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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Leibbrand, Anna

* 2.5.1902 ✝ 24.7.1972

Geboren als Anna Wiedemann am 2. Mai 1902 in München, Tochter eines Druckers; wurde 1917 technische Angestellte. Seit 1923 mit Robert Leibbrand verheiratet, trat 1924 in die KPD ein und gehörte in Königsberg, Danzig, Halle/S. und Berlin den jeweiligen KJVD-BL an. Sie reiste Ende 1926 mit ihrem Mann nach Moskau und arbeitete dort bis 1929 als Stenotypistin bei der Komintern. Dann Instrukteurin bzw. Frauenleiterin der BL Berlin-Brandenburg. Als eine bekannte Berliner Kommunistin und Rednerin war sie bis 1933 Abgeordnete der Bezirksverordnetenversammlung Berlin-Pankow und Redakteurin der Zeitschrift »Arbeiterin«. Bis Juli 1933 Mitglied der illegalen BL Berlin-Brandenburg, im September 1933 Emigration in die Schweiz, dort Dienstmädchen, später Arztgehilfin. Sie gehörte bis 1948 der KP der Schweiz bzw. PdA an, gründete 1937 die »Centrale Sanitaire Suisse« und führte illegale Aufträge für die KP Italiens aus. 1938 von Robert Leibbrand geschieden, heiratete sie 1939 den Schweizer Arzt Hans von Fischer und wurde Schweizer Staatsbürgerin. Im Oktober 1948 Übersiedlung in die SBZ, im Februar 1949 Mitglied der SED. Von Juni 1949 bis Anfang August 1951 Redakteurin bei der Zeitung »Tägliche Rundschau« für Sachsen in Dresden. Sie lebte inzwischen mit Friedrich Schlotterbeck (dem Autor des bekannten Buches »Je dunkler die Nacht, desto heller die Sterne«, einem Bericht über die Verfolgung der Familie Schlotterbeck durch die Nazis) zusammen und geriet mit ihm in die Säuberungen. Anfang 1951 wegen »Spionageverdachts« aus der SED ausgeschlossen, von der ZPKK der SED beschuldigt, sie habe 1941 Noel H. Field zahlreiche Adressen von Emigranten verschiedener Nationalitäten übergeben und zugleich in freundschaftlicher Verbindung zu Herta Jurr-Tempi gestanden. Anna Leibbrand und Friedrich Schlotterbeck mußten sich durch »hervorragende Arbeit bei der SDAG Wismut bewähren«. Am 15. Februar 1953 wurden beide vom MfS verhaftet und am 27. April 1954 vom 1. Strafsenat des Bezirksgerichts Rostock wegen »Verbrechens gemäß Artikel 6 der DDR in Verbindung mit einem Vergehen gegen die Kontrollratsdirektive 38« zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt. Eine Berufungsverhandlung minderte das Urteil lediglich um ein Jahr, beide wurden 1956 aus der Haft entlassen. Es folgten die übliche nichtöffentliche Rehabilitierung und Wiederaufnahme in die SED. Bis zu ihrem Tode lebte Anna Schlotterbeck mit ihrem Mann in Groß Glienicke bei Potsdam, sie arbeiteten gemeinsam als Schriftsteller und Hörspielautoren. Die (während der DDR-Zeit aufgeschriebenen) Erinnerungen Anna Schlotterbecks unter dem Titel: »Die verbotene Hoffnung«, worin sie über ihre Haft- und Leidenszeit in der DDR ergreifend berichtete, veröffentlichte der 1984 in die Bundesrepublik ausgereiste Ostberliner Schriftsteller Hans Noll 1990 in Hamburg. Anna Leibbrand (Schlotterbeck) starb am 24. Juli 1972.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten