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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Leow, Willy

* 25.1.1887 ✝ 3.10.1937

Geboren am 25. Januar 1887 in Brandenburg/ Havel; lernte Tischler. Anschließend auf Wanderschaft, besuchte Arbeiterbildungsschulen und siedelte nach Berlin über. 1904 Mitglied der SPD und der Gewerkschaft. War innerhalb der USPD aktiv bei der Organisierung der Spartakusgruppe, schloß sich dieser während des Krieges an. Im April 1918 zusammen mit Leo Jogiches, Willi Budich u. a. verhaftet und erst beim Ausbruch der Revolution im November 1918 befreit. Seit Gründung der KPD Mitglied und Funktionär der Partei. In den zwanziger Jahren zunächst Parteisekretär in Berlin-Nordwest, dann Pförtner des Karl-Liebknecht-Hauses, dem Sitz der KPD-Zentrale. Delegierter des VII. Jenaer Parteitages 1921. Nach Gründung des RFB auf dem 1.Reichskongreß dieser Organisation im Mai 1925 zum 2. Bundesvorsitzenden gewählt, Vorsitzender war Ernst Thälmann. Nachdem dieser im Oktober 1925 KPD-Führer wurde, stieg Leow praktisch zum Leiter des RFB auf. Auf dem XI. Parteitag 1927 wurde Leow als Kandidat ins ZK gewählt, im selben Jahr unternahm er eine längere Reise in die Sowjetunion. Im Mai 1928 zog er auf der Reichswahlliste der KPD in den Reichstag ein, dessen Abgeordneter er ununterbrochen bis 1933 blieb. Während der Wittorf-Affäre 1928 verdichteten sich Gerüchte – die bis 1933 immer wieder auftauchten –, daß Leow im RFB eine Korruptions- und Mißwirtschaft betreibe. Doch als Thälmann durch Stalin wieder in seine Funktion eingesetzt wurde, festigte sich auch die Stellung seines Vertrauensmannes Leow. Obwohl nach vielen Berichten ein ungehobelter Funktionär, sogar ein Trinker, stieg er dennoch rasch in die höchsten Positionen auf. Der XII. Parteitag 1929 wählte Leow als Mitglied ins ZK, der illegale RFB wurde von ihm geleitet. 1933 emigriert, kam Leow 1934 in die Sowjetunion, trug dort den Namen Leow-Hofmann. Zunächst arbeitete er als Redakteur im deutschen Staatsverlag in Engels (Wolgarepublik) bzw. war zuletzt dessen Leiter. Am 26. Februar 1936 wurde er in Engels vom NKWD verhaftet und am 3. Oktober 1937 wegen »Organisation einer trotzkistisch-terroristischen Gruppe« vom Militärkollegium des Obersten Gerichts der UdSSR zum Tode verurteilt. Willy Leow wurde noch am selben Tag erschossen. Er wurde durch eine Verfügung des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR erst im Januar 1989 »rehabilitiert«.

Er war seit 1909 verheiratet mit Anna, geborene Diwan (* 28. 10. 1889 – † 4. 4. 1974), sie war Schneiderin. Seit 1919 in der KPD, von 1922 bis 1933 Telefonistin in der sowjetischen Botschaft in Berlin. Anfang März 1933 festgenommen, kam sie bis Januar 1934 in das Frauenkonzentrationslager Moringen. Sie emigrierte in die Sowjetunion, ließ sich später von ihrem Mann scheiden und nahm ihren Mädchennamen Diwan an. Sie durfte erst 1957 in die DDR. Ihr gemeinsamer Sohn Hans Leow (* 18. 8. 1907 in Brandenburg/Havel) war von Beruf Maschinensetzer. Ab 1926 Mitglied der KPD, ging er bereits 1931 in die Sowjetunion, war dort bei der VAA beschäftigt. Hans Leow wurde im September 1937 vom NKWD verhaftet und am 3.November 1943 in Butowo erschossen. Seine Frau Martha, geborene Langrock (* 8. 9. 1909 – † 17. 4. 1967), folgte ihm in die Sowjetunion, bis 1933 bei der DZZ, später Korrektorin in Moskau. Nach der Verhaftung ihres Mannes Verbannung nach Tjumen, 1943 zur Arbeitsarmee im Ural eingezogen. Erst 1956 kam sie in die DDR.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten