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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Lichtenstein, Kurt

* 1.12.1911 ✝ 12.10.1961

Geboren am 1. Dezember 1911 in Berlin; Werkzeugmacher. Kurze Zeit in einer jüdischen Jugendorganisation, seit 1928 im KJVD aktiv und ab November 1931 in der KPD. Von 1931 bis 1933 studierte er an der Deutschen Hochschule für Politik Zeitungswissenschaften, arbeitete u. a. in der Berliner BL der RGO. 1933 zunächst im Saargebiet, die KPD schickte ihn nach Moskau, wo er Abendkurse an der KUNMS besuchte. Nachdem Lichtenstein als Herbert 1934 einen Sonderlehrgang des KJVD in Moskau absolviert hatte, kam er als Instrukteur ins Saargebiet. In der Pariser Emigration übernahm er verschiedene Funktionen, u. a. die Anleitung des Widerstandes in Deutschland von Straßburg aus. Wegen vermuteter Abweichungen gab es mehrere Untersuchungen der Kaderabteilung gegen ihn. Im Herbst 1936 meldete sich Lichtenstein freiwillig zu den Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg, dort wurde er Politkommissar und Offizier, später Chefredakteur der Zeitung »Pasaremos«. Nach der Niederlage der Republik war er bis März 1941 in Frankreich interniert und anschließend in der französischen Résistance aktiv. Auf Beschluß der Parteiführung ging er im April 1944 von Toulouse nach Deutschland zur illegalen Arbeit und war (getarnt als »Fremdarbeiter« Jules Bardier) in Suhl.

Nach dem Krieg blieb Lichtenstein für die KPD im Ruhrgebiet tätig. Zunächst war er Sekretär der BL, 1946 Redakteur am KPD-Organ »Westdeutsches Volks-Echo«, 1947/48 Chefredakteur des KPD-Zentralorgans »Freies Volk« in Düsseldorf, dann bis 1950 in gleicher Funktion bei der »Neuen Volkszeitung« in Dortmund. Von 1947 bis 1950 war er Abgeordneter des Landtages von Nordrhein-Westfalen. Nach der MfS-Festnahme von

Kurt Müller

wurde Lichtenstein wegen seiner engen Verbindung zu »Kutschi« abgelöst und nach einem längeren Verfahren 1953 aus der KPD ausgeschlossen. Ende 1954 trat er in die SPD ein und lebte bis 1958 als Hilfsarbeiter. Ab 1959 Redakteur der »Westfälischen Rundschau«, begann er im Oktober 1961 eine Reportage-Reise entlang der DDR-West-Grenze. Dabei wurde Kurt Lichtenstein am 12. Oktober 1961 bei Zichorie von DDR-Grenzsoldaten erschossen. Das erregte großes Aufsehen – war er etwa von seinen früheren Genossen liquidiert worden? 1994 hat Rainer Zunder (»Erschossen in Zichorie«) das Leben Kurt Lichtensteins beschrieben.

Information

Mehr Hinweise zu den beiden Lexika finden Sie unter Wer war wer in der DDR? und unter Handbuch der Deutschen Kommunisten