertrags von Georgijewsk, als dem Beginn der Abhängigkeit Georgiens vom Russischen Imperium. Am 26. Mai 1983 hielt er auf einer Versammlung der Nationalen Befreiungsorganisation Georgiens anlässlich des georgischen Unabhängigkeitstages ein Referat über die Geschichte Georgiens und die Notwendigkeit, den Unabhängigkeitskampf fortzusetzen. Außerdem stellte er die von ihm konzipierten Schablonen vor und zeigte, wie die Losungen mit ihrer Hilfe verbreitet werden konnten. Noch am selben Tag verteilte die Gruppe Flugblätter in Kutaissi.

Kurze Zeit später wurden die Verschwörer verhaftet. Das Oberste Gericht der Georgischen SSR verurteilte Laschkaraschwili am 20. Februar 1984 nach Artikel 71 Absatz 1 Strafgesetzbuch der Georgischen SSR (entspricht *Artikel 70 Strafgesetzbuch der RSFSR) zu fünf Jahren Arbeitslager unter verschärften Haftbedingungen sowie zu zwei Jahren Verbannung. Gwiniaschwili und Gogbaidse wurden zu je vier Jahren Haft verurteilt. Zur Verbüßung der Haft wurde Laschkaraschwili in den Straflagerkomplex der *mordwinischen Lager gebracht. Im Juli 1987 kam er infolge der von Gorbatschow angeordneten Amnestie für politische Gefangene vorzeitig frei.

Nach seiner Rückkehr nach Tiflis wurde Laschkaraschwili Mitglied der *Ilia-Tschawtschawadse-Gesellschaft. 1988 emigrierte er nach Frankreich, wo er in der Pariser Redaktion von *Radio Liberty arbeitete. 1992 kehrte er nach Georgien zurück, wo er bis 1995 Mitarbeiter in der Kanzlei des Georgischen Parlaments war. Nach Ende der Legislaturperiode verlor er diese Arbeit, ging nach Frankreich zurück und ließ sich dauerhaft in Paris nieder.



Guram Sosselia
Aus dem Polnischen von Gero Lietz
Letzte Aktualisierung: 08/18

Information

Die Sonderzeichen * und # erscheinen lediglich aus technischen Gründen im Text. Auf der Ursprungs-Webseite dissidenten.eu finden sie weiterführende Links sowie die vollständige Version der Biografien mit Glossarerklärungen, Chroniken und ausführlichen Darstellungen der Oppositionsgeschichten aller Länder.